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Mit dem Roller nach Jerusalem...

Mauszeiger auf Foto zeigt Bildtitel, Texte / Fotos Audios © Burkhart Rüchel

Seite 07 - Österreich / Slovakei

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2010_06_21 - Montag, Reisetag 071

Nach langem Packen bin ich abreisebereit, wir bauen den Camping-Anhänger wieder zusammen, dann nehme ich Abschied, rolle los. Ich frage mich wie ich mit dem ganzen Gepäck bis Weissenkirchen gekommen bin - beim Start jetzt habe ich 1517 km auf dem Tacho. Aber nach ein paar Kilometern habe ich mich dran gewöhnt, in Dürnstein nehme ich noch einen Espresso bei "taste and beauty", da fällt mir auch die Sage zu Richard Löwenherz ein die man mir neulich erzählte:
Der Sänger "Blondel" suchte nach der Gefangennahme von König Richard Löwenherz seinen Herren in der Gegend - er spielte oder sang unter jedem Herrschaftssitz die erste Strophe eines nur ihnen bekannten Liedes in der Hoffnung der gefangene König würde mit der zweiten Strophe antworten wenn er das Lied hört. So geschah es dann auch und Blondel fand Löwenherz.
In Stein kaufe ich dann in einem Radladen neue Bremsbeläge und stelle fest dass die hintere Bremse falsch montiert war - die Seiten vertauscht, die Beläge wurden nur von den kleinen Metallklammern gehalten die das Herausfallen der Beläge verhindern sollen. Na, inzwischen ist alles in Ordnung und ich kann wieder mit Tempo 70 die Berge runter...
Krems ist ein beachtliches Städtchen und recht gross, an der Obst- und Weinbergschule fahre ich vorbei. Dann Rohrendorf, Alt Weidling, Theiss - da esse ich das erste Mal Kirschen vom Baum und merke dass die hier dies Jahr wohl wegen des vielen Regens nichts taugen, viel zu viel Wasser und wenig Geschmack, meist aufgeplatzt und verdorben. Ab dem Wärmekraftwerk gehts über die Felder, ich unterquere eine neue wahrscheinlich Autobahn, schlage mich Richtung Donau durch. Ein Jäger klärt mich auf dass das Wäldchen durch das ich fahre in Privatbesitz ist. An das Flüsschen Krems komme ich, fliesst genau neben der Donau, an einer kleinen Furt muss ich die Schuhe ausziehen da es zum Durchfahren zu tief ist. Bald kommt eine Brücke und ich gelange an die Donau, auf dem Treppelweg geht es nun flott voran. Beim Kraftwerk Altenwört gehts auf die rechte Seite des Stromes nach Zwentendorf, in die urige Bärndorfer Hütte - die steht genau vor einem nie in Betrieb gegangenen Kernkraftwerk - kehre ich nach kurzem Zögern ein, bestelle ein Viertel Weissen, sobald ich sitze merke ich wie müde ich doch bin. Auf einem Schrank steht eine sog. "Goebbelsschnauze", die geht jedoch nicht mehr. Rauche eine von den in Weinzierl geschenkten cubanischen Cigarren, es bleibt auch nicht bei dem einen Viertel. Zuletzt setzen sich noch zwei Einheimische mit dazu, ich erfahre einiges zur Ortsgeschichte: so gab es im 2. Weltkrieg nicht nur eine "Wunderwaffen"-Fabrikation V-2 / A4, auch wurde Flugbenzin hergestellt. Und in der Römerzeit gab es ein Kastell von dem aber nichts mehr zu sehen ist, die dazugehörige Siedlung wurde in der Nähe lokalisiert. Einige Achtel nehmen wir noch zusammen - dann merke ich dass ich zu viel getrunken habe, suche mir in der Nähe einen Schlafplatz - ich muss den Gaumen kitzeln, die Nacht geht es mir gar nicht gut!

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2010_06_22 - Dienstag, Reisetag 072

Habe einen schweren Kater, schaue immerhin mal zu der Stelle wo das Römerkastell stand, lege mich dann aber auf eine Wiese und verschlafe den halben Tag, stehe erst gegen 13.3o wieder auf. In Zwentendorf sehe ich mir das Kirchlein an, nebenan ein Schlösschen. Dann erst fällt mir ein wie man einen Kater auszutreiben pflegt und ich nehme ein Bier, danach hören wenigstens die Kopfschmerzen sofort auf. Weiter gehts es über Kleinschönbichl, Pischeldorf, hinter Kronau ist eine Holunderplantage. In Tulln bin ich 16.oo, sitze eine Weile auf dem Marktplatz, ein Stück weiter steht der Römerturm als Rest des grossen römischen Kastells "Commagenis" aus dem 4. Jahrhundert - ein Bollwerk gegen die Awaren und Ungarn (bis ins 13. Jahrh, Teil der ältesten Stadtbefestigung und Schutzbau für den Donau-Handel, seit dem 15. Jahrh. städtisches Zeughaus, im 19. Jahrhundert Salzmagazin). Tulln spielt auch in der Nibelungen-Saga eine Rolle - hier begegneten sich Krimhild und der Hunnenkönig Etzel / Attila.
In Altendorf-Greifenstein am Donau-Altarm will ich 18.3o mein Nachtlager am Wasser aufbauen, nur nerven zwei vorpubertäre Mädchen mit sinnlosem Gekreische auf dem nahen Spielplatz.

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2010_06_23 - Mittwoch, Reisetag 073

Am Morgen habe ich bald zusammen gepackt; der weisse PKW ist ein Steyr, sehe mir dann Klosterneuburg an. Als ich beim Bäcker Kaffee und Kuchen nehme höre ich im Radio dass die mit der Missbrauchsnummer immer noch nicht fertig sind. Das war doch schon Dauerthema als ich vor Monaten Berlin verliess!
An der Strasse steht mal wieder ein Wägelchen mit Rädern einer Halbketten-Zugmaschine (so ein Rad hab ich auch noch im Keller), wahrscheinlich vom 1-t-Zugkraftwagen, Bild hier. Habe mir Adresse und Telefonnummer geben lassen, frage gelegentlich mal nach was aus dem Rest geworden ist.
Ob der Kafka von dem LKW ein Nachkomme vom Franz ist?
Nun bin ich schon in Wien, die alte Brücke ist die Schemerl-Brücke. Dann einige Graffiti, die Fernwärme Wien hat den vergoldeten Schornstein, bei McDonalds am Julius-Tandler-Platz nutze ich kostenlos internet und frage meine mails ab. Nun fahre ich zum Augarten, da stehen noch die Flakbunker (in Berlin sind alle 3 Paare gesprengt und abgetragen worden bis auf einen inzwischen begehbaren Bunker-Rest im Humboldthain). Am Gaussplatz sehe ich bereits den grossen, runden Gefechtsturm, später den 3oo Meter entfernten eckigen Leitturm. Diese Bunker dienten nicht nur der Stadtverteidigung bei den dauernden Luftangriffen alliierter Bombergeschwader sondern auch dem zivilen Luftschutz.
Es folgen ein paar Wiener Graffiti, dann die Gedenkstätte wo sich früher die Wiener Gestapo befand, das Gebäude der Urania mit der weissen Kugel obenauf - ein Planetarium. Das nächste Foto zeigt das ehemalige Kriegsministerium, heute Sitz diverser friedlicherer Ministerien. Im Hause frage ich den Pförtner nach ein paar Details zum Bau, er kramt ein dick eingestaubtes Buch hervor - da es ihm zu mühsam ist die Antworten heraus zu suchen wird mir das Buch nach kurzer Rückfrage einfach geschenkt! Das Reiterstandbild zeigt Graf Radetzky.

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In Wien fahren noch diese schönen, alten Strassenbahnen. Nach den beiden Fotos vom MG-Sportwagen folgen 2 Bilder vom letzten Sitz des Hochmeisters des Deutschen Ordens - heute das OFID-Gebäude (Internationale Entwicklungs-Finanzierungsinstitution für Entwicklungsländer).
Eine Wiener Schickse, dann ein Reiterstandbild des Feldmarschall Schwarzenberg.
Am Karlsplatz die grosse Karlskirche, die Handelsakademie heisst heute business-school, die Staatsoper, Hofburg, Parlament. Die Bezeichnung Südbahnhof (Ost) etwas irreführend, als ich kurz vor 17.oo am Arsenal ankomme schliesst das Heeresgeschichtliche Museum gleich, werde also dort morgen früh einschauen. Auf dem Gelände des ehemaligen Arsenals sind nicht nur Wohnungen in den historischen Gebäuden sondern auch Theater, Fernmeldezentralamt, Technologiezentrum usw. Auch eine Tennisschule mit Tennisplätzen gibt es - da marschiere ich natürlich rein und dusche ausgiebig. Ich werde mir wohl auf dem weitläufigen Arsenal-Gelände einen Schlafplatz suchen für die Nacht.
Herrlich erfrischt sehe ich mir das Belvedere an, in der ehemaligen Garde-Kirche hat sich eine polnische Gemeinde etabliert in deren Messe ich kurz reinhöre: Tonaufnahme. Das russische Sieger Denkmal ist nicht zu übersehen, der Soldat obenauf übrigens mit Maschinenpistole PPSh-41.

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2010_06_24 - Donnerstag, Reisetag 074

Soweit ganz gut geschlafen (erstes Bild vom Schlafplatz aus), nur von früh an nervige Hundebesitzer mit allen Sorten von Tölen, mehr nervten die Frauchen dazu - die riefen, schrien, brüllten nach ihren Kötern dass an Schlaf nicht mehr zu denken war (hab den Eindruck dass es in Wien noch mehr Hunde als in Berlin gibt). Zum Glück hatte ich gestern auf einem umzäunten Spielplatz mein Zelt aufgebaut - soweit sind sie schon: die Kinder werden eingehegt und die Hunde laufen frei herum...
Kurz nach dem das Heeresgeschichtliche Museum öffnet sehe ich mir die grossartigen Sammlungen an. Das Museum existiert seit 1891, da ist in den mehr als hundert Jahren bereits einiges zusammen gekommen. Leider sind viele Vitrinen schlecht beleuchtet, die Scheiben spiegeln stark. Ich erfahre einges zur wechselvollen Geschichte Österreichs und des Kontinents überhaupt, es ist schon ein Irrsinn was es für gewaltige Schlachten und Kriege in wechselnden Koalitionen gab - nur um für einige Jahre ein paar Grenzen für eine Weile zu verschieben! Eigentlich hat keine europäische Macht etwas von seinen Expansionsbestrebungen auf Kosten seiner Nachbarn gehabt - ausser einen irrsinnigen Blutzoll und der unsinnigen Verschwendung von Ressaurcen, von der Zerstörung so vieler kultureller Güter und dem Leid so vieler Einzelschicksale ganz abgesehen...
Der Panzer-Garten ist für mich eine Enttäuschung, nur moderne Fahrzeuge bis auf ein russisches Sturmgeschütz aus dem WK-II. Das einzige deutsche Kettenfahrzeug ist ein Ladungsträger (Boden- oder Wasserfund), leider abgedeckt von einer Plane. Immerhin gibt es in den Sälen einen Fieseler Storch (fliegender Feldherrnhügel), ein NSU-Kettenkrad HK 101, einen KdF-Kübelwagen Typ 82, einen Raupenschlepper Ost und einen Willys-Jeep. Eine Schulklasse wird hier im Schnelldurchlauf durchgeschleust - die Lehrerin erzählt einen ziemlichen Schmarrn zum 3. Reich.
Der PKW-Oldtimer aus der Kaiserzeit ist das Auto in dem der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau 1914 von serbischen Separatisten in Sarajevo erschossen wurden - dieses Attentat löste über eine verhängnisvolle Bündnis-Politik den 1. Weltkrieg aus...
In den Ausstellungen zum 2. Weltkrieg sehe ich auch meine Fundstücke aus dem Waldviertel - hier natürlich im tadellosen Zustand und nicht solch rostige Fragmente. Wie ich seinerzeit schrieb lösten sich in Weinzierl Deutsche Elite-Einheiten auf als das Kriegsende bekannt wurde, man liess alles stehen und liegen und versuchte wohl sich einzeln oder in kleinen Gruppen in die Heimat durchzuschlagen. So blieb in der Gegend einiges liegen, an der Stelle wo ich die Reste der russischen MPi fand entledigte man sich auch einiges mittels starkem Feuer - ich fand u.a. geschmolzene Glasflaschen. Einige interessante Messing-Kleinteile die ich wie ich in den Ausstellungen hier sah richtig deutete stammen von einer Kavallerie-Pistole, etwa zwischen 1800 und 1850 gebaut. Da kann man mal sehen was da mitten im Walde alles seinerzeit liegen blieb!
Heute ist im HGM grosser Bahnhof und jede Menge österreichisches Militär aller Waffengattungen zugange - wie ich auf Anfrage erfahre die Ausmusterungsfeier des Generalstabskurses vom Ministerium für Landesverteidigung, es spielt eine grosse Militärkapelle, mein Roller den ich im Eingangsbereich abgestellt wird bestens bewacht von bewaffneten Soldaten!
Im hauseigenen Cafe (mit shop wo man u.a. auch Uniformteile kaufen kann) stärke ich mich mittels Kaffee, sitze bis 17.oo (da schliessen die) am Rechner um die ganzen aufgelaufenen Fotos abzuarbeiten.

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Zum McDonalds am Schwarzenbergplatz will ich noch einmal, als ich bergab durchs Gelände des Belvedere fahre tuts plötzlich einen Schlag (wo die Schräge wieder in die Ebene übergeht) und ich rutsche auf dem Trittbrett weiter, mehr amüsiert als erschrocken sehe ich meinem Hinterrad hinterher das mich eilends überholt! Zum Glück passierte sowas nicht im dichtesten Verkehr oder bei rasanter Bergabfahrt. Es hat auch gleich die Bremsbeläge herausgerissen, die sind schnell wieder eingesammelt und alles montiert. Aber sagt mal ehrlich - welcher was auch immer für ein Rad-Hersteller führt die Ausfallenden nach oben offen aus? Da muss ja irgendwann die Achse herausspringen...
Gestern hatte ich in paar Radläden nach der Wiener Roller-Szene gefragt, niemand wusste was. Hab dann im Internet geschaut - da wurde die Eröffnung eines Roller-Handels angekündigt, auf einer andern Seite gleich dessen Schliessung. Eine email-Adresse gab es noch und ich bekam heut die Antwort von Christian: Die Wiener Roller-Szene ist eingeschlafen!
Bei McDonalds sitze ich wieder lange am netbook, hole mir eine Cola-light, todesmutig trinke ich diese kalte, quietsche-süsse Chemo-Therapie, die klebt alles zusammen. Davon abgesehen läuft seit gestern ein Musikvideo in Endlosschleife, inzwischen habe ich es wohl dutzende Male hören müssen...
Als es dunkelt rolle ich wieder zum Arsenal hinauf zu meinem eingehegten Schlafplatz von gestern, neben dem Belvedere tönt aus einem Lokal Jazz-Musik, ich höre eine Weile zu und ziehe weiter, habe keine Lust mir in Wien uralte Jazz-Standards anzutun. Ein Stück weiter an einer Ecke einmal ein Bild mit Hunde-Pisse - man kann sich vorstellen wie es hier stinkt! Am Arsenal baue ich wegen der vielen Mücken schnell das Zelt auf, der Wachdienst fährt genau wie gestern seine Runde.

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2010_06_25 - Freitag, Reisetag 075

Im Tennis-Club wasche ich in der Damengarderobe im Waschbecken bischen Wäsche, da ist sowieso niemand. Vor dem HGM steht ein gepanzerter Dingo-2, als ich drunterschaue vermisse ich unten entsprechenden Panzerschutz. Was tun wenn das Ding auf eine Mine fährt und nicht weiter kommt? Da hilft die beste Panzerung oben auch nicht viel...
Als das HGM öffnet sehe ich mir in anderthalb Stunden den letzten Teil der Ausstellungen an der gestern wegen des Empfangs versperrt war. Natürlich nerven wieder diverse Schulklassen die alles andere im Sinn haben als Geschichte...
Mein Rundgang gestern und heute war wohl eher eine Zeitreise rückwärts, hier noch einmal die Ausstellungsschwerpunkte im Heeresgeschichtlichen Museum:

- Vom 30jährigen Krieg bis Prinz Eugen - der historische Hintergrund, Einfälle und Kämpfe mit den Osmanen
- Saal der Revolutionen (1789 - 1848/49), Europa unter Napoleon, Befreiungskriege
- Radetzky-Saal (vom Biedermeier bis zum Krieg von 1866)
- Franz-Joseph-Saal und Sarajewo (1867-1914) - der historische Hintergrund
- Der Erste Weltkrieg und das Ende der Habsburger Monarchie
- Republik und Diktatur - Österreich 1918-1945
- Seemacht Österreich
- Österreich bei friedensunterstützenden Missionen und bei humanitären Hilfseinsätzen, ab 1960

Natürlich hat auch das HGM wie jedes andere Museum seine Lagerkapazitäten längst erreicht, weiss man gar nicht mehr wohin mit den ganzen Exponaten.
In der hauseigenen Cafeteria wird mir schon ein Tisch reserviert, ich kann die Akkus laden und die Fotos bearbeiten. Will heute noch weiter obwohl es in Wien noch jede Menge zu entdeckenn gibt - aber dazu reichen Monate nicht aus!

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Kurz nach 15.oo verlasse ich Arsenal und HGM - und Wien, fahre Richtung Osten Richtung Donau, bei McDonalds in der Simmeringer Hauptstrasse spiele ich die letzten Daten ins Netz. Dise Schilder zwecks Hunde-Kack-Verbot sieht man in den Wiener Grünanlagen recht häufig, die meisten Leute halten sich auch dran und sammeln ihr Zeugs immer brav in Tüten - ansonsten kostet das bis 36 Eus. Wird Zeit dass die das auch in Berlin einführen!
Es geht weiter an Gewächshäusern vorbei, ein Kirschbaum steht dort, ich stelle den Roller an den Zaun, steige auf den Lenker und sitze dann oben auf dem Zaun, esse Kirschen bis ich nicht mehr kann, die sind hier deutlich besser als in den Regengebieten zuvor. An der KFZ-Verwahrstelle fahre ich vorbei, die Hauptkläranlage Wiens, Hafen und Kraftwerk Freudenau wo ich die Donau quere. Im sauberen Kanal dahinter bade ich, es geht über die Schwimmbrücke zum Donauradweg. Das Öltanklager Lobau muss weiträumig umfahren werden, es gibt einen Denkstein für im Weltkrieg umgekommene Zwangsarbeiter, ebenso noch einen Luftschutzbunker. Die Franzosen hatten hier am 19. Mai 1809 nach der Besetzung Wiens einen Brückenkopf an der Donau (Ziel war die österreichische Hauptarmee unter Erzherzog Carl im Marschfeld zu besiegen; die Österreicher konnten die Pontonbrücke zwar mehrfach zerstören jedoch den Übergang nicht verhindern)..
Der Nationalpark Donau-Auen ist das reinste Mückenzuchtgebiet, wehe man hält an, sofort ist man von grossen Schwärmen: Tonaufnahme Mücken umgeben die alle nur das eine wollen: mein Blut! Hinter Schönau baue ich das Zelt direkt neben dem Weg auf dem Damm - mit Handschuhen und Moskito-Netz um den Kopf! Endlich im Zelt gibt es noch unzählige Mücken die mich pisaken, es wird eine lange Jagd bis ich einigermassen Ruhe habe.

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2010_06_26 - Samstag, Reisetag 076

Morgens ist zum Glück etwas Wind der die Mücken einigermassen fernhält (Foto: Mücken überm Innenzelt!), ich fahre bis Orth, schaue kurz in die Kirche und ums Schloss. Am Schloss liegt eine sogenannte Konkretion (ca. 1 Meter hoch, entstanden im Tertiär, gefunden bei Hainburg, im sog. Wiener Becken). Im Cafe gegenüber habe ich schon wieder ein offenes w-lan-Netz.
Am Ortseingang Wagram ein grosser Kirschenbaum, den kann ich nicht ignorieren. Etwas weiter ein Kiessee mit türkisfarbenen Wasser, am Ufer gegenüber Fischerfest. Niemand badet, es wird bloss geangelt. Ganz geheuer ist mir das Wasser nicht, halte nur die Füsse rein.
In Eckartsau sehe ich mir das Jagdschloss an (von aussen) in dem der letzte Kaiser Österreichs - Karl I. (1887-1922) - bis zu seiner Vertreibung 1919 logierte, von hier aus brach er am 23. März zu seinem Exil in die Schweiz auf. Die erste schriftliche Erwähnung des Schlosses datiert auf das Jahr 1180 - seinerzeit eine vierseitige, von doppelten Wassergräben umgebende Wehrburg.
Vor Kaiser Karl I. war Franz Ferdinand bis zu seiner Ermordung in Sarajewo Hausherr in Schloss Eckartsau. Wie man im Schloss lesen kann: "Thronfolger Franz Ferdinand erlegte während seines Lebens insgesamt 274889 Stück Wild aller Art. Sein höchster Jahresabschuss war im Jahr 1911 mit 18799 Stück". Schwer vorstellbar - das wären dann in diesem Jahr 1911 durchnittlich pro Tag gut 50 Stück Wild gewesen. Hat der Thronfolger sonst noch was anderes zu tun gehabt? Oder erlegte er Wild per Dauerfeuer?
In die Donau-Auen bei Hainburg sollte Mitte der 80er Jahre ein Kraftwerk gebaut werden (Aufstauung der Donau über 37 km mit 10-12 Meter hohen Dämmen) - das Volk war gegen die Zerstörung dieser letzten Auen-Landschaft und besetzte das Gelände um die Stopfenreuther Au, die Staatsgewalt marschierte auf und es folgten die üblichen Prügel-Orgien. Zuletzt siegte aber Volkes Wille und der widerrechtliche Kraftwerksbau wurde 1986 abgeblasen! siehe Nationalpark Donau-Auen.
Bei Bad Deutsch-Altenberg gehts wieder auf die rechte Donauseite, ich besehe die Stephanskirche mit Karner. In Hainburg bei Lidl hole ich fix 2 Dosen Bier kurz bevor sie schliessen, an der Kasse verlangt die Kassiererin in meine Rückentasche zu sehen - angeblich verlange die Betriebsleitung das. Na, ich mache kein Drama draus, nehme die Tasche vom Rücken und lasse die Frau hineinsehen, meine dazu dass mir sowas in 76 Reisetagen nicht passiert ist!
Am Himmel einige Flugzeuge - es ist Hangar-Fest, 81 Jahre Flugplatz. Eigentlich will ich auf den Berg die imposante Burgruine ansehen, schiebe den Roller bis zum Sportplatz hinauf - dort ist Feuerwehrfest: 40 Jahre Jugendfeuerwehr. Allerdings ist ab hier der Weg zu steil für den Roller den ich nicht unten stehen lassen will. Ausserdem ist da gerade Theater: Johann Nestroy - Der fliegende Holländer zu Fuss. Ob ich dabei die Schlossruine ansehen kann ist fraglich, werde die Ruine wohl nur virtuell ansehen können.
Es folgen einige Aufnahmen von Hainburg: das Ulrichsheim (ehemaliges Pilger-Hospital, Kapelle zum Heiligen Ulrich 1390 erstmalig erwähnt), das Wiener Tor, die Pfarrkirche. 2 Bewaffnete Uniformierte sehe ich durch die Stadt patroullieren. In der Ferne schon die Hochhäuser von Bratislava / Slovakei. Am Stadtrand Hainburgs baue ich schon 19.15 das Zelt auf, diesmal sind nicht ganz so viele Mücken dabei. Zur Nacht höre ich noch 2 van-Dusen-Krimis. Und auf den Kilometerstand habe ich mal wieder geachtet:

Gesamtkilometer: 1725 km.

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2010_06_27 - Sonntag, Reisetag 077

Heute stehe ich recht früh auf, packe wegen der die ganze Nacht lauernden Mücken schnell zusammen und bin 7.3o auf der Piste. Der uralte Wagenheber aus der Zeit als noch Kutschen fuhren liegt am Hainburger Ortsausgang. In Wolfsthal ist ein herrlich altes, unrestauriertes Schloss - leider nicht mal von aussen zu besichtigen da Privatbesitz, man kommt nicht auf das vom zugewucherten Schlosspark umgebene Gelände. Die Grenze überquere ich ganz unspektakulär, direkt dahinter auf slovakischer Seite steht der grosse alte Praga-LKW (6 Zylinder) aus den 40er Jahren. Der Radweg ist kaum beschildert, man fürchtet viele Kilometer weit vielleicht verkehrt zu fahren.
Bratislava sehe ich mir nicht an, bleibe auf der rechten Donau-Seite, an der "Novy Most" - der Neuen Brücke - steht ein auffallend sauberer WC-Container, da kann ich mich ungestört waschen, spüle auch shirt und Socken durch. Dann geht es weiter direkt an der Donau entlang, da steht ein Denkmal das an den Genozid an den Armeniern 1915 in der Türkei erinnert, vom letzten Hochwasser sind noch Sandsäcke gestapelt, erst am Stadtausgang beim Reitgelände stosse ich wieder auf den Radweg. In Bratislava ist der Volkssport ausgebrochen, es wird beach-Volleyball gespielt, der Radweg ist sehr stark befahren von Inlinern, Fahrrad- und Rennradfahrern, auch viele Jogger sind bei der Hitze unterwegs (bis 34 Grad heute). Jede Menge sportliche, leicht bekleidete Mädels - hübsch anzusehn, das kann einen schon kirre machen! Weniger hübsch - tätowierte Anaboliker-Klopse mit grossen Hunden. Überall die gleichen Affen...
Nach 3 halben Litern Bier und der grössten Mittagshitze gehts munter weiter auf dem Damm mit leichtem Rückenwind. Die Donau ist bald zu einem grossen See aufgestaut, bei Cunovo (die Sonderzeichen slovakischer Schrift erspare ich mir und dem dankbaren Publikum - man möge mir verzeihen) ist eine Veranstaltung mit Wildwasser-Kajaks, genannt rafting. An der Strasse ist ein Gedenkstein für einen im Luftkampf am 05.10.1944 abgeschossenen US-Wellington-MF-458-Bomber der 40. Squadron der RAF (Royal Air Force). Einige Kilometer weiter geht der Radweg bei einem Kraftwerk wieder auf die linke Donauseite. Aus der Schmetterlings-Raupe wird ein Nachtfalter namens Wolfsmilchschwärmer.
Bis Sap komme ich heute noch, da stehen im Dorf noch ein Skoda 120 und ein Trabbi Kombi - wie zu weiland DDR-Zeit. In der Dorfkneipe beim 2. Bier kommt mir die Sprache eigenartig vor - bin ich hier schon in Ungarn? Da es auch hier ein offenes w-lan-Netz gibt schaue ich bei google-maps nach - doch die haben genauso wenig wie bei den Karten in meinem Telefon Landesgrenzen verzeichnet.
Nach einem kurzen Gespräch ist das geklärt - zwar noch Slovakei aber man spricht hier schon Ungarisch. Eine Minderheit die man nach 1945 nicht vertrieben hat!
Als es dunkelt suche ich mir ein Nachtlager, baue heute mein Zelt in einem der Tore auf dem Dorf-Fussballplatz, wieder unter Vollschutz wegen der aggressiven Unmengen Mücken.

Tag: 83 km, gesamt: 1808 km.

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2010_06_28 - Montag, Reisetag 078

Gut und ungestört auf dem Fussballplatz geschlafen, im typischen Dorfkonsum Einkauf, vor allem Mücken-Gel. Bei einem Laden etwas weiter treffe ich 3 Radfahrer, schätze so um die 30 Jahre alt - 1 Pole und 2 Briten auf dem Weg nach Rumänien, die sind mit ungefederten MTBs unterwegs, wollen heut noch die 14o km bis Budapest schaffen, das sollte kein Problem sein. Vor und dann noch einmal in Cicov / Csisco (slovakischer / ungarischer Ortsname) treffe ich einen älteren Engländer (sicher über 60) - allein unterwegs bis Budapest, auch mit ungedertem MTB. Alle Engländer sind Fussballbegeistert und erzählen mir dass gestern beim WM-Spiel Deutschand gegen England die Deutschen 4 : 1 gewonnen haben. Die können gar nicht verstehen dass mich das ziehmlich wenig berührt.
In Travnik / Füss sehe ich den ersten dieser traditionellen ungarischen Ziehbrunnen, in Klizska Nema ist endlich mal eine Post die auf hat wenn ich komme (die haben auf dem Lande oft nur 1-2 Stunden per Tag offen), 4 Damen sitzen da und warten dass der Tag vergeht (mag sein dass die noch andere Aufgaben haben). Ein Karton findet sich, ich packe das Buch vom Wiener Kriegsministerium, die beiden Reiseführer Israel/Jerusalem und ein paar Prospekte ein, dann muss um die Sendung noch weisses Papier. Als alles fertig ist findet sich keine Waage! Die Paketwaage - ein Monstrum bis 50 kg - ist wohl defekt, die andere Waage ist nur für Briefe tauglich. Bald wird aus einem Nebenzimmer eine Personenwaage geholt. Nachdem das also geklärt ist muss ich noch einige Formulare ausfüllen, das ist dann wohl die letzte Hürde. Als nun die Sendung aber 41 Eus kosten soll setze ich mich fast hin! Das ist mir dann doch zu teuer, das Päckchen landet in meinen Rucksack (ehemaliges NVA-Sturmgepäck Teil-1) und ziehe weiter.
In der Dorfkneipe an der Kreuzung will ich die grösste Mittagshitze abwarten. Das Bier kostet hier 70 Cent, allerdings kaum sitzt man im Schatten fallen einen die Mückenschwärme wieder an! Mein Mückengel beeindruckt die Biester wenig, erst als ich meine letzte halbe Cohiba-Cigarre (noch aus Weinzierl/Wachau) die vom Transport schon etwas gelitten hat entzünde habe ich Ruhe! Zu was die Dinger alles gut sind!
Dass die Radwegbeschilderung in der Slowakei nicht viel taugt erwähnte ich wohl schon - auf dem Land ist es noch schlimmer: wenn man mal ein Schild findet ist es zerbrochen, vor allem die Richtung ist nicht ablesbar, ob das System hat?
Als ich dann weiterfahre sehe ich eine riesige schwarze Monster-Hummel, als die sich auf eine Blüte setzt macht die fast die Grätsche!
In Velke Kosihy / Negykeszi höre ich nach vielen Jahren einmal wieder Hähne krähen, ich gelange wieder an die Donau oder einen Nebenarm, Baden ist nicht möglich da kein Ufer dafür, es gibt Unmassen von etwa 1 cm kleinen Baby-Fröschen. Der Damm-Weg besteht aus groben Kies und es ist recht mühselig voran zu kommen. Bei Zlatna na Ostrove / Csalloközaramyos fahre ich deshalb auf die Hauptstrasse 63, stelle fest dass eine der Gepäckträgerschellen an der Gabel gebrochen ist. Einen kleinen Kramladen der auch ein paar Fahrradteile hat finde ich, bloss Schellen hat der nicht. An den Strassen sind wie seit den 30er Jahren Lautsprecher angebracht und ich erlebe einmal eine der furchtbaren Übertragungen von Musik und irgendwelchen Durchsagen, kann mir vorstellen wie seinerzeit die entsprechenden Parolen und Marschmusik unters Volk gebracht wurden - erst Siegesmeldungen, dann Durchhalte-Parolen. Und später Stalinsche Propaganda vom blühenden Sozialismus. Dass die Dinger heute noch in Betrieb sind ist schon ein Unikum, man kannte sowas eigentlich nur noch von den Durchsagen auf Bahnhöfen (von der Qualität jedoch nicht zu vergleichen).
Bis Komarno komme ich heute noch, auf der grossen Brücke am Ortseingang sehe ich rechts unten vor Neubauten einen überwucherten Jüdischen Friedhof, auf der linken Seite alte Festungs-Werke (mit Muckie-Bude = body-building). Das muss ich mir anschauen, gehe erst auf den Friedhof und nachher zu den Festungswerken Komarno / Komorom, Teil eines Komplexes auf beiden Seiten der Donau. Da es bereits Abend ist und wohl kein Laden mehr auf hat sehe ich mich schon nach einem Platz für die Nacht um, es findet sich aber in der dichten Bebauung nichts, auch sind wieder zu viele Leute mit Hunden unterwegs und bekacken jede kleine Grünfläche. So wende ich mich also zur Donau, vielleicht findet sich ja am Industrie- oder Hafengebiet ein Platz. Doch statt dessen tausche ich an der Brücke 100 Eus um, fahre auf die andere, rechte Seite der Donau und bin nun wirklich schon in Ungarn!

Foto © by Burkhart Rüchel  Foto © by Burkhart Rüchel  Foto © by Burkhart Rüchel  Foto © by Burkhart Rüchel  Foto © by Burkhart Rüchel  Foto © by Burkhart Rüchel  Foto © by Burkhart Rüchel  Foto © by Burkhart Rüchel  Foto © by Burkhart Rüchel  Foto © by Burkhart Rüchel  Foto © by Burkhart Rüchel  Foto © by Burkhart Rüchel  Foto © by Burkhart Rüchel  Foto © by Burkhart Rüchel  Foto © by Burkhart Rüchel  Foto © by Burkhart Rüchel  Foto © by Burkhart Rüchel  Foto © by Burkhart Rüchel  Foto © by Burkhart Rüchel  Foto © by Burkhart Rüchel  Foto © by Burkhart Rüchel  Foto © by Burkhart Rüchel  Foto © by Burkhart Rüchel  Foto © by Burkhart Rüchel  Foto © by Burkhart Rüchel

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