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Mit dem Roller nach Jerusalem...
Mauszeiger auf Foto zeigt Bildtitel, Texte / Fotos Audios © Burkhart Rüchel
Seite 06 - Österreich
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2010_05_14 - Freitag, Reisetag 033
Ab 13.10 Uhr bin ich nun in Österreich! Der Radweg heisst hier wieder R-1, den bin ich schon durch die Dübener Heide am Beginn meiner Tour gerollt (auf dem Weg nach Halle). Hier verläuft der Donau-Radweg auf alten Schmugglerpfaden (hiess früher Frauensteig), davon ist Obernzell wohl auch so ein wohlhabener Ort geworden.
Diese Fähren werden mit kleinen Glocken gerufen: Tonaufnahme, in der Regel reicht da auch ein Stahlrohr mit einem Eisen.
Da ich partout auf der linken Donauseite bleiben will - auf der anderen Seite ist die Hauptstrasse - stellt sich mir an der sog. Donau-Schlinge eine besondere Herausforderung wie ich dann leider merke. Der asphaltierte Radweg endet kurz nach der Fährstation und wird zum aufgeweichten Fahrweg, ich schiebe durch den Schlamm. Ein Wanderweg bzw. Naturlehrpfad ist ausgewiesen, festes Schuhwerk empfohlen. Als es bergauf geht wird der Weg zum kleinen Wasserlauf - macht nichts, bin eh schon ziemlich nass, die Schuhe sowieso. Dummerweise endet der Waldweg irgendwo, wird zum Trampelpfad, ein jäher Absturz führt zu einem Wildbach hinunter der sich seinen Weg gesucht hat, vor Jahren einen Erdrutsch auslöste und den Hang samt Weg mitriss. Mit Mühe komme ich zum Bach herunter, doch wie auf der anderen Seite wieder rauf? Das Erdreich ist aufgeweicht und schmierig, die Vibram-Sohle rutscht wunderbar auf nassem Stein und Wurzeln, ich lasse den Roller zunächst im Bachbett liegen und erkunde den weiteren Weg. Irgendwann gerate ich wieder auf den alten Fahrweg. Zurück sattle ich zum ersten Mal einen Teil meines Gepäcks ab und trage es vor, dann stemme ich den Roller den Abhang Stück für Stück hinauf, komme nach einer argen Klettertour bei meinem Gepäck an, lade alles wieder auf. Ab den Holzstapeln sollte es eigentlich "normal" weiter gehen, doch weit gefehlt. Der Weg geht nur eine kleine Weile weiter, dann höre ich den nächsten Wasserlauf. Nun heisst es den Fahrweg bergauf zu nehmen, ich stemme also den Roller steil bergan, immer nur einige Schritte, dann heisst es anhalten und warten bis das Hämmern in der Brust nachlässt. Sehe noch mehr von diesen gelbschwarzen Salamandern, teils bis 20 cm lang, durch ihre auffällige Farbe kann ich sie leicht sehen und ausweichen. Ihre Bewegungen sind eher träge, die Kälte tut ihnen auch nicht wohl, es bleibt den ganzen Tag knapp unter 10 Grad. Insgesamt sah ich Sieben Salamander, so selten sind die hier wohl nicht. Immerhin hat der Regen erst mal aufgehört. Ein Schleppkahn schifft Autos nach Deutschland die im östlichen Ausland billig zusammengeschraubt werden - schön dass die Menschen dort zu Arbeit und Wohlstand kommen.
Irgendwann bin ich oben angekommen, der Strom liegt weit unter mir. Einen Landwirt frage ich wie ich wieder zurück auf den Donau-Radweg komme, erfahre dass auch hier viel nur durch EU-Förderung läuft. Der nächste kleine Ort heisst Oberbumberg, ich staune was es in Österreich für teils grosse Höfe gibt. Eine weite Sicht habe ich nun von oben, auf einen fernen Landstrich scheint die Sonne.
In Niederkappel finde ich einen Laden - den Amerstorfer Kaufmannsladen. Da bin ich mit meinem Roller eine kleine Sensation, muss viele Fragen beantworten. Und der Ladenchef spendiert mit eine kleine Brotzeit mit einem Bier, will sich meine website ansehen. Morgen hat die Tochter des Hauses Geburtstag.
Aus der Gegend stammt der ehemalige österreichische Bundespräsident Dr. Rudolf Kirchschläger, einige Stelen mit Sinnsprüchen stehen in der Landschaft herum.
Einen neuen Rekord stelle ich auf - erreiche um Niederkappel 70,2 km/h, lasse es dabei weil ich längst gemerkt habe dass die Bremsen bei Nässe nichts taugen, offensichtlich sind die falschen Bremsbelege für die Alufelgen montiert. Werde also beim nächsten Schlachte-Rad die Bremsbeläge demontieren und tauschen. Die weiteren Abfahrten zur Donau hinunter fahre ich also ziemlich sinnig, komme dann wieder ganz gut voran. Oben auf den Berg die Burg Neuhaus, überquere die grosse Mühl und bin in Untermühl.
Ein Jogger gab mir den Tip ich könne im Fährhaus übernachten, den Schlüssel hätte der Wirt der Gastwirtschaft "Ernst". Im Gasthof nehme ich zwei Bier, allerdings heisst es die haben keinen Schlüssel (wollen mir wohl lieber ein teures Zimmer vermieten). Die Fähre verkehrt erst morgen ab 9.oo wieder - ich muss auf die andere Seite weil der Donauradweg auf dieser Seite entgegen den Infos die ich unterwegs bekam zu Ende ist. Da ich nicht weiterkomme verbringe ich die Nacht auf einer Bank unterm Überdach des Fährhauses, mag auf keiner Wiese mein Zelt aufbauen - die stehen unter Wasser. Die Nacht wird ungemütlich, alles ist klamm und kalt.
2010_05_15 - Samstag, Reisetag 034
Die Kälte treibt mich kurz nach Sechs hoch, gehe ein paar Runden um wieder etwas warm zu werden. Die Fähre soll erst 9.oo fahren, ich setze mich ab Acht noch zum Kaffee ins Gasthaus Ernst. Die Fähre lässt lange auf sich warten, mehrmaliger Funkruf hilft nicht. Durch mein kleines Fernglas beobachte ich wie der Fährmann in aller Seelenruhe am andern Ufer ins Gespräch vertieft ist. Halb zehn ist er dann endlich da, es geht wenige Kilometer flussab um ein Naturschutzgebiet herum. Am Hang sieht man den Kettenturm, nach da verlief von der Burg Neuhaus ein unterirdischer Gang, zum anderen Ufer reichte eine Kette - wenn Schiffe kamen wurden die damit angehalten und abkassiert.
Wir landen wieder auf der linken Seite. Unterwegs sehe ich ein Wägelchen mit 2 Rädern von einer schweren Halbketten-Zugmaschine WK-II (hab davon noch 4 im Keller), genaue Bezeichnung: 8 to Zugkraftwagen. Bald bin ich in Landshaag, da steht die alte Puch (Doppelkolbenmotor, etwa 125 ccm). In Feldkirchen gibts einen Supermarkt. Ich bleibe immer noch auf der linken Seite, auf der anderen ist Radler-Hochbetrieb. Beim Kraftwerk/Schleuse Ottensheim ist dann erst mal Schluss, der Donau-Altarm versperrt die Weiterfahrt. Zuletzt hatte der Fährmann noch mal versichert dass man auf der linken Seite bis Linz kommt! Am besten ich fahre nun stur den R-1-Schildern nach.
Wo Altarm und Donau zusammen fliessen steht Schloss Ottensheim. Völlig abgelegen liegt das kleine Segelboot, sieht richtig herrenlos aus, nichts angeschlossen. Ich widerstehe der Versuchung meinen Roller da einzuladen und einfach die Donau abwärs zu treiben (ein Segel ist auch dabei) - in wenige Tagen wäre ich am Schwarzen Meer, würde das Boot verkaufen und weiter rollern...
Nun heisst es also wieder zurück, beim Kraftwerk gehts auf die rechte Donauseite. Kurz nach Mittag stellt sich auch der Regen wieder ein. In einem Ortsteil von Wilhering setze ich mich in ein Ausflugslokal, unterhalte mich mit den Stammgästen, warte dass der Regen nachlässt, soll mich dann ins Gästebuch eintragen - und bekomme die beiden Bier spendiert.
Dann bin ich beim grossen Stift Wilhering, da findet gerade ein grosses Deutsch-Böhmisches(?) Jugendtreffen statt, mit vielen workshops, Konzerten usw. Eine Weile schaue ich zu, bleibe jedoch nicht - ist mir zu viel Eia-Popeia. Lieber vorankommen, trotz Regen. Auf der rechten Donauseite gehts weiter, leider ist hier nur die zum Glück wenig befahrene Hauptstrasse, kein Radweg.
Abends bin ich in Linz, fahre erst am Burschenschaftsturm (seit 1917) - der war früher Anschlussturm (Adelgundisklause) der Maximilianischen Befestigungslinie zur Sperrung von Strasse und Donau (erbaut 1831-33), dann am Kalvarienberg vorbei, ganz durch Linz durch - bin nach den Regentagen wenig landfein.
In Linz geht es nun wieder auf die linke Donauseite, am Ortsausgang geht gerade der half-ironman-triatlon zu Ende. Am FKK-Strand des Pleschinger Sees glaube ich ungestört zu sein, wird ja bald dunkel, suche Unterschlupf unter einem Dach. Wundern tun mich nur gelegentlich herumschleichende Typen, als ich dann mitten in der Nacht angesprochen werde und ein eindeutiges Angebot bekomme merke ich: das ist wohl ein lokaler Schwulen-Treffpunkt. Wie gross muss die Not sein dass die bei diesem Wetter, weitab und mitten in der Nacht da unterwegs sind! Na, solange bloss einer kommt und nicht zehn mache ich mir wenig Sorgen...
Habe mal wieder auf den Tacho geachtet: 61 km heute gefahren, gesamt: 1196 km.
2010_05_16 - Sonntag, Reisetag 035
6.oo bin ich munter (es hat die Nacht noch nicht mal geregnet), frühstücke ausgiebig, koche Grüntee. Zum Duschen (es gibt Duschen mit Leitungswasser auf dem Gelände) ist es mir allerdings mit 7 Grad zu kalt. Bald gehts weiter auf dem Damm auf dem der R-1 verläuft. Bei einem Haus steht ein Mexiko-Käfer, da mache ich einen Zettel ran - vielleicht hat der ja Interesse an dem Brezel-Käfer den ich Anfang Mai fand.
Auf dem Deich kommen mir nacheinander 2 junge Frauen entgegen, die joggen in aller Frühe - sind das denn iron-woman? Am Kraftwerk ist wohl auch eine Chemiefabrik, die ganze Gegend riecht recht übel.
Von zwei Radlern erfahre ich dass das Wetter die ganze Woche so schlecht bleiben soll - und bis Wien sinds noch über 200 km! Ein Schild informiert: auch hier geht ein Jakobsweg lang.
Dann treffe ich den Holländer Radler Henk - der ist von Amsterdam nach Jerusalem (blog leider nur in holländisch) unterwegs. Wir fahren ein Stück zusammen, am KZ-Gelände Mauthausen vorbei (kennt er schon), dann gehts beim Kraftwerk wieder auf die rechte Donauseite, nehmen in Enghagen ein Frühstück. Etwas weiter muss man per Fähre schon wieder auf die andere Seite - allein die vielen Fähren zehren ganz schön am Geldbeutel. Wir landen in Mauthausen - die Schiffer interessieren sich für meine homepage, schenken mir eine von ihren Mützen. Sie erzählen woher der Ort seinen Namen hat: Ganz früher stand auf der rechten Seite nur ein Haus, da wurden die Schiffe angehalten und die "Maut" verlangt. Habe nun 3 Schirmmützen - meine Bundewehr-Feldmütze, die weisse die jemand in Niedermühl liegen liess - und jetzt eine nagelneue graue.
Komisch - heute hat es noch gar nicht geregnet. Das Thermometer im Fahrrad-Computer zeigt nun schon sagenhafte 12 Grad an - die letzten Tage waren immer bloss um 10. Man merkt: es geht gen Süden...
In Mauthausen setze ich mich zu McDonalds (bestelle noch nicht einmal mehr was - hier ist immer so viel Trubel dass man da gar nicht auffällt), auch in Österreich gibt es via eignes Gerät kostenlos Internet-Zugang, ich glaub sogar ohne Zeit-Limit. Wer weiss wann ich mal wieder ins net komme. Etwas weiter steht die kleine Heinrichskirche, als Leichenhalle umfunktioniert (innen steht ein Sarg, mit Inhalt), in illustrer Nachbarschaft ein Nachtklub dessen Werbung dann ein Feuerwehr-Oldtimer ziert.
Wieder auf Achse treffe ich den Franzosen Franck, der ist mit einem Fixie (Rennrad ohne Gangschaltung, meist auch ohne Bremsen und sowas - nur Rahmen, Räder, Sattel, Lenker) von Zentral-Frankreich unterwegs nach Istanbul/Konstantinopel/Byzanz. Er sagt in Wien ist ein grosses Fixi-Treffen, die fahren am Dienstag alle zusammen nach Budapest. Als ich ihm von dem Brezel-Käfer erzähle - der nennt den "Split"-Käfer - stellt sich heraus: er hat auch einen (Baujahr Mitte 60er). Sein Tempo kann ich natürlich nicht lange mithalten.
Da so guter Rückenwind weht versuche ich meine NVA-Zelt-Plane als Segel zu nutzen (wenigstens wird die trocken dabei), probiere verschiedenes, erreiche immerhin 15 km/h. Doch es ist alles zu mühsam, bald gebe ich es auf, habe genug Zeit damit vergeudet. Komme auch so ganz gut voran. Bei Mettensdorf führt der Weg lange von der Donau weg, irgendeine Umleitung. Als ich wieder an den Strom komme mache ich Vesper, setze mich auf eine der seltenen Bänke. Schwalben jagen am Fluss, fliegen so schnell und gewandt dass sie kaum mit den Blicken zu verfolgen sind, machen jähe Wendungen (dabei flappt es richtig) die jeden Kunstflieger vor Neid erblassen liessen. Sie fliegen so dicht um meinen Kopf dass ich sie greifen könnte.
Bald rücken die Berge wieder enger zusammen. Das grosse schlossartige Haus steht in Dornach, etwas weiter bin ich in Grein. Am Ortseingang ein grosser Sportplatz, da spielt die Jugend richtig Fussball. Ich marschiere so zielgerichtet in die Umkleideräume wo ich die Duschen vermute dass niemand sich wundert, kann so nach vielen Tagen einmal wieder richtig heiss duschen und rasieren! Bin ja schliesslich auch eine Art Sportler und brauche so kein schlechts Gewissen haben, die Stadt wird davon wohl nicht ärmer. Als ich fertig herauskomme ist das Spiel zu Ende - habe es also zufällig gut abgepasst.
Oben auf den Berg das Schloss Greinburg, der Ort ein hübsches kleines Städtchen. Sonntag Abend ist da für mich nichts weiter interessant, sehe zu dass ich einen Platz zum Campen finde. Oberhalb der Giessenbachmühle nahe des Stillensteinklamms (die Mühle würde 5 kw Strom leisten - ist aber nicht angeschlossen, dem Besitzer gehören mehrere kleine Kraftwerke die vom Giessenbach gespeist werden) baue ich dann wieder einmal mein Zelt auf - mitten im Walde neben einem breiten Forstweg, höre mir vor dem Schlafen ein Hörspiel an, hab einige im netbook gespeichert.
Tag: 76 km, gesamt: 1272 km.
2010_05_17 - Montag, Reisetag 036
Schlief ganz gut in den Bergen über St. Nikola, regnete noch nicht mal. Es lohnt sich doch immer wieder so weit wie möglich von der Strasse weg sein Nachtlager zu suchen - und wenns steil bergauf geht, so hat man seine Ruhe, nicht das Gefühl jeder LKW fährt über die Bettdecke. Kurz vor Neun ist alles zusammengepackt, ich fahre die zwei oder drei Kilometer zurück nach Grein zum Supermarkt (kaufe wie meistens nur preisgesenkte Artikel, schaue eigentlich immer nach den roten Aufklebern - in Österreich ist alles sowieso teurer als in Deutschland). Beim Campingplatz gibt es Waschmaschinen (Waschmittel habe ich noch aus Coburg!), eine Füllung kostet 4 Eus, die 4 Eus die das Trocknen nochmal kosten soll spare ich mir. Im Camping-Restaurant nehme ich Kaffee, die Wäsche dauert etwas mehr als eine Stunde, schreibe derweil hier weiter, bearbeite die Fotos. Die Betreiber hier sind Rumänen aus Kronstadt / Brasov.
Gegen halb Eins verlasse ich Grein, bei der Giessenbachmühle St. Nikola wird aus meinen Spannriemen eine Wäscheleine, hänge alles zum Trocknen auf, warte ungeduldig bis der Wind die Wäsche getrocknet, komme erst gegen 14.oo weiter. Die Strecke heisst nun "Strasse der Kaiser und Könige" oder einfach "Romantikstrasse".
Heut ist endlich mal ein warmer Tag - in der Sonne schon bis 25 Grad, ziehe nacheinander alle Jacken aus, fahre dann nur noch im shirt und Bundeswehr-Weste. Die sieht zwar Sch... aus (meist fahren damit nur Senioren herum), ist aber unschlagbar praktisch!
Saumingstein (die Gegend nennt sich Strudengau), Hirschenau, Isperdorf, Weins - da stehen die Oldtimer (der rote PKW ein NSU Prinz L), der letzte Traktor ein Steyr Diesel. In Persenbeug das Schloss, in der Wirtschaft "Zum Goldenen Ochsen" nehme ich erst Kaffee, dann 3 Achtel Roten, lerne den ehemaligen Spandauer (bei Berlin) Harro kennen - der gibt mir viele Tips was es hier in der Gegend noch zu sehen gibt. Eine Wand ist mit Fussball-Fan-Schals dekoriert, u.a. auch vom Berliner Verein Hertha BSC u. SC Schalke 04.
Habe heute nicht einen Radfahrer getroffen unterwegs - bleiben die bei gutem Wetter alle im Quartier??? In Grein hörte ich dass ein Mann per Pedes nach Jerusalem unterwegs ist - sicher werde ich den unterwegs einholen!
Auch in Österreich scheinen Väter schlechte Karten zu haben - siehe vaterverbot.at.
Viel weiter komme ich nicht mehr: Gottdorf (Foto Kirche), Marbach (Foto Hafen und grosse Weinpresse von 1743), oberhalb Marbach: Maria Taferl. War heut faul, nur 45 km gerollert. Am Eingang Klein Pöchlarn nahe des Fähranlegers baue ich mein Zelt auf.
Auf meiner Tour bin ich schon oft gefragt worden ob ich ein Buch über meine Erlebnisse schreibe. Worüber sollte ich? Habe doch noch gar nichts spektakuläres erlebt! Klar habe ich auf meiner Reise ein absolut tolles Lebensgefühl, hätte das schon vor vielen Jahren machen sollen, aber kann man sowas anderen vermitteln? Kann nur jedem empfehlen sich einen grossen Traum zu erfüllen, einmal im Leben kann man sowas machen, sollte man das nicht aufschieben bis zum Sankt Nimmerleinstag! Alle Bedenken beiseite schieben, sich einmal frei machen, einmal ausbrechen. Die Überwindung ist das schwerste, wenn man diesen Schritt gemacht hat gehts schon fast von alleine weiter! Und ich kann jedem den Rat geben: so wenig wie möglich mit zu nehmen, sich mit so wenig wie möglich belasten, von keiner grossen Ausrüstung oder gar Technik abhängig machen - desto freier ist man, um so leichter und unbeschwerter geht es...
Irgendwo anfangs schrieb ich dass ich das erste Mal mit einem Zelt unterwegs bin, bisher gut ohne auskam (grosse Plane reichte meist wenn es mal regnete, notfalls auch irgendwo ein Notdach suchen). Viele Menschen können sich sowieso nicht vorstellen zu zelten, geschweige denn wild irgendwo mitten in der Wildnis zu campen (auch wollen sie nicht auf ihre Gewohnheiten und Bequemlichkeiten verzichten). Kann nur von mir ausgehen: wenn es irgendwie möglich meide ich volle, laute Zeltplätze, suche mir lieber einen stillen, schönen Platz im Walde. Furcht hatte ich bisher nie, man ist in der Wildnis ein wenig wie ein Wildtier, hat einen leichten Schlaf - jedes ungewöhnliche Geräusch, ein Rascheln oder Knacken, selbst Schwingungen im Boden zum Beispiel von sich nähernden Schritten bekommt man mit, wird selten von irgend etwas überrascht. Gefährliche oder giftige Tiere gibt es in unseren Breiten nicht, wenn man mit wachen Sinnen durch die Welt geht wird man auch eher keine Bekanntschaft mit z.B. Schlangen machen, wilde Tiere - selbst Wölfe - gehen dem Menschen normalerweise aus dem Weg.
Natürlich haben andere Leute mehr outdoor/outback - Erfahrungen als ich, exotischere Landstriche und Klimazonen erfordern wesentlich andere Ausrüstungen und Verhaltensweisen.
Wie ich gerade erfahren habe plant mein Schwager einen trip nach der ehemals deutschen Kolonie Namibia - auf diesen Reisebericht bin ich schon jetzt total neugierig! Hier der link zu seinem Namibia-Reisebericht.
2010_05_18 - Dienstag, Tag 037
In Klein Pöchlarn schlief ich recht gut, trotz starkem Wind in der Nacht, auch paar Regenschauer. Immerhin ist morgens dann doch alles trocken und ich kann schnell zusammen packen.
Eine schöne Burgruine steht direkt an der Strasse in Weitenegg - leider nicht zu besichtigen da in Privatbesitz. Auf der anderen Seite der Donau Kloster Melk. 2 kleine Türme (bei Hain) sicherten früher Strasse und Donau, in Emmersdorf schaue ich in ein leerstehendes Haus - da steht eine schöne historische Kochmaschine, in der Tankstelle "Prinz" gibt es noch Service von richtigem Tankwart, dafür leider nur Automaten-Kaffee. Und eine eigene Kraftstoff-Gemisch-Säule hat es noch. In Emmersdorf das Eisenbahn-Viadukt, Regen stellt sich wieder ein, vis-a-vis des "Weissen Rössls" kann man in einem Lebensmittelladen sitzen und den Regen abwarten. Der ehemalige Bürgermeister setzt sich eine Zeit lang dazu, er ist schon deutlich über 80 Jahre und noch ganz fit.
Auf die rechte Seite der Donau wechsle ich kurz um mir das Benediktiner-Kloster Melk anzusehen. Die 7,70 Eus fürs Museum sind mir zu teuer, es gibt auch keine Ermässigung - sehe mir also alles nur von aussen an. Nach einer Weile mische ich mich unauffällig in eine Führung, gehe dann die Runde ein Stück rückwärts, kann so immerhin die Bibliothek sehen.
In Schallemmersdorf werden österreichische Militär-LKWs gewartet, die kleinen Steyr-Pinzgauer sind etwa so gross wie mein weiland Unimog. Der nächste Ort ist Grinsing, in Aggsbach der Bahnhof - mit Burgruine auf der anderen Donau-Seite, dann Groisbach.
Nun bin ich in Willendorf - 1908 wurde bei Erdarbeiten für die Bahn die berühmte 11 cm grosse "Venus von Willendorf" (ca. 24ooo Jahre, weitere Siedlungsspuren 45ooo Jahre alt!) gefunden. Mich wundert schon gar nicht mehr dass das kleine Museum "Venusium" geschlossen hat wenn ich schon mal da bin.
Dieser Landstrich nennt sich die Wachau (Gegend zwischen Melk und Krems / Mautern, das Nibelungengau liegt davor - reicht von Pöchlarn bis etwa Melk), es gefällt mir hier so gut dass ich in Schwallenbach am liebsten verweilen möchte, erkundige mich im Ort wo es vielleicht Arbeit gibt, werde an den Obst- und Weinbauern Franz Muthenthaler verwiesen. Wir reden eine ganze Weile, ich darf seinen Weissen probieren, Arbeit ist leider zur Zeit gar nichts, die erste Ernte noch lang hin - und ob ich mit böhmischen oder rumänischen Saisonarbeitern konkurrieren mag ist eine andere Sache.
Vis-a-vis Schwallendorf die Burgruine Aggstein - da sass vor Zeiten der Raubritter "Scheck von Wald", die haben auch mittels Kette über die Donau die Handelsschiffe angehalten und abkassiert, nahmen Leute für Lösegeld gefangen - bis sie ausgeräuchert wurden. In Schwallenbach ein altes Herrenhaus - das "Glöcklein" - gehört heute einem Antiquitätenhändler.
In einem aufgelassenen Steinbruch schaue ich nach einem Platz fürs Nachtlager, dann neben dem Eisenbahntunnel, doch der Boden ist hier zu steinig.
Im nächst grösseren Ort Spitz (davor steht auf dem Berg die nächste Burgruine) mache ich ein paar Fotos, dann zieht mich die leerstehende "Alte Mühle" an, schaue kurz hinein, entscheide die Nacht hier zu verbringen, hole den Roller nach und verrammle die Tür von innen. Eine alte Couch findet sich, ich breite die Plane drüber und mein Nachtlager darauf, will morgen dieses herrliche alte Gemäuer fotografieren. Auf dem Dachboden liegen Groschenromane aus den 70ern ("Perry Rhodan" science-fiction, Metropol-Reihe, Krimis), auch altes Spielzeug - den kleinen VW-Käfer nehme ich natürlich mit. Das Haus ist in den frühen 1970ern zu einer Pension ausgebaut worden und hat teilweise diesen plüschigen Charme, wurde vor wenigen Jahren nach einem Hochwasser aufgegeben (inzwischen gibts einen Damm), da schwammen die Möbel im Keller. Schade drum!
2010_05_19 - Mittwoch, Tag 038
Morgens ist genug Licht zum fotografieren der alte Mühle, die Turbine habe ich leider nicht gefunden, nur den Schacht in den der Mühlbach fiel. Anschliessend sehe ich mir Spitz an, den Kirchenplatz und das Schloss. Im Cafe der Bäckerei Notz lade ich das netbook, trinke endlich einmal einen guten, starken Kaffee. Der Betreiber ist auch ein Weltenbummler, bereiste mindestens 60 Länder ausserhalb Europas, fand als Konditor überall Arbeit, hat seine 200 Rezepte im Kopf! Beim Weingut Franz Hirtzberger frage ich ebenfalls vergeblich um Arbeit.
In Sankt Michael steht eine uralte Wehrkirche (um 800 liess Karl der Grosse auf einem heidnischen Heiligtum eine Kapelle - eine Urpfarre der Wachau - errichten), bei einem Weinabfüller gibts auch keine Arbeit.
In Wösendorf nehme ich im "Cafe Melitta Maria" eine Mehlspeise (Marillenkuchen) und 1/8 Grünen Veltliner, nachher 1/8 (roten) Zweigelt, bekomme den Tip im übernächsten Ort Weissenkirchen bei der Baufirma Schütz um Arbeit zu fragen. Als ich meine Geschichte erzähle und meine homepage besehen wird brauche ich nichts zu bezahlen, wünscht man mir alles Gute für meinen weiteren Weg, will meine Tour online weiter verfolgen. Herzlichen Dank noch einmal an dieser Stelle!
In Weissenkirchen steht gleich ein Unimog, bei der Baufirma stelle ich mich vor, Arbeit gibt es nicht. Der Ort ist wieder recht ansehnlich, ich parke den Roller am Marktplatz, steige zu Kirche und Kastell hinauf, halte eine kurze Andacht (dass ich jede Kapelle oder Kirche baren Hauptes betrete versteht sich von selbst, nehme die Fotos so leise wie möglich, störe niemanden). Oberhalb der Kirche ist natürlich ebenfalls ein Weinberg, da verschneidet jemand die Reben, ich frage ob es Arbeit gibt. Da bin ich genau an den richtigen geraten - den Weinbauern Franz Zottl, es gäbe zwei Tage Arbeit auf seinem Weingut, einem Familienbetrieb seit 1917, in 4. Generation. Nachdem auch das Quartier beim Fritz ein paar Häuser weiter klar ist stelle ich mich ordentlich vor, wird alles weitere besprochen. Es gibt eine herzhafte Brotzeit, ich probiere einen der Zottlschen Weine - ein schöner, trockner Grüner Veltliner. Und morgen früh halb Acht gibts dort vor Arbeitsbeginn Frühstück.
Zurück im Quartier höre ich das erste Mal Musik vom Rechner während ich hier weiter schreibe, auch jede Menge Fotos sind noch zu bearbeiten. Was soll ich sonst machen? Könnte auch was lesen, habe sinnloserweise 2 Reiseführer über Israel/Jerusalem mit und noch keine Zeile gelesen, bisher keine Gelegenheit noch Stimmung - und wer weiss ob ich bis da komme...
Jedenfalls freue ich mich schon auf die Arbeit im Weinberg, mache doch gelegentlich selbst "Wein" - aus Wildfrüchten: Holunder, Eberesche, Schlehe, Weissdorn, Hagebutte usw. Dieses Jahr wird es damit nichts, bin ja unterwegs...
2010_05_20 - Donnerstag, Tag 039
Ein schöner, arbeitsreicher Tag gewesen im Ried Hinterkirchen, dann Hinter der Burg - ging viel zu schnell vorbei. Das Herausbrechen der Triebe vom Stock geht einfach - aber das Bücken jedesmal geht auf Dauer auf Kreuz und Knie, nach ein paar Reihen hat man das Gefühl man bekommt den Rücken nie mehr gerade. Aber man gewöhnt sich.
Weissenkirchen ist das Zentrum des Wachauer Weinanbaus mit etwa 500 ha Rebenfläche (davon das Weingut Zottl: 7,3 ha). Hier herrscht ein besonderes mildes Klima das teils aus Pannonien / Ungarn beeinflusst wird.
2010_05_21 - Freitag, Tag 040
Auch heute wieder im Weinberg geschafft, diesmal im Ried Flackln, da steht Grüner Veltliner. Falls also jemand einmal einen Zottlschen Qualitätswein vom Ried Hinterkirchen, Hinter der Burg, Steinriegel, Achleiten oder Flackln geniesst kann ein bischen meiner gedenken...
Aus Kostengründen ziehe ich in den Zottlschen Camping-Anhänger um, der steht ganz trocken in der Garage. Und draussen regnets mal wieder ganz heftig - ein Regenbogen hängt quer überm Donautal. Dabei hatte ich den Nachmittag mit freiem Oberkörper im Weinberg gearbeitet.
Übers Wochenende werde ich die Umgebung bewandern, den Pieper mal zum Einsatz bringen, ab Dienstag gibts wieder Arbeit in den Weinbergen.
2010_05_22 - Samstag, Tag 041
Heute beim Frühstück gabs grosses Hallo - die Zottlschen Gäste interessierten sich natürlich für die Rollertour, sogar der Japaner verlor seine Zurückhaltung und wollte sich mit mir ablichten lassen.
Das Weinweg-Foto zeigt das Ried Ritzling - erwiesenermassen wurde um 1300 in diesem Gebiet erstmalig die Ritzling-Rebe (heute: Riesling) gezogen. Dem Ritzlingbach schrieb man in früherer Zeit Heilwirkung für die Augen zu und die Leute kamen von nah und fern, daran erinnert die Marter. Heute vertrauen die Menschen lieber den Versprechungen der Pharmazie statt der Natur (nach dem Motto was nichts kostet kann auch nichts taugen). Ich hab jedenfalls aus dem Bach getrunken, auch ein Auge mit seinem Wasser gespühlt, als ich dann später Schutt und Altreifen im Bach sehe denke ich mir: ob das den Augen zuträglich ist? Auch eine kleine Fischzucht gibt es - (erste romantische Blockhütte).
Knapp zehn Stunden war ich in den Bergen unterwegs, schaute in die vor zig Jahren aufgegebenen Weinberge, da wachsen dicke Bäume, die Mauern längst verfalllen. Es ging über Stock und Stein teils ohne Weg und Steg die Bachbetten lang. Versuchte den Ritzlingbach bis zur Quelle hinauf zu steigen, kam irgendwann bei Weinzierl heraus (das liegt schon im Waldviertel), nahm in der Wirtschaft "Zur Post" Kaffee mit Mehlspeise. Im Ort traf ich einen älteren Herren - sein Schwiegersohn baut sich eine BMW R 75 auf, und ein paar andere herrliche Motorrad-Oldtimer, selbst Panzer-Räder gabs da (das hinterste vom "Tiger"). Beim Zusammenbruch 1945 lösten sich hier Elite-Einheiten auf (ich glaub von Schörner).
Es hat dann noch mächtig gegossen und gehagelt, die Wege wurden teils zu Wildbächen: Tonaufnahme, komme abends völlig nass im Quartier an. Koche mir ein Süppchen, morgen mache ich die Museen unsicher.
2010_05_23 - Sonntag, Tag 042
Die Bahn die hier an der Donau entlang fährt macht sich bemerkbar, gibt es doch wenig beschrankte Bahnübergänge: Tonaufnahme. Eigentlich wollte ich ins Militärmuseum bei Amstetten, ist dann doch zu weit - zumal ich in Dürnstein lange verweile. Das Stift (Tonaufnahme) ist sehenswert, eine Ausstellung des Malers Helldenmut.
Eine Tafel erinnert: "Zum Gedenken an alle Ordensritter die im Kampf zur Erhaltung der abendländischen Kultur gefallen sind."
Eine andere Inschrift: "Zum Gedenken an die französischen Soldaten der Divisionen Casan und Dupont, die am 11. November 1805 in Dürnstein unter dem Kommando des Marschalls Mortier der vierfachen Übermacht des Marschalls Kutusov widerstanden."
(Gewidmed vom Zentrum für napoleonische Studien Paris - F. Beaucour, Direktor +).
Die Wachau ist - wie viele Landstriche durch die die Donau fliest - äusserst geschichtsträchtig. Als Beispiel einmal etwas aus der Ortschronik Dürnsteins:
- 1019: In der Bestätigung der Schenkung von Kaiser Friedrich II. an das Kloster Tegernsee wird das Gebiet um Dürstein umschrieben
- 1192: Erstmalige Nennung des Namens Dürnstein als Richard Löwenherz darin gefangen gehalten wurde
- 1347: Am 1.9. erstmalig in einer Erbteilungsurkunde der Kuenringer als Stadt genannt
- 1476: erteilt Kaiser Friedrich III. den Wappenbrief
- 1477 und 1487: Eroberung Dürnsteins durch Mathias Corvinus
- 1492: Kaiser Friedrich bestätigt das Stadtrecht
- 1551: ein Brand verheert die Stadt
- 1630: Bau des Schlosses Dürnstein
- 1645: Sprengung der Burg Dürnstein durch die Schweden unter General Torstenson
- 1683: Kaiser Leopold I. erhält in Dürnstein die Nachricht von der Befreiung Wiens von den Türken
- 1741: Kriegsgefahr durch bayrisch-französische Truppen
- 1805: Schlacht bei Loiben und Dürnstein
- 1872: Gründung der Freiwilligen Feuerwehr
- 1878: Eröffnung des Zeughauses in Dürnstein
- 1902: Eröffnung der Dampfschiffstation
- 1906: Bau einer modernen Hochquellwasserleitung
- 1909: Bau der Wachauer Bahn. Sprengung der Felsmassen des Vogelberges mit 3675 kg Dynamit durch Erzherzog Franz Ferdinand
- 1925: Grossbrand in Dürnstein
- 1971: Zusammenlegung der Stadtgemeinde Dürnstein mit der Gemeinde Loiben in der Wachau
Der Friedhof Dürnsteins mit der ehemaligen Pfarrkirche der Heiligen Kunigunde aus dem 13. Jahrh. und der sog. Karner, mindestens aus dem 14. Jahrh. - ein hochromanischer Bau mit 2 Meter dicken Mauern, war früher das Sankt Anna Patronizium, dann dem heiligen Michael geweiht, seit 1925 Krieger-Gedächtniskapelle (mit unterirdischem Beinhaus).
Anschliessend kraxle ich den Eselsteig zur Burgruine hinauf, der Roller bleibt unten stehen. Dass es zwischendurch auch mal wieder heftig schüttet erwähne ich nur am Rande.
Hier eine kleine Chronik der Burg Dürnstein:
- 1158: Erstmalig erscheint ein Rittergeschlecht mit dem Namen Dürnstein als Lehensträger der Herren von Kuenring. Beginn der Herrschaft der Kuenringer und Errichtung der Feste Dürnstein um 1100.
- 1193: Der englische König Richard Löwenherz (der Gegenspieler von Kaiser Friedrich Barbarossa) wird auf dem Wege vom 3. Kreuzzug in seine Heimat in der Nähe Wiens erkannt, festgenommen und von Herzog Leopold V. auf die Burg Dürnstein. Dort wird er die ersten Monate des Jahres 1193 von Hadmar II. von Kuenring in ritterlicher Haft gehalten.
- 1306: Erstmals wird eine Burgkapelle erwähnt die dem Evangelisten Johannes geweiht war.
- 1355: Mit dem Aussterben der Dürnsteiner Linie endet die Herrschaft der Kuenringer in der Wachau. Von den Erben erwirbt Herzog Albrecht II. Dürnstein das meist von landesfürstlichen Pflegern verwaltet wird.
- 1476: Kaiser Friedrich III. verleiht der Stadt Dürnstein einen Wappenbrief. Das Wappen zeigt die Stadt Dürnstein überragt durch die Burganlage.
- 1573: Kaiser Maximilian II. belehnt den Hofkammerpräsidenten Reichart Streun zu Schwarzenau mit Dürnstein.
- 1588: Das Burgschloss wird von Streun von Schwarzenau als Festung wieder hergestellt..
- 1622: Gelangt Dürnstein an die Herren von Zelking
- 1634: Die Zinzendorfer erwerben Dürnstein
- 1645: In der Endphase des 30jährigen Krieges erobern die Schweden auch Dürnstein, bei ihrem Abzug sprengen sie die Toranlage.
- 1662: Die Burg ist nicht mehr bewohnbar, könnte aber wieder instand gesetzt werden. Ein Jahr später erscheint Schloss Dürnstein unter den Zufluchtsorten gegen die Türkengefahr.
- 1663: Erhalten schliesslich die Grafen (später Fürsten) Starhemberg die Burg.
- 1679: Das Burghaus ist endgültig nicht mehr bewohnbar und dem Verfall preisgegeben.
- 1882: Die Starhemberg-Warte wird oberalb Dürnstein errichtet, Fürst Camillo von Starhemberg liess den Zugangsweg auf eigene Kosten anlegen.
In der Schokoladenmanufaktur von taste and beauty stärke ich mich mit Kaffee, trockne ein bischen. Um die Ecke ist eine private Feier mit kleiner Kapelle: Tonaufnahme-1, Tonaufnahme-2. Hier wird eben noch richtig Musik gemacht - nicht nur irgendwelch globales Zeugs von der Konserve...
Das letzte Foto zeigt im Hintergrund Stift Göttweig.
Bald geht es weiter: in Stein gibt es so viel zu sehen dass ich mich richtig losreissen muss. Die Büste des Malers Martin Johann Schmidt, fotografiere in den "Spiegel der Eitelkeit", fahre hinter dem Stadttor links, am Gefängnis - hier sitzen Österreichs Schwerverbrecher ihre Zeit ab, an der Donau-Uni und am Goldberg vorbei, den Rosenhügel hinauf, das Alauntal, nach langem Aufstieg komme ich in Egelsee an. Im Kirchlein ist der Organist zu Gange, ich lausche eine Weile und mache wieder Aufnahmen: Tonaufnahme-1, Tonaufnahme-2.
Das grosse private Motorrad-Museum der Familie Kirchmayer ist schnell gefunden da gut ausgeschildert, erreiche auch zum Glück jemanden - den Sohn vom verstorbenen Sammler. Etwa 170 Oldtimer-Kräder ab Baujahr 1903 sind zu bestaunen, 220 Motore (ab 1895), ebenso viel Zubehör, Werbung usw. Davon abgesehen sind noch etwa 1oo historische Radios ausgestellt - vom Kristalldetektor bis zum letzten Röhren-Super.
Anschliessend lädt die Witwe des Sammlers Herbert Kirchmayer (auf dem Foto ganz links) zu einem Glas Wachauer Wein ein, mit einer Freundin von ihr sitzen wir lange nett zusammen, eine Weile gesellt sich auch ihre angepunkte Tochter dazu.
Als der Abend kommt ziehe ich weiter - da ich selten den gleichen Weg zurück fahre den ich gekommen gehts nun durchs Waldviertel über Sandl, Stixendorf und Weinzierl zurück nach Weissenkirchen.
Es ist längst dunkel als ich wieder "daheim" bin - war 12 Stunden unterwegs, habe mächtigen Hunger und koche ein Süppchen. Als ich die Fotos auf den Rechner übertrage stelle ich fest dass es heute etwas mehr als 4oo sind...
2010_05_24 - Montag, Tag 043
Heute setze ich mit der Rollfähre über zur anderen Seite der Donau. Die schöne Fähre ist aus den 1950er Jahren, davor gab es eine hölzere die 1927 in Betrieb genommen wurde. Der Fährmann versieht seinen Dienst auch schon ein Vierteljahrhundert. In Sankt Lorenz die romanische Chorquadrat-Filial-Kirche mit seitlichem Turm wurde an die Südseite eines römischen Burgus angebaut und diente als Schifferkirche, der Turm wurde 1284 erhöht.
Alle paar hundert Meter steht eine Marter mit Motiv aus dem Leidensweg Christi.
Weiter gehts über Thiery und Rührsdorf, in Rossatz steht die alte Feuerwehr-Spritze (anno knips hergestellt von der Firma Ekernreuter in Wien) vor dem Atelier "Kellerhaus" des Künstlers Jörg Hietzgern, der macht Handdrucke von Radierungen, Holzschnitten und Lithografien.
Dann Rossatzbach über Hundsheim nach Mautern. Als erstes nehme ich das Kriegerdenkmal wahr.
Diese Stadt spielte in der Römerzeit eine Rolle, war doch dort die römische Garnision "Favianis", ab dem 3. Jahrhundert die Legion I Noricorum, im Limes-Kastell waren etwa 1000 Soldaten stationiert (das Römermuseum mit Funden von der Bronzezeit bis ins 5. Jahrh. hat natürlich geschlossen), wirkte der Heilige Severin (gest. 482), ein Teil der Nibelungensage mit dem König der Hunnen Etzel / Attila hatte seinen Schauplatz hier - in der 1083 errichteten Margaretenkapelle (die beiden letzten Fotos) erklingen ein paar Tonbeispiele:
Tonaufnahme-1
Tonaufnahme-2
Tonaufnahme-3
Tonaufnahme-4
Tonaufnahme-5.
Mehr zum Weltkulturerbe Nibelungenlied (Textfassungen und downloads).
Das heute sehr schlichte Mauterner Schloss (Foto Wappentafel des Bischofs Wolfgang von Salm 1551) ist nicht unbedingt sehenswert da anscheinend modernes Altersheim, die Pfarrkirche Sankt Michael (errichtet Mitte 11. Jahrh.) steht inmitten des Römerkastells von dem noch ein Stück Mauer, der Fächer-Turm, ein Turmrest (Hufeisenturm - römisches Gussmauerwerk) und jede Menge Mauerreste (auf diesen Fundamenten wurden dann andere Hauser errichtet) erhalten sind.
Nach der Mitte des 5. Jahrh. wurde die römische Kultur durch die heidnischen germanischen Stämme zurückgedrängt - von den "Barbaren" der Heruler, Langobarden und Rugier. Von letzteren hat die grösste deutsche Insel Rügen ihren Namen (den abziehenden oder verdrängten germanischen Stämmen folgten für wenige Jahrhunderte die slavischen Ranen). Ein Grossteil der Romanen zog auf Anordnung des Skiren-Fürsten Odoakers (der setzte später den letzten weströmischen Kaiser ab) 488 mitsamt dem Leichnahm des Heiligen Severins zurück ins römische Reich, Severin bekam in der Nähe Neapels seine letzte Ruhestätte.
Im Mauterner Gasthaus "Reslwirtin" speise ich zu Mittag, spreche einen Gast an der nach einem Arbeitsunfall im Rollstuhl sitzt - dem zeige ich die Fotos vom Walter Morgner mit seinem Gefährt aus Windorf / Bayern, gebe die Internet-Adresse weiter. Im Wirtshausgarten ist eine Vogelvoliere mit Singvögeln: Tonaufnahme.
In Österreich hat mittlerweile die biker-Saison begonnen - die Strassen sind voll von Motorradfahrern auf schweren modernen Maschinen, die machen ziemlichen Krach wenn die durch die Gassen dröhnen. Ein heisser Tag ist heute - das Bord-Thermometer zeigt als Spitze knapp 34 Grad, dabei ist es meist bewölkt, zum Glück weht ein mildes Lüftchen.
Die Holzplastik ist in einer Wand des Pfarrhauses der Pfarrkirche Sankt Michael. An der Weinpresse ist die Jahreszahl 1597 zu lesen, sie stand in einem Weinkeller von Baumgarten. Von einem Römerturm stehen nur noch einige Mauerreste direkt an der Strasse - er gehörte zum norischen Donau-Limes und wurde errichtet unter Kaiser Valentinian I. zwischen 360 und 365 nach Christus.
Mautern ist auch Garnisionsstadt für die 3. Panzergrenadier-Brigade: bestehend aus dem Panzerstabsbataillon 3, dem Panzerbataillon 33, dem Panzergrenadierbataillon 35 und neu: dem Aufklärungsartilleriebataillon 3, dem Pionierbataillon 3 und dem Jägerbataillon 19. Das Kommando befindet sich in der Raab Kaserne in Mautern (NÖ). Mehr Infos:
Am späten Nachmittag fahre ich die Marillen-Meile entlang, quere die Donau wieder von St. Lorenz. Bei meinem Winzermeister sitzen wir noch zusammen, ich erfahre ein paar kleine Geheimnisse des Wein-Verkostens. Und morgen gehts wieder in die Weinberge.
2010_05_25 - Dienstag, Tag 044
Den ganzen Tag mit der Motorsense die Hänge im Reschenried gemäht - der Wein braucht Luft und Licht. Meine erste Smaragdeidechse sah ich heute - die sind deutlich grösser als Feuersalamander (das meiste bei denen ist Schwanz). Und abends ist man rechtschaffen müde. Hab heute mal kein Foto gemacht. Nach dem Duschen gibt es ein herzhaftes Abendbrot, die drei slowakischen Fremdarbeiterinnen gehen zeitig, ich schaue noch kurz beim Slavik vorbei, verabreden uns für einen andern Tag. Seinen KdF / VW Kübelwagen und das Kettenkrad verkaufte er bereits vor vielen Jahren, ich dachte ich sehe so ein Fahrzeug endlich einmal in Natura - vorn Motorrad hinten Kettenfahrzeug! Dieses Gefährt war seinerzeit ein Unikum, vom Motorrad-Hersteller NSU fürs Militär gebaut, zog dort Lasten - ob Kanone, Schlitten, Nachschub oder Flugzeuge auf vereisten Rollfeldern - nach dem Krieg wurden die noch bis 1948 weiter gebaut für Land- und Forstwirtschaft, waren auch im Weinbau eingesetzt da sehr schmal, die kamen überall durch.
2010_05_26 - Mittwoch, Tag 045
Wieder ein arbeitsreicher Tag auf den Rieden Vorderseiber, Steinriegel, Bredere, Hauersteig und Haring gewesen - habe beim Jäten zuletzt nur noch Grün gesehen!
2010_05_27 - Donnerstag, Tag 046
Bis Nachmittag im Keller mit an der Etikettiermaschine gearbeitet: Tonaufnahme, Nachmittag auf der Achleitener Ried gejätet. Man fuchst sich langsam ein, bekommt einen Blick dafür welche Triebe entfernt werden müssen, dabei sind Riesling-Reben wesentlich einfacher zu überschauen als z.B. Grüner Veltliner.
2010_05_28 - Freitag, Tag 047
Auch der Freitag ist nun vorbei und damit die Arbeitswoche, den Vormittag gabs recht wenig zu tun, den ganzen Nachmittag wieder Einsatz mit der Motorsense auf den Hängen der Weinberge.
Vom Mähen mit der Motorsense hat man eher eine vage Vorstellung. Wenn man sich so ein Gerät im Baumarkt kauft und damit ein paar Meter im Kleingarten senst ist das sicher kein Akt - aber viele hundert Meter unter wirtschaftlichen Bedingungen an Hängen arbeiten erfordert schon eine gewisse Fertigkeit die man sich erst aneignen muss. Und jede Menge Spanndrähte, grosse Steine und vor allem die Weinstöcke sind zu beachten, davon abgesehen ist das Stehen auf dem Hang allein ohne Mähen schon mühsam.
2010_05_29 - Samstag, Tag 048
Der Vormittag ist geruhsam, nach einer Woche nehme ich die Gelegenheit wahr die Seite zu aktualisieren, die ganzen mails zu beantworten - da ist einiges aufgelaufen.
Heute nachmittag ist Eröffnung vom Welterbesteig Wachau mit geführter Wanderung, Weinverkostung und Jause. Bin 14.oo bei der Tourist-Info von wo es losgehen soll, mag dann aber nicht mit den paar angejahrten Touristen durch die Gegend latschen und gehe zum Quartier zurück.
Den Rest des Tages verbringe ich "zu Hause", schmauche nach langer Zeit mal eine gute Cigarre aus der Domenikanischen Republik, nebenan wird der Nachbar 60, richtige Musik klingt herüber: Tonaufnahme. Später wird gesungen (u.a.: "Ein Prosit der Gemütlichkeit"), Raketen steigen auf.
2010_05_30 - Sonntag, Tag 049
Nach dem Frühstück die Achleitener Ried hochgestiegen und von da aus die Felsen hochgeklettert, fast oben Regen der mir den Abstieg ob meiner glatten Schuhe verwehrt. So laufe ich doch noch ein Stück des gestern eröffneten Welterbesteigs kennen - den Höhenweg. Als ich wieder unten bin gehts mit dem Roller weiter, am Ortsausgang wird Fussball gespielt, da sehe ich nur kurz zu. Dann hat die Firma FX-Pichler die Gegend mit einem modernen Bau verschandelt, ein Alter stemmt eine Schubkarre mühevoll bergan, nichts weiter drin als eine Literflasche Weissen und einen Riesen-Schlüssel.
Überall ist ausgsteckt und ich probiere gelegentlich mal ein Achtel, in Mautern steht auf einem Kinderspielplatz die bunte Oldtimer-Walze, ich schraube den alten 2-Takt-Motor von der aufgegebenen tragbaren Spritze. Das Römermuseum ist offen und sehenswert, bei der Feuerwehr ist Volksfest wo ich kurz überschaue aber meines Bleibens nicht ist, immerhin hat da einer eine alte 125er Puch SV (Doppelkolben-Motor) und wir fachsimpeln ein bischen, als er losfährt mache ich eine Tonaufnahme. Etwas weiter sehe ich noch 2 wahrscheinlich Puch Oldtimer-Kräder blaue Rauchfahnen hinter sich lassen.
Auf dem Rückweg sieht man wieder Stift Göttweig in der Ferne.
Mich haben den Tag 5 Zecken angefallen.
2010_05_31 - Montag, Tag 050
Vormittag Regen - da jagt man keinen Hund vor die Tür bzw. niemand zur Arbeit in den Weinberg. Der Weinkeller wird mir vom Kellermeister Franz Zottl jun. gezeigt - ich bin beeindruckt. Wer da schon seit paar hundert Jahren alles Wein gekeltert hat! In die Spalten der Felswände sind Münzen gelegt, das soll wie bei Brunnen wohl Glück bringen.
Habe also frei, nutze die Zeit und schaue in der Schlosserei Gramel nach dem Wehrmachtskrad. In der Werkstatt arbeiten 4 Leute, ich spreche gleich den richtigen an und mir wird das gute Stück vorgezeigt. Die Restauration dieser nummerngleichen BMW R 75 geht ins vierzehnte Jahr. Ein paar Tips kann ich geben, so z.B. das Buch von Giovanni Bianchi empfehlen.
Nach einem leckeren Essen (ich nehme hier der guten Verpflegung wegen eher zu!) und trockenem Wetter gehts dann doch zum Mähen in die Riede. Mit der Motorsense kann ich mittlerweile umgehen, halte mich eher bloss dran fest und marschiere hinterher, die Maschine macht ziemlichen Lärm und ist nur mit Hörschutz zu betreiben, schafft ganz schön was weg - dabei wird sicher manch "Molch" gemeuchelt, manche Schnecke geschnetzelt.
Abends im Quartier nehme ich mir den Solo-Kleinmotor vor (Firma ursprünglich aus Stuttgart), der ist natürlich vom ewig Liegen fest. Bald dreht er wieder, ich mache dann die Tage mal einen Probelauf. An den Roller schraube ich den nicht, auch ein Boot ist derzeit nicht in Aussicht, werde ihn wohl nach Hause schicken.
2010_06_01 - Dienstag, Tag 051
Heute wieder Mähen in den Rieden, nach Mittag Vorbereitung zum Setzen morgen, abends noch mal Mähen.
2010_06_02 - Mittwoch, Tag 052
Heute Regen, Vormittag bischen Melissensaft abgefüllt, Tische und Bänke abgeschliffen und gestrichen, Nachmittag Familien-Ausflug zur 60er-Jahre-Ausstellung in der Schallaburg. Die Donau hat wegen der heftigen Niederschläge viel Wasser und recht hohe Fliessgeschwindigkeit. Abends versuche ich noch den Solo-Motor zum Laufen zu bringen, es kommt jedoch kein Zündfunke, anscheinend ist der Magnet tot.
Und kalt ist es wieder heute abend, sitze in Decken gehüllt.
2010_06_03 - Donnerstag, Tag 053
Früh gegen Sechs gehen wegen des Hochwassers überall die Sirenen und rufen die Einsatzkräfte zusammen, als ich mich freiwillig melden will ist aber alles erledigt, die Wände längst gestellt.
Bin dann den ganzen Tag in den Wäldern unterwegs, bei der Gruberwarte (741 m), nahe der Buschandlwand finde ich paar Gusseisenteile und die rostigen Reste eines 44er StG, haue dabei fast dem jungen Vogel den Pieper über den Kopf...
Vor einem Hof stehen wie oft üblich alte landwirtschaftliche Geräte.
Das Hochwasser steigt noch etwas - die Bank wird zuletzt nicht mehr zu sehen sein.
2010_06_04 - Freitag, Tag 054
Im Vorderseiber haben wir Rebstöcke gesetzt, zu Dritt ging das ganz fix - halb Drei ist die Sache erledigt. Die sog. Setzlanze wird mit Hilfe eines Wasserstrahls in die Erde gestossen, der Setzling kommt hinein und per Wasserstrahl dann zugeschwemmt. Es sind wohl um 600 Stöcke (Grüner Veltliner) den Tag, zuletzt kommt noch ein Kunststoffhütchen drüber - das sorgt für ein günstiges Microklima und schützt vor Rehverbiss.
Der Meister ist ab Mittag dabei die 10-kg-Truthenne zu garen (in speziellem Ofen nur mit Oberhitze etwa 8 Stunden bei 90 Grad). Die gibts dann abends, mit den Gästen wird noch lange zusammen gesessen...
2010_06_05 - Samstag, Tag 055
Der Vormittag verläuft geruhsam, als ich zur Donau runter gehe ist das Wasser schon wieder weit zurückgegangen, die Schutz-Wände werden abgebaut.
Nach Mittag lasse ich mich von Eva mit dem Auto hoch nach Weinzierl am Walde mitnehmen, ziehe den ganzen Tag durch die Gegend. In die Wirtschaft "Zur Post" kehre ich wieder ein, nehme 3 Achtel Weissburgunder - die haben sogar gute Zigarren!
22.oo bin ich erst wieder im Quartier - fix und fertig!
2010_06_06 Sonntag, Tag 056
Ziemlich lange geschlafen, ich sehe wie kurz ein Mercedes 190 SL aus der Garage gegenüber gefahren wird, bekomme noch den letzten Teil der Fronleichnahmsprozession mit. Der Meister hat eine kleine Äskulap-Schlange gefangen - so sieht man einmal eines dieser scheuen Tieren (die werden bis etwa 120 cm lang) bevor sie wieder ausgesetzt wird.
Bin heut ob der grossen Hitze faul und verbleibe im Quartier...
2010_06_07 Montag, Tag 057
Den Tag in verschiedenen Rieden gemäht, anschliessend noch die Weinranken in die Drähte gestrickt - man glaubt kaum wieviel Handarbeit der Wein braucht wenn man eine Flasche öffnet um sie in aller Ruhe zu geniessen...
2010_06_08 Dienstag, Tag 058
Mähen, Mähen, Mähen - diesmal die Rieden auf dem Weitenberg. Ein sehr heisser Tag heut, vor Mittag weht wenigstens ein kleines Lüftchen, minimal bewölkt ist es. Nun bin ich aber bald durch mit allen, das Nächste ist dann die in den letzten paar Tagen irre gewachsenen Weinranken in die Drähte zu stricken.
2010_06_09 Mittwoch, Tag 059
Den Rest mähen in den vorerst letzten Rieden, dann ist erst mal Spritzen angesagt, das macht Zottl Franz Junior per Traktor. Mit dem Pieper suche ich nach Feierabend nach einer eingemauerten Pistole aus dem WK-II, finde dabei nur ein historisches Hufeisen, anscheinend war der Tip nicht weiter als eine "Räuberpistole"...
2010_06_10 Donnerstag, Tag 060
Heisser Tag wieder, im Keller an der Etikettiermaschine mit dem Junior - der legt ein schönes Tempo vor. Ansonsten ist es selbst zum Faulenzen im Schatten zu heiss. Unterhalte mich mit den geschichtsinteressierten Gästen, teils Briten - die sprechen ein recht gutes Deutsch was sehr ungewöhnlich ist. Sie wandeln auf den Spuren eines Engländers der 1933 die Donau abwanderte, darüber ein Buch schrieb.
Einen Teil des Nachmittags verbringe ich im Cafe, rufe nicht nur meine emails ab (kostenlos w-lan bei der Tourist-Info), scheibe paar Briefe "händisch" wie es hier so schön heisst - mit Hand.
Morgen beginnt bei Zottl der Heurige. Bei der Lieferung des Selterwassers / Sprudels fällt mir der Name der Marke auf, als ich nachfrage erfahre ich dass der Firmeninhaber so heisst (vollständiger Name: Horst Adolf Neger). Dem hat man natürlich mal versucht wegen des Marken-Namens den Prozess zu machen (das waren sicher Deutsche!), den fand man nicht "politisch korrekt"...
2010_06_11 Freitag, Tag 061
Heute Vormittag kam eine Postsendung mit dieser Urkunde von offizieller Seite an - ich brauche wohl keine weitere Werbung mehr für die Zottlschen Weine machen, hoffe man erkennt dass sich Weinreben und -blätter auf der Glasscheibe spiegeln...
2010_06_12 Samstag, Tag 062
Mit der Rollfähre setze ich nach Sankt Lorenz über. Beim Anleger ist ein Gedenkkreuz für den Elite-Soldaten Rene Brunner beim Jagdkommando, gestorben 2006 - als Kampftaucher bei einer Übung schwamm er zwischen Ufer und Fähranleger, klemmte fest und ertrank.
Den ganzen Tag kraxele ich auf der römischen Seite in den Bergen herum, gleich in Sankt Lorenz den Steilhang hoch - dort ist das Kriegerdenkmal für die Angehörigen des II. Bataillons im Jägerregiment 25 (genannt Kampfgruppe Jockisch) im 2. Weltkrieg. Wanderwege nehme ich vorerst nicht sondern irgendwelche Wild- oder Schleichpfade soweit vorhanden. Von einem Berggipfel gehts zum nächsten, bald komme ich doch wieder zum Wanderweg "Welterbesteig". Unter Wanderweg stellt sich der Flachlandtiroler sicherlich einen gemütlichen Trampelpfad vor, doch hier ist sowas einige Schwierigkeitsgrade höher - und das bei der drückenden Hitze heute! Der Welterbesteig hat dieses weisse Symbol neben meinem Schuh - habe ich mir zwecks besserer Luftzirkulation je 4 Löcher mit der Lochzange reingestanzt, wasserdicht waren die Meindl-Schuhe sowieso nie.
Auf dem Seekopf kann man einen Holzturm besteigen, lustig daran die Schildchen mit Richtung / Entfernung einiger Städte sowie Nord- und Südpol. Wie man sieht hab ich mir wegen der guten österreichischen Küche einen kleinen Bauch angefressen! Eine Art Gipfelbuch liegt aus mit Stempel, das Stempelkissen eingetrocknet.
Weiter gehts zum Rührsdorfer See - soll der Sage nach ein Tummelplatz von Elfen gewesen sein. Hab leider keine entdecken können, stelle mir vor wie da eine mit Entengrütze und Schlamm dekoriert mir anmutig lächend entgegen kommt...
Dann gehe ich neben dem Rossatz-Bach bergab, an einer Stelle ist etwas Sand - ich überlege nicht lange, entledige mich meiner Klamotten und stehe erst mit den Füssen im kalten Wasser, schwemme den Sand heraus und habe fast eine kleine Badewanne, kann mich herrlich abkühlen, stehe da als nackter Nympherich...
An Adele-Hütte, Hubertus-Andacht und Helenen-Hütte komme ich vorbei, bald muss ich eilen: die letzte Fähre geht viertel nach Sechs. In Rossatz komme ich beim Biri-Turm aus dem Wald - einem winzigen Bollwerk gegen die Türkeneinfälle im 16. u. 17. Jahrhundert. Marschiere stracks die schattenlose Strasse entlang, erreiche die wohl letzte Fähre und muss nicht hinüber schwimmen, das ist bei der heftigen Strömung und den vielen Strudeln nicht ungefährlich. In Weissenkirchen springe ich dann zum ersten Mal in die ungemein trübe, doch herrlich kalte Donau.
Als ich im Quartier bin gibts ein heftiges Gewitter - endlich die grosse Abkühlung! Ich hoffe bloss dass der Wind nicht zu viel Schaden an den Weinreben verursacht...
2010_06_13 Sonntag, Tag 063
Heute lieh ich mir den Zottlschen Feuerstuhl aus - das amerikanische Quad wo der TÜV schon fast drei Jahre abgelaufen. Ab gehts die Wald- und Forstwege hoch ins Waldviertel, es gibt zwar Schranken aber die werden wenn geschlossen durchs Gelände umfahren, alle anderen Hindernisse sind kaum ein Problem. Spass macht das schon, ist aber auch recht anstrengend die ganze Zeit am Lenker zu zerren, das Ding hat kein Differential und so sorgen die permanent angetriebenen Räder bei Kurvenfahrt für ungewolltes Geradeausfahrbestreben...
In Weinzierl am Walde speise ich in der Wirtschaft "Lang" wo ich schon zweimal einkehrte gut zu Mittag, bin in Stixendorf, Maigen, Lobendorf, Sankt Johann, Gross Heinrichschlag unterwegs. In Stixendorf soll noch ein 87jähriger Kriegsteilnehmer leben (MG-Schütze), den suche ich auf um ihn als Zeitzeugen zu interviewen. Leider ist kaum ein Wort verständlich, nur paar russische Brocken die er aus der Gefangenschaft noch weiss kann ich deuten, auch ist er nicht mehr allzu sehr beisammen. Vom Sohn der noch einiges aus früheren Erzählungen weiss erfahre ich dass es in Weissenkirchen noch einen anderen Oldtimer-Freund gibt - den werde ich die Tage noch versuchen zu erreichen.
Am Abend gibt es wieder Gewitter mit viel Regen. Gehe heut früh ins Bette und höre mir noch ein Hörspiel an, mein Schwager Jens-Uwe schickte mir eine Ladung "van Dusen".
2010_06_14-20 Montag - Sonntag, Tag 064 - 070
Die Woche ist nicht viel passiert, meist in den Rieden gearbeitet wenn es nicht gerade regnete. Gestern sind die 3 slovakischen Fremdarbeiterinnen übers Wochenende heim gefahren - und ich rolle Montag Mittag weiter gen Wien!
Sonntag nach Mittag schiebe ich den Roller noch einmal hoch ins Waldviertel, stolpere paar Stunden durchs Unterholz, finde ein zweites, diesmal russisches Deko-Stück (PPSch-41), die waren bei unseren sehr beliebt da besser als die eignen...
Auch in Österreich gibt es schöne Verkehrsschilder:
© 2010 Burkhart Rüchel
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