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Mit dem Roller nach Jerusalem...Mauszeiger auf Foto zeigt Bildtitel, Texte / Fotos Audios © Burkhart Rüchel Seite 11 - Slovenien, Österreich You can use the google-translator.
2010_08_31 - Dienstag, Reisetag 142
Halb Elf stehe ich an der Grenze zu Slovenien. Die Grenzstationen auf beiden Seiten des Flüsschens sind verlassen, nun schiebe ich wieder lange die Berge hoch. Breginj (Foto Kirche vor Alpenwand), Hemec, Borjana. Die Dörfer sind alle sehr hübsch - den Slovenen geht es offensichtlich gut. Nur einen Laden habe ich seit Attimis bisher nicht gesehen, zum Glück habe ich Lebensmittel für zwei Tage mit. In Borjana an der Strasse ein grosses Restaurant, hier esse ich ordentlich, trinke dazu zwei slovenische Biere, dann ein Glas Weissen. In Slovenien fallen mir die vielen kleinen Denkmäler auf die an ein paar Opfer der Deutschen bzw. die "Helden" die gegen die Deutschen kämpften erinnern. Kein Mahnmahl erinnert dagegen z.B. an die vermutlich 15.000 Opfer nach Kriegsende die in über 500 Massengräbern verscharrt wurden - siehe hier und hier. Potoki, Staro Selo, Kobarid - im Museum (davor ein 75-mm-Geschütz von Fiat-Ansaldo, Baujahr 1910, Bewehrung an der Soca-Front sowie eine schwere Granate Kaliber 420 mm, Höhe 160 cm, Gewicht 1060 kg, Reichweite des Geschützes dazu: 12,7 km) sehe ich mir eine kleine Ausstellung zu den Kämpfen hier im Ersten Weltkrieg an. Hinter dem Ort ein kleiner Bunker oberhalb der Strasse, bis auf Spinnen, Schnecken und eine einsam hängende kleine Fledermaus leer. Etwas weiter der nächste Bunker direkt an der Strasse. Dann Trnovo ob Soci, Srpenica, Zaga - gegenüber dem Heldendenkmal (hochgereckter Arm) nehme ich einen Kaffee und einen Schnaps.
Potok Susec, Bovec - hier sehe ich mir das eindrucksvolle Freilichtmuseum an. Ein Verein hat die Stellungen die hier im Ersten Weltkrieg drei Jahre gegen die Italiener gehalten wurden wieder instand gesetzt - so bekommt man einen guten Eindruck vom Soldaten-Alltag in vorderster Front. Der ganze Berg Ravelnik ist voller Kavernen und Höhlen, einen Teil kann man begehen.
"1313: Vermessungspunkt in einer Höhe von 1313 m südlich der "Klause". Hier war ein österreichischer Beobachtungsposten den die Österreicher kurz 1313 nannten. Denselben Namen trägt auch der Verein der diese Stellungen erneuert hat.
Da es bereits dunkel wird sehe ich mir morgen alles noch einmal bei Lichte an, auf einer Wiese neben dem Ravelnik campiere ich.
weitere Infos: Stellungen Ravelnik Tageskilometer: 57, gesamt: 5235 km 2010_09_01 - Mittwoch, Reisetag 143 Sobald es hell ist krieche ich in den alten Stellungen herum, besuche anschliessend den Soldaten-Friedhof - etwa 600 österreich-ungarische Gefallene von den Kämpfen während des 1. Weltkrieges liegen hier.
weitere Infos: Soldatenfiedhof Ravelnik Dann geht es wieder auf die Strasse. Ein slovenisches Denkmal aus dem 2. Weltkrieg, der nächste Ort: Kal Koritnica, im kalten Bergfluss Soca bade ich. Einige Wildwasser-Kanufahrer sind unterwegs - in ganz kurzen Booten. Im Ort Soca der Helden-Friedhof, die Kirche wird gerade saniert, ich klettere auf dem Gerüst herum, steige auf den Turm, schlage die 3 Glocken leicht an: Tonaufnahme. Die Kirche des heiligen Joseph in Soca wurde 1944 vom slovenischen Maler Tone Kralj ausgemalt - fast alle Heiligen tragen absichtlich slavische Gesichtszüge. Besonders merkwürdig ist die Abbildung des heiligen Erzengels Michael in der Mitte der Decke: er besiegt das Böse jener Zeit.
weitere Infos: Soldatenfriedhof Soca Nach Trenta ist lange kein Ort mehr in den Bergen, es geht durch den Triglav-Nationalpark steil nach oben mit 14 Prozent. Diese Pass-Strasse wurde im Ersten Weltkrieg von russischen Kriegsgefangenen gebaut. Deutlich unter dem Pass sind die Reste einer Telegrafenstation. Längst dunkel ist es als ich den Pass nach kilometerlangem, mühevollsten Aufstieg erreiche, baue im Dunkeln neben der Souvenier-Hütte das Zelt auf, bekomme kaum die Heringe in den felsigen Boden. Bin völlig fertig als ich endlich in den Schlafsack krieche.
weitere Infos: Telegrafenstation Telegrafenstation Telegrafenstation Pass-Strasse Tageskilometer: 32, gesamt: 5267 km 2010_09_02 - Donnerstag, Reisetag 144
Mit dem ersten Licht stehe ich auf, es ist sehr kalt - gegen Sechs Uhr messe ich 3,7 Grad Celsius. Der Vrsic-Pass liegt auf 1611 Meter, ich kraxele um warm zu werden und der Aussicht wegen die gegenüberliegende Geröllhalde hoch, teilweise auf allen Vieren so steil ist es. Noch weit unter dem Gipfel eine riesige Höhle in die ich klettere, inzwischen steigt die Sonne über die Bergspitzen, taucht alles in grelles Licht. Von oben sehe ich kaum noch mein Zelt - siehe roter Kreis am Pfeil. Der Abstieg fällt mir deutlich schwerer, muss aufpassen dass das rutschende Geröll nicht zur Steinlawine wird.
weitere Infos: russischer Soldaten Friedhof
Nerven tun sehr die Motorradfahrer mit dicken Maschinen und extra lauten Auspuffs die im Konvoi laut dröhnend die Serpentinen entlang donnern, da vergeht einem jede Symphatie. Die sehen weder rechts noch links, die Augen hinter dicken Sonnenbrillen versteckt klemmen sie wie die Affen auf ihren Ego-Prothesen. Später erfahre ich dass bei Villach ein grosses Harley-Davidson-Treffen ist.
Tageskilometer: 45, gesamt: 5312 km 2010_09_03 - Freitag, Reisetag 145
Bis Acht habe ich geschlafen. Bald bin ich marschbereit, verabschiede mich nebenan. Als ich losschiebe kommt die Nachbarin von der anderen Seite mit einem dampfenden Kaffee-Pott! Wir sitzen vor ihrem Haus noch recht lange zusammen und erzählen, erst kurz vor Mittag fahre ich ab. Ein Stück weiter das Freibad St. Andrä, hier finde ich bei den Umkleidekabinen eine Waschgelegenheit und kann mich nach so vielen Tagen einmal wiederherstellen. Bevor ich mich rasieren kann kommt die Betreiberin des kleinen Ausschanks dazu, ich trinke noch einen Kaffee bevor es weiter geht. Das ganze Seeufer ist anscheinend bebaut, es folgt ein Campingplatz nach dem anderen, ohne Ende Hotels, Pensionen und Touristenbespassungsanlagen wie z.B. Minigolf. Einkehren mag ich nirgendwo, muss jedoch dringend meine Akkus laden - inzwischen sind alle drei Kamera-Akkus alle. Bald bin ich durch Ossiach und am See vorbei, fahre ein Stück Radweg, dann auf der Strasse Richtung Feldkirchen. Das Gasthaus "Feinwirt Krasche" gefällt mir, hier bin ich zwar anfangs der einzige Gast - dafür nerven keine Touristen.
Tageskilometer: 35, gesamt: 5347 km 2010_09_04 - Samstag, Reisetag 146
Morgens warte ich lange bis das Zelt einigermassen trocken, höre nach Monaten einmal wieder Radio, es dauert eine Weile bis ich einen einigermassen brauchbaren Sender finde - den OE-1. Dort kommt dann ausgerechntet ein Feature über ehemalige israelische Soldaten die nach ihrem Armeedienst in Goa / Indien ihre Traumata mittels exzessivem Drogenkonsum zu vergessen suchen.
Wenn möglich fahre ich auf dem Radweg R7. In Dürnfeld wird vor Wutkrankheit gewarnt, Landbrücken, Mölbling, St. Stefan am Kr. Hier stosse ich auf eine Gruppe Radfahrer - wie sich herausstellt ein Verein Vertriebener aus der Gottschee.
Tageskilometer: 35, gesamt: 5382 km 2010_09_05 - Sonntag, Reisetag 147
Als ich morgens schon beim Packen bin kommt der Jäger angefahren - der hat natürlich viel zu erzählen. Sein Onkel war Blutordensträger, sein Vater sass in der gleichen Ju-52 mit Max Schmeling als sie über Kreta mit dem Fallschirm absprangen...
2010_09_06 - Montag, Reisetag 148
Ewald muss gegen 4.oo Uhr schon raus zur Arbeit, sein Sohn geniesst die letzte Ferienwoche und schläft lange, ich kann herrlich duschen und mich nach langem einmal wieder vom Bart befreien.
gesamt: 5430 km 2010_09_07 - Dienstag, Reisetag 149 Morgens gibt es Regen, am Roller stelle ich das Steuerkopflager nach. In Scheifling - hier frage ich nach einer Unterschriften-Aktion gegen den Transit-Ausbau doch die gab es bereits vor einem Jahr, dann gehts durch den "Scheiflinger Ofen", ein 210 m langer Strassentunnel der eigentlich für Radfahrer gesperrt ist. Die Strasse wird bei Unzmarkt-Frauenstein plötzlich 4-spurig, ich weiche auf die kleine Begleitstrasse aus. In Sankt Georgen ob Judenburg verlasse ich diese Strecke, beim Abzweig nach Trieben treffe ich den Dresdner Studenten Marcus (er düste gestern schon mal an mir vorbei als ich in der Tankstelle mit dem Moser schwatzte) der gerade von einer 2ooo-km-Tour aus Italien zurück kommt. Wir fahren den Tag zusammen, es gibt viel zu erzählen. Pöhls, Götzendorf, Oberkurzheim, Unterzeiring. In Oberzeiring schauen wir kurz zum Silberbergwerk, ersparen uns jedoch eine Führung. Möderbrugg, Sankt Johann am Tauern. Auf den Berggipfeln liegt noch ein wenig Schnee. Auf einer Wiese bauen wir die Zelte auf, am offenen Feuerchen wird Tee gekocht.
Tageskilometer: 52, gesamt: 5482 km 2010_09_08 - Mittwoch, Reisetag 150
Früh gibt es wieder etwas Regen. Eine Frau kommt an, bleibt in einiger Entfernung stehen und mein dass das ihre Wiese sei, geht aber wieder als wir entgegnen dass wir gleich weiter ziehen. Nach einem gemeinsamen Frühstück fahren wir noch ein paar Kilometer zusammen, dann gibt Marcus Gas - er hat es eilig, muss noch was fürs Studium tun, will auch noch eine Woche nach Moskau.
Oben am Pass eine Marter: "Am Tauern schlicht ein Marterl steht von Wind und Schnee verzogen / ob man kommt oder von ihm geht es hat noch nie getrogen / machst Du bei ihm ein wenig Rast und schaust bei Dir nach innen / es macht Dich frei und glücklich fast leicht ziehst Du dann von hinnen / bist Du von ihm auch recht weit fort wenn Gefahren Dich umlauern oder glücklich bist im trauten Horst / denk ans Marterl dann am Tauern"
Die langen, steilen Serpentinen fahre ich wegen des Rahmenbruchs relativ langsam bergab. Trieben, Dietmannsdorf - und schon geht es wieder steil bergan. Bei einer Verschnaufpause nutze ich die Zeit und schaue mir den Roller-Rahmen etwas genauer an - und entdecke noch zwei weitere Risse!
Tageskilometer: 70, gesamt: 5552 km 2010_09_09 - Donnerstag, Reisetag 151
Nachts hat es wieder geregnet. Nach Kleinreifling der Ort Weyer: Hier lebt die Tochter des ehemaligen Porsche - Chefdesigners Erwin Kommenda - der hat nicht nur am KdF-Käfer massgeblich gearbeitet sondern auch am Kübel- und Schwimmwagen, nach dem Krieg den Porsche 356 bis zum 911er mit entwickelt!
Ansichten gross: Erwin Kommenda a Erwin Kommenda b
In Bruckbach das Riesen-Schwungrad aus einem ehemaligen Böhler-Stahl-Walzwerk (bis 1968 in Betrieb), dann besuche ich das private, reich ausgestattete Militär-Museum (Schwerpunkt 1. und 2. Weltkrieg) am Sonntagberg bei Rosenau. In der Orden-Sammlung sehe ich einen österreichischen Ritterorden vor 1918 (Franz-Josephs-Orden, gestiftet 1849) den ich selbst im Familiennachlass habe, werde mal in der Chronik nachforschen wer sich da welche Meriten erworben hat. Das ist dann der zweite Ritterkreuzträger in der Familie...
Windberg, Gleiss, Hilm, Kematen an der Ybbs - bei Mauer vor Amstetten campiere ich auf einer Wiese. Tageskilometer: 50, gesamt: 5602 km 2010_09_10 - Freitag, Reisetag 152 Mauer, Greinsfurth - hier gibt es bei McDonalds wieder freien Internet-Zugang, Amstetten - im Baumarkt kriege ich endlich die passende Gas-Kartusche für den Camping-Kocher. Atzelsdorf, Hubertendorf, Neumarkt an der Ybbs, Kemmelbach, Kolm. In Erlauf das Friedens-Denkmal - hier trafen im April 1945 Amerikaner auf russische Truppen. Ob die Soldaten damals nur mit Blumen kamen wie auf dem Monument dargestellt ist unwahrscheinlich, das kleine Mädchen zwischen ihnen sieht nicht sehr glücklich aus - sicher nicht umsonst der russische Text am Denkmal zerstört:
"Friedensdenkmal Erlauf
In Ornding die letzte lange grosse Steigung (10%) meiner Tour, Neuwinden - an der Strasse schon wieder ein russisches Soldaten - Heldendenkmal, doch aus anderer Zeit - als mit uns verbündete russische Truppen gegen die Expansionsbestrebungen Frankreichs durch Napoleon kämpften. Das Kreuz wurde im Jahre 1891 "auf höchste Anordnung" aufgestellt, die Übersetzung:
"Ewiges Gedenken den 300 russischen Soldaten die im Jahre 1805 in Melk gefallen und hier beerdigt sind."
Die äussere Anlage wurde offensichtlich nach dem zweiten Weltkrieg hinzugefügt:
Was mag wohl auf den beiden später entfernten Tafeln zu sehen gewesen sein? Die Bildnisse von Kutusow und Stalin? Die 300 russischen Soldaten sind nicht im Zusammenhang mit den Kampfhandlungen der Schlacht um Dürnstein-Loiben am 11. Novemver 1805 gefallen - sie waren im Stift Melk internierte Kriegsgefangene nach der Schlacht von Austerlitz (02. Dezember 1805) und kamen bei einem Brand am 17.12.1805 um.
Bald darauf sehe ich das vertraute Stift Melk. Im Ort ein Denkmal für die Pioniertruppen der Garnision Melk (Gestalter: akadem. Bildhauer Alois Dorn, Hall/Tirol).
Tageskilometer: 75, gesamt: 5677 km 2010_09_12 - Sonntag, Tag 154
Mittags lasse ich mich von Eva und ihrem Mann wieder mit ins Waldviertel nehmen - streife den ganzen Nachmittag durch die herrlichen Wälder. Pilze gibt es jede Menge!
2010_09_13-16 - Montag bis Donnerstag, Tage 155 - 158
Einen Tag etikettieren wir im Keller Flaschen, ansonsten gehts die ganze Woche zum Mähen in die Riede. Da ist man mal ein paar Monate nicht da und alles ist völlig zugewuchert! Gerade dort wo wir damals ausgesetzt hatten stehen die dicken Stauden dicht an dicht.
2010_09_18-19 - Samstag / Sonntag, Tage 160 / 161 Übers Wochenende mache ich den letzen grossen Roller-Ausflug, es geht mit nur wenig Gepäck bis nach Ober-Österreich. Der Roller ist wegen der Rahmen-Brüche bereits sehr instabil, es reicht wenn ich nur eine Hand vom Lenker nehme - schon beginnt es vorn zu wackeln. Trotzdem geniesse ich diese letzte Fahrt, das Wetter ist mittlerweile herbstlich kühl, erste Blätter fallen und die Luft ist herrlich klar.
Kilometer: 224, gesamt: 5901 km 2010_09_20-24 - Montag bis Freitag, Tage 162 - 166
Die letzten Riede mähe ich, zwischendurch wird auch noch "gewipfelt", dabei werden die langen Triebe an den Seiten und oben weggeschnitten - damit Luft und Licht an die Trauben gelangt und man zum Lesen besser dran kommt. So werden die Riede nach und nach in Ordnung gebracht - ein gutes Gefühl wenn man fertig ist und zurückblickt. Bis zur Lese ist allerdings noch viel Zeit, da bin ich längst wieder zurück in Berlin.
2010_09_25 - Samstag, Tag 167 Als ich morgens los will meint der Fritz er wolle mir was zeigen, das interessiere mich sicher. Es geht in den Keller, ich bin neugierig was er da hat (früher wurde auch hier Wein gekeltert): drei alte Motorräder stehen dort: eine 175er Jawa (Baujahr ca. 1931), eine Motosacoche mit 500er MAG-Motor aus den 1930ern und eine Puch SG-250 aus den 1950ern!
Nach dem Frühstück komme ich endlich dazu an meinem Reisebericht weiter zu schreiben, Nachmittag helfe ich bei der Vorbereitung vom Erntedankfest. Am Abend regnet es lange. 2010_09_26 - Sonntag, Tag 168 Beim Erntedankfest helfe ich wieder mit, werde vom Hannes Netter der Küche zugeteilt, erst jede Menge Erdäpfel schälen - so heissen in Österreich die Kartoffeln, paniere Wiener Schnitzel, dann gehts ans Braten unter der Regie vom Josef. Als später alle satt sind binde ich die Schürze ab, trinke ein paar Achtel, dann ziehe ich noch mit Meister Zottl und Margarete "um die Häuser".
2010_09_27-30 - Montag-Donnerstag, Tage 169-172 Montag und Dienstag wird der Weinkeller geschrubbt - alles mit Lauge abgewaschen und desinfiziert für die bevorstehende Lese. Mittwoch und Donnerstag beräume ich zwei abgerutschte Trockensteinmauern, Mittwoch beginnt Franz Zottl senior bereits mit dem Wiederaufbau. Ich bin jedenfalls abends ziemlich fertig von den vielen Stein- und Erdarbeiten.
2010_10_01-03 - Freitag-Sonntag, Tage 173-175
Freitag Abend kommt Herbert mit dem Auto aus Berlin-Woltersdorf. Das Wochenende ziehen wir durch die Gegend, unter anderm gehts ins Waldviertel zur Buschandlwand, im Wald finden wir einen uralten kleinen Brunnen den wir mühevoll ausräumen, alle hineingefallenen Steine und Äste und jede Menge Schlamm herausholen - doch bis auf zwei rostige Nägel ist nichts drin - dafür sehen wir hinterher aus wie die Moorsoldaten. Immerhin kehren wir mit paar Pilzen heim die ich trocknen will.
2010_10_04 - Montag, Tag 176
Morgens nachdem ich meinen Krempel eingeladen verabschiede ich mich von Franz und Margarete, mir fällt der Abschied recht schwer. Sicher werde ich im nächsten Jahr einmal wieder vorbei schauen!
Berlin hat mich wieder! Das erste was in der Strasse auffällt sind gerade im Kiez flächendeckend aufgestellte blaue Parkschein-Automaten und Leute die in die Hunde-Scheisse getreten sind. Und die vielen Radfahrer die einen auf dem Gehweg rücksichtslos fast umfahren. Plakate werben für eine Veranstaltung im Stadtteilzentrum am Teutoburger Platz - eine trans- bzw. intersexuell orientierte Randgruppe will einmal wieder der Mehrheit ihren Willen aufzwingen und u.a. die generelle Abschaffung der Eintragungen in Geburtsurkunden ob jemand weiblich oder männlich ist durchsetzen: Transtagung Berlin.
Das Haus immer noch so marode - kaputte Lichtschalter, Dreck und abblätternde Farbe überall, irgendwer hat in die Durchfahrt gepisst. Die Bude steht noch, nur hat die Hausverwaltung mein auf dem Hof angeschlossenes Seitenwagenboot und den raren Oldtimer-Seitenwagen-Rahmen aus den 1920ern einfach entsorgt! Eine Räumung meiner Wohnung durch die Hausverwaltung weil der Schornsteinfegermeister zweimal zur Abgasmessung nicht rein kam konnte mein Kumpel der in meiner Abwesenheit ab und zu nach dem rechten sah gerade noch abwenden.
Resumee: Bis Jerusalem bin ich diesmal nun nicht gekommen, war in der Türkei einfach zu voll von Eindrücken, Bildern und Erlebnissen, hatte "genug" gesehen, war vom ganzen orientalischen Trubel, Lärm, von Hast und Müll ziemlich angenervt, auch ging die Reisekasse trotz sparsamster Haushaltung zur Neige. Ob ich die Tour noch einmal später fortsetzen werde, und wieder mit solch auffälligem Gefährt? Jedenfalls habe ich statt der ursprünglich geplanten 4-5000 km fast 6000 Kilometer abgerissen - und das mit all dem Gepäck, bei Temperaturen bis um 50 Grad Celsius, habe zehn Länder durchquert - Deutschland, Österreich, Slovakei, Ungarn, Serbien, Rumänien, Bulgarien, Türkei, Italien, Slovenien, Österreich. Nun muss ich aufpassen dass ich nicht wieder ganz in alte Muster zurück falle, meine gute Laune in Berlin noch eine Weile behalte.
Es war eine herrliche Zeit die vielen Monate so frank und frei unterwegs zu sein - war diese Auszeit eine eigene kleine Lebensphase. Habe einmal wieder gemerkt wie schön und vielseitig gerade die Heimat ist und wie wenig man eigentlich davon kennt, es müssen auch nicht unbedingt immer exotische Reiseziele sein.
Von meinem Erfurter Tourpartner habe nie wieder was gehört seit er mir dort "den Stuhl vor die Tür setzte". So viele Leute sehen sich meine Seite an - ein schönes Gefühl wenn man damit Menschen erreicht, die ganze Arbeit am Reisebericht nicht nur für den eigenen Schatten macht! An dieser Stelle will ich noch einmal allen Menschen Dank sagen die mich in irgendeiner Weise unterstützt haben, mir Mut machten, mich unterwegs kontaktierten, Anteil an der Reise nahmen! Inzwischen habe ich Nachricht dass ein Ersatz-Rahmen beim Händler für mich bereit liegt, ein "Rahmen der neuen Generation", da sollen keine Spannungsrisse mehr auftreten. Nun überlege ich ob ich nicht im nächsten Jahr den Rest der Reise noch mache... 2010_11_12 - Freitag
Mit dem Roller geht es heute zur letzten Ausfahrt zum Händler weit raus nach Spandau. Schnell ist alles demontiert und die Teile an den neuen Rahmen angebaut. Der neue Kostka-Rahmen - wieder ein "Laser-Tour" - macht einen besseren Eindruck als der alte, so ist das Trittbrett zum Beispiel ein kleines Stück länger, die Position für den Flaschenhalter wurde versetzt, das Hinterrad sitzt nun richtig in nach unten offenen Ausfallenden. Bezahlen brauchte ich für den Umbau nichts!
An dieser Stelle will ich einmal etwas zu meiner Ausrüstung schreiben - damit niemand die gleichen Fehler macht bzw. vorgewarnt ist.
- Fahrrad Packtaschen von Northwind: Taugen gar nichts, billigster geprägter Kunststoff der sich bald auflöst, noch nicht einmal Gewebeeinlage hat, schnell reisst - nicht mit tape zu kleben ist wegen der sinnlosen Noppen. Die Nähte gehen bald auseinander, Innenleben besteht aus Pappe wie man dann erst sieht!
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