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in 1oo Tagenvon ehemals Deutsch Ostafrika ins frühere Deutsch Südwestafrika(Mauszeiger auf Bild zeigt Bildtitel, unterstrichene u. fett gedruckte Wörter sind weiterführende links) You can use the translator from German to English Seite V
TanzaniaDer Fluß Ruvuma gibt der Region seinen Namen, wird überquert, vor Liganga ein zweites Mal. Bei einer Rast in Kitai, 43 Kilometer vor Mbinga, lädt mich ein Prison Officer des hiesigen Gefängnisses zu einem Teller Bohnen und zwei Bechern heißer Milch ein. Er berichtet daß gar nicht weit von hier ein Deutscher lebt. Der ist einige Kilometer weiter bald gefunden, sein Wohnhaus liegt dicht an der Straße. Bin froh einmal wieder mit jemandem deutsch reden zu können, und dann noch mit einem sehr guten Landeskenner. Wilhelm stammt aus dem Rheinland, war ursprünglich Landwirt, studierte Theologie und Philosophie in Aachen. Nach Tanzania kam er als Missionar der Salesianer Don Boscos - hat aber nach vielen Jahren von den afrikanischen Verhältnissen die Nase voll gehabt, stieg aus und machte sich als Landwirt selbstständig, betreibt hier im Ort und in Songea eine Bäckerei. Was er in langen Stunden über die Zustände in Tanzania berichtet ist hoch interessant, beispielhaft und haarsträubend, da wundert einen der desolate Zustand des Landes überhaupt nicht mehr! Hauptsächlich Mißwirtschaft und Korruption - egal ob in staatlichen oder kirchlichen Institutionen! Jeder der im östlichen Afrika einen Posten erlangt betrachtet das offensichtlich als seine Pfründe und es wird rigoros in die eigne Tasche gesteckt, ob dann noch Geld für Löhne, Betriebsmittel, Saatgut, Reparaturen oder gar Investitionen übrig bleibt spielt gar keine Rolle. Notfalls wird wieder an die Spendenbereitschaft europäischer Geldgeber appeliert - und sei es im Namen von Jesu Barmherzigkeit... Viele Stunden unterhalten wir uns angeregt, auch noch am nächsten Tag. Ich mag gar nicht weiter fahren. Wilhelm schenkt mir eine alte Karabiner-Patrone die einst ein Missionar der Benediktiner in Kurasini, einem Stadtteil nahe des Zentrums von Daressalaam, gefunden hatte. Viele Fragen kann Wilhelm beantworten. So hatte ich u.a. bei Richard Wenig, einem Teilnehmer des Feldzugs Lettow-Vorbecks, gelesen daß einer der Eingeborenen sich genüßlich über den Geschmack von Menschenfleisch geäußert hatte. Im Laufe einiger Jahre im Verkehr mit Europäern hatten sich seine Ansichten mittlerweile sehr angepasst und er bestritt nun vehement jemals sowas gegessen zu haben. Wilhelm bestätigt daß gewisse Bantu-Völker zu rituellen Anlässen Kannibalismus praktizierten, ähnlich wie etwa bei den Azteken sollte die Kraft der Getöteten auf sie übergehen. Es gibt ein ganz phantastisches Abendbrot: Schnitzel, ich kann in einem Gästezimmer übernachten (durch das langsam eine riesige, haarige Spinne marschiert). Und früh ein tolles Frühstück. Wie ich das gute Essen genieße kann wohl keiner ermessen der nicht wie ich sich Tage und Wochen vor allem von Stärke, Zucker und Öl ernähren mußte aus dem die meisten traditionellen Gerichte - in wechselnder Zusammensetzung - bestehen... Wir unterhalten uns auch noch eine ganze Weile vor seinem Tor. Ein Mann und eine Frau mit einem Bündel auf dem Kopf kommen vorbei, die Frau hält und redet auf Wilhelm ein. Er übersetzt: sie wolle ein weißes Kind von mir!
Die Begegnung mit Wilhelm ist - neben der mit dem Stationsvorsteher Evod in Moshi, dem Barbetreiber Joseph und dem Gottesdienst in Lilambo eine von den vier besten, zwischenmenschlichen Begegnungen in Tanzania! Ansonsten war es in dieser Hinsicht sehr enttäuschend... In Mbinga treffe ich am Abend ein, es ist ein recht großer Ort. Frage mich nach einem Gästehaus durch und komme so in die Lodge des Stadtplaners Tommy Kapinga. Nachdem ich eingecheckt bin trinke ich in der kleinen, am Hause befindlichen Bar ein Bier und lerne so den Betreiber kennen. Er war beruflich sogar mal in China. Am Abend gewittert es mächtig und so fällt einmal wieder der Strom aus. In der Nacht langanhaltender Regen.
Hinter Mbinga hört die Asphaltstraße auf und es geht wieder einmal über Sand- und Schotterpisten weiter zum Malawi-See, auch genannt: Lake Njassa. Die Piste teilweise arg verschlammt, ansonsten schaut jeder Stein heraus zu sehen wer da angeradelt kommt. Ungezählte, endlose Hügel und Berge muss ich das Rad hochschieben.
In der hier abgebildeten Bar - eine grob zusammengenagelte Bretterbude am Wegesrand, hier versorgen sich die Bauern der im Umkreis verstreut liegenden Hütten - gibt es selbst gemachtes Chibuku aus riesigen, offenen, blauen Kunststoff-Fässern. Mit einem Becher wird die Suppe herausgeschöpft und dem müden Wanderer angeboten. Das Zeug ist nahrhaft und natürlich sehr billig. Ich trinke tapfer 4 kleine Tassen davon, ausnahmsweise dreht das Zeug sogar - während einige Landarbeiter das Gebräu literweise in sich hineinschütten, bereits entsprechend betrunken sind...
Heute am 1. März ist ein sehr schöner Morgen. Auf gewundenen Serpentinen geht es über viele Berge nach Mbamba Bay. Wilhelm hatte mich bereits vorgewarnt daß der Fährverkehr über denn Malawi See / Lake Nyasa vor Jahren eingestellt wurde. Streitigkeiten zwischen Malawi und Tanzania um die Nutzung des Gewässers waren der Grund. Die Westgrenze Tanzanias verläuft am Ostufer des Sees, somit gehört der ganze See zu Malawi und man müßte eigentlich bereits beim Verlassen des Ufers ein Visum haben. Jetzt sollen nur noch gelegentlich private Schiffe den See überqueren. Er ist etwa 80 Kilometer breit, 560 lang, bis zu 704 Meter tief und Teil des ostafrikanischen Grabenbruchs.
In Mbamba Bay angekommen sehe ich vor einem Laden zwei Weiße. Die Schweizer Stefan und Florian sind mit den normalen Bussen unterwegs, ziehen von einer Party zur nächsten, betätigen sich als DJs und machen auch selbst Musik. Von ihnen erfahre ich die nötigen Einzelheiten zur Überfahrt über den Malawi-See. Sie sind seit gestern hier, haben die letzte Nacht im "Timos" durchtanzt und bereits herausgefunden daß gerade heute ein Boot um 12.00 Uhr abfahren soll. In der Nähe des alten, stillgelegten Fähranlegers ist dann auch das "Immigration Office" - hier erfahre ich daß das nächste Schiff möglicherweise erst in ein bis zwei Wochen fahren würde. Will also die Möglichkeit heute noch weiter zu kommen nicht verpassen. Nehme ein Bad im klaren Wasser des Sees. Inzwischen habe ich auch den Kapitän unseres Bootes kennengelernt, da noch Zeit ist nimmt er mich auf seinem Motorrad mit zu einer Bar im Ort.
Natürlich verzögert sich die Abfahrt um einiges, es heißt daß noch eine Warenfreigabe nötig ist oder so. Als das Boot dann gebracht wird - erinnert eher an einen Seelenverkäufer - ist mit einiger Mühe das Fahrrad an Bord gewuchtet, ein Mann schöpft derweil Wasser aus dem lecken Schiffsrumpf. Das wiederholt sich etwa alle halbe Stunde, anhand der Eimer berechne ich daß in den etwa 8 Stunden Überfahrt ca. 1,5 Tonnen Wasser aus dem Boot geschöpft werden. Wir sind drei weisse und drei schwarze Passagiere, dazu der Kapitän und zwei Mann Besatzung. Der Motor scheint etwas zu klein zu sein für das ca. 12 Meter lange Schiff, geht zwischendurch auch mal aus. Doch muß nur Benzin nachgefüllt oder die Zündkerze gewechselt werden.
Malawi:In Nkhata Bay kommen wir erst nach Einbruch der Dunkelheit an. Nur mit größter Anstrengung gelingt es mir das Fahrrad von Bord und die extrem steile Kaimauer herauf zu zerren! Ich erinnere: die Packtaschen-Halterungen sind ja bereits gleich am Anfang der Tour ausgebrochen und somit die Taschen die ganze Tour mit Gurtband am Gepäckträger befestigt, das läßt sich nicht so einfach lösen und so verbleiben sie nahezu die ganze Zeit am Rad. Oben werden wir von einer Gruppe Männer empfangen, unter anderem auch vom Polizeichef (in Zivil) des Ortes. Auf die Frage nach einer günstigen Übernachtungsmöglichkeit lotst er uns in seine Herberge die bloß 300-400 Meter entfernt sein soll. Die Einreiseformalitäten könnten wir am nächsten Morgen klären. Die 300-400 Meter entpuppen sich dann allerdings als mehrkilometerlanger Nachtmarsch durch nahezu völlige Finsternis! Wir fühlen uns verraten und verkauft. Jedesmal wenn wir Zweifel äußern und fragen wie weit es denn noch sei versichert der Mann: Er sei der Polizeichef wir können ihm vertrauen, und es wäre nun wirklich nicht mehr weit. Wir sind fix und fertig als wir nach einer kleinen Ewigkeit vor einem Grundstück stehen und ins "Mayoka Village" eintreten, wie sich zeigt ist die ganze Anlage auf einem Steilhang errichtet. Steinstufen führen auf halsbrecherischen, kaum beleuchteten Pfaden nach unten, unmöglich bei dieser Kletterei das Fahrrad mitzuehmen. Es bleibt also erstmal auf einem Absatz zurück. Wir werden in einen großen Barbetrieb geführt wo schon ordentlich was los ist, teils Leute übereinander liegen. Weiß erst nicht recht wo ich hier gelandet bin - Puff oder Ballermann? Anscheinend eine Ansammlung von Gestrandeten, Globetrottern, notorischen Partygängern, Sextouristen und wer weiß was sonst noch. Florian und Stefan scheinen ein bisschen zu vertrauensselig zu sein, verbrüdern sich sofort mit jedem Durchgeknallten der angescheißert kommt, sabbern mit jedem am selben Joint. So etwa mit einem besoffenen Südafrikaner der langanhaltend und ungehemmt in die Runde hustet, dazu lauthals ungefragt schreit daß er alle Deutschen hasse. Na, ich habe mittlerweile ein Zimmerchen gebucht und ziehe mich schnell zurück, habe keine Lust auf solche kaputten Typen - deren Biografien sind doch überall mehr oder weniger die gleichen, solche Leute trifft man auch in Deutschland - man muß nicht extra um die halbe Welt reisen um sich sowas anzutun. Schaue auch noch mal nach meinem Rad das mit Hilfe eines Angestellten in eine etwas sicherer scheinende Ecke umgeparkt wird. Hole mir dann noch ein Bier an der Bar, ein Leichtbier namens "Kuche Kuche" mit 3,7% das ich mit aufs Zimmer nehme. Die in den Fels gehauenen Treppenstufen gleichen wahren Hühnerstiegen und es kostet einige Mühe treppauf treppab - ohne Kontaktlinse oder Monokel - hier im Dunkeln nicht fehl zu treten. Als ich später meinen Standpunkt ermittle stelle ich fest daß das "Chalet" ganz nahe am Wasser steht. Höre es plätschern, es kann also nicht weit sein. Vom Barbetrieb her ertönt laute Musik und Gegröhle - habe Sorge in der Nacht überhaupt Ruhe zu finden.
Am nächsten Morgen bin ich ziemlich zeitig auf, der erste beim Frühstück. Als ich später an einem Nebentisch Deutsch sprechen höre frage ich die dort sitzenden Männer ob ich mich zu ihnen setzen könne - der Geselligkeit wegen. Wie sich herausstellt sind das zwei Missionare - einer ist eine Art Inspektor des Missionswesens in Malawi und der andere soll gerade erst in sein Amt eingeführt werden. Allerdings sind die Männer nicht besonders aufgeschlossen und ich erfahre leider somit nicht viel über ihre Tätigkeit. Als ich über meine Begegnung mit dem Ex-Missionar Wilhelm berichte meint der der demnächst seine Tätigkeit aufnimmt: Er würde auf gar keinen Fall die Missionsarbeit aufgeben! Na, ich wünsche es ihm - doch schien mir der Mann für diesen Job zu weich, zu sanftmütig - jedenfalls nicht energisch genug zu sein. Ohne Stärke, Durchsetzungsvermögen, gelegentlich auch Härte und Charisma wird er sich wohl nicht die nötige Achtung und Respekt verschaffen können, und bald tanzen ihm seine Schäfchen auf der Nase herum...
Die Missionare verabschieden sich nach ihrem Frühstück, ich habe immer noch keines bekommen. Man hat mich einfach vergessen! Als ich später die Rechnung für Übernachtung und Frühstück begleichen will behauptet die zuständige Frau daß meine Visa-Karte defekt sei! Da ich keine malawischen Kwacha dabei habe bleibt mir also nichts weiter übrig als den Betrag in US-Dollars zu bezahlen! 35 Dollar kostet der ganze Spaß. Im Nachhinein wird mir nicht nur klar daß der Polizeichef über unsere Ankunft wohlinformiert war und nicht zufällig nachts am Hafen stand, uns natürlich in seine teure Absteige abschleppen wollte, sondern auch daß die dann keine Bezahlung in ihrer minderwertigen Landeswährung per Kreditkarte mochten - sondern lieber harte Dollars! Na, dieses Erlebnis hier wird mir eine Lehre sein...
Nkhata Bay ist recht groß, das farbenfrohe, lebendige afrikanische Marktreiben um das Hafenviertel typisch. Bekomme im Immigration Office nur ein provisorisches Visum, muß für das richtige ins ungefähr 50 Kilometer entfernte Mzuzu. Es dauert bis 10.30 Uhr bis ich weiter und langsam in die Mittagshitze komme. Schiebe die furchtbar steile Strecke vom See bis zur Hauptstraße empor. Die Asphaltstraße M5 ein einziger Flickenteppich, die ersten 20 Kilometer fahren sich trotz der Hitze einigermaßen, doch dann komme ich ins Bergland. Unterwegs schreien mir überall Kinder und Halbwüchsige "Mzungu!" entgegen oder hinterher sowie ihre Forderungen in drei Variationen: "Give money!", "Give me money!" oder noch besser: "Give me your money!"! Ungezählte, ewig lange Anstiege stemme ich fast über dem Fahrrad liegend die Berge hoch! Dies ist bisher die härteste Etappe meiner Tour. Landschaft, Architektur und Menschen sind ähnlich wie in Tanzania. Nur die Sprache ist anders. Ansonsten auch hier überall der gleiche Lärm, Müll und Gestank. In einem Ort in dem ich rasten will werde ich schon wieder von einem Verrückten verfolgt, als ich irgendwo auf zwei kleine Biere einkehre belästigt er auch die anderen Männer. Einer spendiert mir ein drittes Bier, bekommt jedoch Ärger mit dem Kneiper, keine Ahnung warum. Bei einem späteren Halt erledige ich endlich im Schatten eines Baumes den längst fälligen Getriebe-Ölwechsel.
Etwa zehn Kilometer vor Mzuzu hält ein Kleinwagen, der Mann will 2.000 Kwacha dafür daß er mich zur Stadt mitnimmt. Beginnt auch gleich die Rückbank umzuklappen und am Lenker zu zerren während ich noch überlege ob das sperrige, schwere Ungetüm überhaupt dort hinein passt. Da ich keine Lust habe für die paar Kilometer mein Rad zu ruinieren verabschiede ich den Mann kurzerhand.
Mzuzu, drittgrößte Stadt Malawis, ist am frühen Morgen total vernebelt. Am Ortseingang die Moyale Barracks, the home of 3rd battalion. Geld zu tauschen bzw. per Visa-Karte zu bekommen ist erst nach vielen vergeblichen Versuchen am 3. oder 4. Geldautomaten möglich. Der Kurs heute: 1 Euro = 800 Kwacha. Im Ort sehe ich mich nach dem Immigration Office um wo ich mein Visum bekommen werde. Dort sagen die Beamten jedoch daß sie heute am Donnerstag, dem 3. März, Ferien hätten! Als ich zum Markt zurückschiebe kommt mir noch jemand hinterher, meint daß der Chef jetzt da sei und das Büro öffnen würde! Ich also wieder zurück - um von diesem nach einem Blick auf mein provisorisches Visum aus Nkhata Bay erneut zu erfahren daß das Büro heute geschlossen sei. Ein Frühstück in den engen Gassen um den Markt, die Ess-"Kultur" gleicht der in Tanzania. Mein Tischgenosse häuft 4 Eßlöffel Zucker in seinen Tee während ich mich mit einem halben begnüge.
Finde anschließend ein günstiges Quartier in der "Tovwilane Lodge" (2.500 Kwacha, entspricht dem Gegenwert von 3 Flaschen Bier 660 ml) und sehe mir dann das Städtchen an, das Fahrrad verbleibt so lange im Quartier. Auf dem Weg ins Zentrum werde ich dauernd von Taxi-Fahrern angesprochen die hier die Leute mit Fahrrädern befördern, nicht wie in Kenya und Tanzania wo man dafür Motorräder gebraucht.
Da nicht nur das Bier in der Bar gegenüber günstiger, die Athmosphäre angenehmer ist trinke ich dort mein Bier. Auf einem Grill werden lecker aussehende Fleischspieße bereitet, frage den Betreiber ob die zu empfehlen sind. "Aber selbstverständlich!" wird mir versichert, ich mache den Fehler gleich drei davon zu erwerben, zumal die je auch nur 200 Kwacha kosten. Kaue sicherlich anderthalb Stunden auf dem zähen Fleisch herum, bekomme Krämpfe im Kiefer den ich mir dabei fast ausrenke - bis ich es dann ausspucke...
Vor dem "Mzuzu Coffee Den", der lokalen Vertretung der Kaffee-Produzenten, treffe ich die beiden Missionare aus Nkhata Bay wieder, sie sind mit einem einheimischen Pastor unterwegs. Als ich frage wie sie mit ihrer Arbeit vorankommen berichten sie daß sie zwei Kindergärten besuchten, einer allerdings ein neues Gebäude braucht. In der Stadt spricht mich mal wieder ein Kind mit dem üblichen "Give me money!" an, sagt sogar please was so gut wie nie vorkommt (Tonaufnahme). Durch die Stadt fährt sehr schnell ein Mann auf einem selbstgebauten, riesigen Hochrad, das Gefährt ist mindestens 3 Meter hoch!
Das Brettspiel Bao mit seinen auf den ersten Blick undurchschaubaren Regeln wird ebenfalls in Tanzania gespielt. Aus einem kleinen Gemeinderaum ertönt Gesang (Tonaufnahme).
Komme auf meiner Wanderung durch die Vorstadt recht weit. Bevor ich zurück zum Quartier gehe gönne ich mir noch ein kaltes Carlsberg, komme mit einen älteren Herren mit Namen Ruben ins Gespräch der für Unilever tätig war, unter anderem auch 10 Jahre in Nairobi lebte. Er spendiert sogar noch ein Bier. Kaufe für später in einem anderen Shop einen Liter Chibuku im Pappkarton. Sehe unterwegs eine kleinwüchsige Frau mit einem Kind auf dem Rücken. Viele streunende Hunde, doch im Gegensatz zu Deutschland halten die Tiere Distanz, sind nie aufdringlich oder aggressiv. Mittlerweile bin ich recht fusslahm und überlege kurz doch ein Fahrradtaxi zu nehmen, doch laufe ich lieber und mache noch einige Fotos.
Meine schlechte Meinung über dieses elende, korrupte Beamtenpack kann sicher manch einer verstehen. Hab wirklich vor einen Bericht ans auswärtige Amt bzw. die deutsche Botschaft zu schicken - doch wird mir später davon abgeraten. Die würde das kaum interessieren, sind mit den "Spielregeln" hier durchaus vertraut. Abgesehen davon weiß man daß diese Einrichtungen ja sowieso nur dazu da sind sich selbst zu erhalten - die würde man nur stören. Die Interessen deutscher Staatsbürger im Ausland werden eh kaum vertreten. Da ich heute noch gar nichts gegessen habe falle ich danach erstmal in den Imbiss beim Markt ein in dem ich bereits gestern war. Anschließend gehts zum Haus der Kaffee-Vertretung. Im Erdgeschoss ein großes Cafe - hier gibts nicht nur guten Kaffee und Eis sondern sogar recht günstig Internet per w-lan! Will meine emails checken bzw. welche schreiben. Lerne eine junge ich glaube Slowenin kennen die in Malawi ihr eigenes Hilfswerk betreibt und ziemlich von sich eingenommen ist. Schreibt gerade an einem Buch, wedelt mit dem Scheckbuch nur so herum und denkt bereits darüber nach ihre Autobiografie zu schreiben. Auf ihrer homepage fehlt es allerdings an Inhalten, dafür wird eine ganze Reihe Sponsoren aufgelistet. Die üblichen Bilder von traurigen, bei Bedarf auch lachenden Negerkindern illustrieren das Ganze. Als ich dann nach Monaten einmal wieder ihre homepage besuche ist die allerdings umfassend umgestaltet und erweitert. Was mir sofort auffällt ist die Förderung von ausschließlich Frauen und Jugendlichen. Männer fallen einmal wieder völlig durchs Raster. Darauf werde ich allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt ausführlich eingehen...
Habe nun den Rest des Tages Zeit mich endlich um eine brauchbare Fotokamera zu kümmern. Im fast am Stadtrand gelegentlichen "shoprite complex " gibt es auch einen Fotoladen, natürlich gerade geschlossen. Habe Gelegenheit nebenan im Shop der Telefongesellschaft eine Simkarte zu erwerben. Dann zurück zum Fotoladen. Im Angebot nicht nur die völlig überteuerten, einfachen Nikon D3100 und D3200 Digitalkameras (wenn ich mich recht entsinne sollen die 1,3 Millionen Kwacha kosten) sondern auch noch zwei Bridge-Kameras. Entscheide mich für die Nikon Coolpix L330, vor allem weil die mit gängigen R6-Batterien betrieben wird (diese weltweit üblichen Batterien sind im östlichen Afrika auch nicht immer zu bekommen, und wenn dann meist als ganz billiges, untaugliches Zeug ohne Leistung). Die Kamera und ein Speicherchip werden für 129.000 Kwacha angeboten, das entspricht etwa 160 Euro. Da es nicht möglich ist mit Kreditkarte zu zahlen muß ich erstmal wieder ins Zentrum fahren. In der Ecobank - the pan afrikan bank - will ich Geld tauschen, auf einer Leuchttafel steht der aktuelle Wechselkurs - doch wollen die Angestellten partout kein Geld tauschen! Wutschnaubend verlasse ich unverrichteter Dinge den Laden.
Diese hier als rumble strips angekündigten, quer über die Fahrbahn gelegten Asphaltstreifen sollen der Verkehrsberuhigung dienen und Kraftfahrer zum Langsamfahren bewegen - doch donnern sämtliche PKWs, LKWs und Busse meist darüber hinweg ohne das Tempo zu verringern! Für den Fahrradfahrer sind diese Dinger reine Schikane, egal wie schnell man fährt, je nach Anzahl der Streifen - manchmal bis zu 10 Stück in kurzem Abstand zueinander verlegt - bekommt man dann bis zu 20 heftige Stöße über Vorder- und Hinterrad in Handgelenke und Rücken! Vor und nach Ortschaften sind jeweils mehrere solcher Felder angeordnet, dementsprechend erhöht sich die Anzahl der Stöße.
Vor und hinter mir schönes Wetter, doch rechts und links alles total trübe, sieht nach Regen aus. In einem Dorf vor Chikangawa raste ich eine Weile, versorge mich mit Nahrungsmitteln da es hier endlich mal wieder ein paar kleine Läden gibt. Später, an einem anderen Stand am Rande der Straße kaufe ich einen Maisdrink sowie Samen des Baobab-Baumes die man hier in kleinen Tütchen als Süssigkeit anbietet. Das Zeug ist allerdings extrem hart. Der Mann hinterm Verkaufstisch trinkt heut am Sonntagvormittag schon munter Schnaps. Derweil sind viele Leute zum Kirchgang unterwegs.
In einem der nächsten Orte eine Straßensperre der Polizei mit einer Ansammlung vieler Hütten und Buden. Essen mag ich hier allerdings nichts, es ist alles extrem verdreckt.
Nicht lange danach erreiche ich bei einer Abfahrt 76,5 km/h - die höchste Geschwindigkeit dieser Tour. In einem Dorf gibt es in einem Laden Schnaps der nach Bedarf aus 5-Liter-Kanistern abgefüllt wird. Koste vom Rum (der riecht schon komisch) und vom Schnaps mit Orangengeschmack, entscheide mich für letzteren. Eine leere Halbliterflasche findet sich, die will ich füllen lassen. Der Mann besteht darauf das Zeug erst in eine 300 ml Flasche abzufüllen - das rechne sich für ihn einfacher. Als ich dann die 300 ml in der 500er Flasche habe will er 300 Kwacha. Da hat der Typ nicht errechnen können daß 500 ml demnach 500 Kwacha kosten!
Überschlage im Schatten eines Baumes mal die Entfernungen die noch zu bewältigen sind: bis Mchinji zur Landesgrenze sind es etwa 255 km, bis Lusaka 885, bis Livingstone noch 1350 km. Dann bin ich schon fast in Namibia. Bis Grootfontain ca. 2300 und bis Windhoek etwa 2800 km. Da habe ich in den verbleibenden 55 Tagen noch einiges vor mir. Teile mal die 2800 km bis Windhoek durch die 55 Tage und ermittle so daß ich jeden Tag 51 km fahren müßte. Da ich ja noch einige Zeit in Otjimbingwe verbringen will wären das dann pro Tag 70 km, oder ich muß meinen Rückflug entsprechend verschieben. Mal wieder eine Ansammlung von Hütten. Etwas zu Essen ist nicht zu kriegen - außer grünen Bananen und schimmligen Tomaten, sowie Kartoffeln mit denen ich mangels Kocher nichts anfangen kann. In einer Bretterbude wird fleissig Schnaps gesoffen, heftig gekifft und dazu die übliche, furchtbar laute "Musik". Hier ist meines Bleibens nicht. In einem anderen Laden gibt es Bier. Der Betreiber jedoch extrem begriffsstutzig und nur mit viel Mühe gelingt es zwei kleine Flaschen Bier zu bekommen. Setze mich auf eine Bank, während ich das erste Bier trinke kommt der Typ und trägt die zweite Flasche wieder weg! Keine Ahnung was in dem vorgeht, jedenfalls bezahle ich dann anschließend auch nur ein Bier. In den folgenden Orten gibt es ausschließlich Schnaps zu kaufen! Immer mehrere Läden deren einziges Angebot aus 40%igem Schnaps in 5-Liter-Kanistern besteht! Die anwesenden Männer sind schon alle besoffen, tanzen wild herum und es ist kaum möglich zum Ausschank durch zu kommen. In einem Shop gelingt es mir immerhin doch noch 2 kleine Flaschen warmes Carling-Bier zu erwerben das extra von irgendwo herangeschafft wird. Als ich die trinke setzen sich zwei Typen zu mir, wollen daß ich ihnen "lokal stuff" spendiere. Die beiden sind jedoch schon besoffen genug, ich trinke schnell aus und fahre weiter.
Wasser habe ich nur noch etwa ein Drittel in der Literflasche und muß mächtig haushalten. Es wird ja europäischen Afrika-Reisenden immer empfohlen Trinkwasser, wenn möglich auch Brauchwasser, nur in Flaschen zu kaufen. Dazu soll gesagt sein: Wasser in Flaschen wird auf dem Lande nahezu nie angeboten - dafür jedoch sämtliche Produkte von der Coca-Cola-Palette. Für Kraftfahrer die sich entsprechend bevorraten können, große Entfernungen in kurzer Zeit zurücklegen mag das kein Problem sein. Doch für Leute die langsam unterwegs sind, dazu noch über einen begrenzten Transportraum verfügen ist so etwas nahezu unmöglich. Zumal man bei entsprechender körperlicher Betätigung auch eine ganze Menge Flüssigkeit benötigt. Abgesehen davon sind öffentliche Brunnen, Wasserleitungen bzw. Wasserhähne ebenfalls nur seltenst vorhanden! Immerhin ist der Verkehr in Ostafrika für Radfahrer meist erträglich, sich nähernde Fahrzeuge warnen immer durch Hupen vor.
Das Abbild von Kaiser Haile Selassie auf einer Tafel am Straßenrand hängt wohl mit der hier anscheinend verbreiteten Glaubensrichtung Rastafari zusammen.
Man beachte einmal im folgenden Bild die Axt die es in dieser Form seit langem gibt. Einfach eine geschmiedete Eisenplatte in einen Knotenstock eingebracht. Hacken werden ganz genauso hergestellt - nur daß das Eisen in dem Falle quer sitzt.
Anhand der nächsten Bilder möchte ich etwas zum fast überall in Afrika herumliegenden Müll bemerken. In allen von mir bereisten afrikanischen Ländern haben die meisten Menschen damit überhaupt kein Problem, leben inmitten von Abfällen, Abwässern, Gestank und so weiter. Pflanzen sowie das Groß- und Kleinvieh nährt sich davon, über die Nahrungskette gelangt es irgendwann zwangsläufig in die Menschen - verschiedenste Krankheiten sind die Folge. Die hygienischen Zustände sind meist katastrophal!
Treffe auf eine Gruppe älterer, gesetzter Männer die mit Macheten bewaffnet einer Weißen folgen die forsch voranschreitet. Ein lustiges Bild, ich halte und frage was sie hier machen. Die Frau - US-Amerikanerin - ist für ein lokales Waldprojekt tätig. Ob es hier um Wiederaufforstung oder Nachhaltigkeit geht ist nicht heraus zu finden. Immerhin erfahre ich daß es demnächst mit den Anstiegen ein Ende hat und es von da ab fast nur noch bergab geht. Das ist natürlich eine gute Nachricht für mich. Apropos - solche Zusammenhänge wie etwa Nachhaltigkeit sind den Schwarzafrikanern völlig unbekannt, empfinden und denken sie doch in der Regel weder an Gestern noch Morgen - das heißt: nicht perspektivisch. Es wird genommen was da ist, die nächste Generation kennt ja nicht was früher war und nimmt von dem was noch da ist, und das geht so weiter bis gar nichts mehr vorhanden. Somit erklärt sich auch der Raubbau an Rohstoffen, das betrifft in dieser Region vor allem die Abholzung der Wälder in großem Maßstab. Profitgier kommt ebenfalls noch dazu. Und wieder mal muss die Weltgemeinschaft einspringen um die entstandenen Schäden zu beseitigen - wie hier etwa durch Wiederaufforstungsprogramme.
In der Gegend wird hauptsächlich Tabak angebaut, lange Trockenschuppen bestimmen das Landschaftsbild. Der Tabak wird noch grün geerntet, getrocknet und zu Bündeln gedreht - diese werden dann von lokalen Agenten aufgekauft. Bei einem Tabakbauern erwerbe ich ein Bund, der Tabak riecht zwar kaum ist jedoch trotzdem recht stark. Gebe 1.000 Kwacha, das ist natürlich viel zu viel, doch ich habe keinen kleineren Schein und die Bauern nichts zum Wechseln.
Als ich später in ein Restaurant wechsle und ein Essen bestelle dauert es mal wieder sehr, sehr lange. Als ich schließlich die Betreiber mit großen Tüten durch den Gastraum Richtung Küche gehen sehe wird klar: die haben jetzt eben erst eingekauft! Ein Blick in die Küche bestätigt daß die noch gar nicht mit Kochen - auf dem Fußboden auf offenem Feuer - angefangen haben. Will nun nicht noch länger warten, bestelle ab und fahre hungrig weiter. Habe - im Gegensatz zu den Einheimischen - nicht genug Zeit mein Dasein mit Warten zu verbringen, muß ja wegen meines Visums innerhalb von sieben Tagen aus dem Lande sein... Bei einer Ansammlung von Hütten sehe ich mich erneut nach etwas zu Essen um, doch nach einem Blick in die Töpfe wird mir eher übel: grindige, schrindige, verknorpelte, undefinierbare Fleischstücke werden geschmort, auch die Kartoffel-Chips (ohne Ei) machen einen widerlichen Eindruck. Dazu die übliche akustische Kakophonie aus Lautsprechern. Zum Glück finde ich doch noch einen anderen Frittenstand. Bin anschließend leider zu gut in Fahrt, doch wäre folgender Spruch auf einem Schild am Straßenrand fotografierenswert gewesen: "Educate me, dont marry me!"...
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