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Burkhart Rüchel

AFRIKA
2016

arche-foto.com

in 1oo Tagen

von ehemals Deutsch Ostafrika ins frühere Deutsch Südwestafrika

(Mauszeiger auf Bild zeigt Bildtitel, unterstrichene u. fett gedruckte Wörter sind weiterführende links)

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Seite VIII

Namibia:

Beim Eintritt nach Namibia müssen alle einen kleinen Zettel ankreuzen, auf einem Stuhl sitzend wird mit einer Thermometerpistole die Temperatur des Ohres gemessen. Es heißt es gehe hier um Ebola. Ob diese Maßnahmen hier oder die laxe Verfahrensweise an der botswanischen Grenze die Einschleppung von Seuchen verhindern sei dahingestellt...

                   

Die Fahrt durch den etwa 500 km langen Caprivi-Streifen ist sehr, sehr langweilig und eintönig bei sengender Hitze. Größere Orte liegen weit auseinander, dazwischen gibts nur gelegentlich ein paar einfache Hütten, meist noch nicht einmal ein Laden dabei. Frage mich wie die Bewohner sich hier gegen die Raubtiere schützen.
Der große Ort Rundu besteht anscheinend fast nur aus Blechhütten, hier sind wohl sämtliche Schrottautos Namibias in allen Stadien des Zerlegens versammelt. Bin sehr froh hier mitgenommen zu werden. Willy hat 3 Tage so gut wie nicht geschlafen, das merkt man auch im Laufe des Abends. Nach etwa 12 Stunden Fahrt für die mehr als 800 Kilometer kommen wir gegen 21.00 Uhr in Grootfontein an, es ist bereits vollkommen dunkel. Das Hotel an der Hauptstraße ist ausgebucht, ein Zimmer würde 420 NamDollar kosten. In einem anderen Hotel kostet das Zimmer gleich 620 NamDollar - ein stolzer Preis nur für ein Bett die paar Stunden. In einer kleinen Bar frage ich ob man hier im Ort irgendwo günstig übernachten könne, doch ist nichts zu finden. Zuletzt gelange ich gegen Zehn zu den "Greenhill Chalets", doch dort ist auch schon alles dunkel, in der Rezeption längst niemand mehr. Zum Glück ist das Tor nicht verschlossen, lege mich also einfach im Schlafsack auf die kleine Wiese des Grillplatzes. Schlafe hier sehr schlecht von Mücken gepiesackt, am Morgen fängt es auch noch an zu regnen. Mit der Dämmerung packe ich mein Zeug zusammen und verschwinde, habe weder Lust hier unangenehme Fragen zu beantworten noch etwas zu bezahlen.

Als ich beim MIC-Laden eine SIM-Karte kaufen will sehe ich vor dem Supermarkt den schönen Hanomag-LKW-Oldtimer halten. Spreche kurz mit Norbert und seiner Partnerin, Norbert guckt abweisend als ich mich vorstelle, fragt was er für mich tun könne. Guckt immer noch komisch als ich erwidere: "Nichts!", mich nur kurz unterhalten möchte. Dachte der vielleicht ich will ihn anbetteln? So ist das hier nur ein sehr kurzer Kontakt.

Geldtauschen in der Windhoek-Bank nimmt nahezu den ganzen Vormittag in Anspruch und mir stehts schon wieder bis sonstwohin, vor allem wenn man sieht wie die Angestellten hier "arbeiten"! Alles spielt sich in slow motion ab, ganz davon zu schweigen wie lange sie für das Eintippen der paar Eintragungen in ihre Rechner brauchen, dazu minutenlang auf die Monitore starren. Obwohl zwei Schalter besetzt staut sich die Schlange der Wartenden bald bis nach draußen. Jede Menge Leute werden noch vorgelassen, zuletzt eine elend fette Herero - breit wie ein dreitüriger Kleiderschrank...

Über Mittag besuche ich das Alte Fort, heute "eines der umfangreichsten und interessantesten Museen des Landes". Die Einrichtung ist absolut sehens- und vor allem empfehlenswert: unzählige Exponate zu den verschiedensten Themen der namibischen Geschichte!

                                                                 

Auf dem Ausspannplatz, gegenüber vom Spar-Supermarkt, finde ich einen Wasserhahn - Gelegenheit die eine Packtasche komplett auszuräumen und alles auszuwaschen (ich erinnere - in Botswana hatte man mir eine unverschlossene Bierflasche angedreht). Breite die Sachen danach zum Trocknen aus. Drei füllige Frauen kommen vorbei und warnen vor Kriminellen hier. Na, sollen die ruhig kommen - eine gute Gelegenheit meinen ganzen aufgestauten Frust einmal abzureagieren.

   

Nachdem alles getrocknet und verpackt ist folge ich den Gleisen bis zum Bahnhof, mache dort ungestört einige Aufnahmen.

Grootfontein, Bahnhof (mehr Details hier):

                                                                               

Kurz nach Zwei geht es weiter Richtung Otavi. Habe den dritten Platten der Tour, natürlich wieder im Hinterrad. Sattle diesmal gar nicht ab sondern lege das Fahrrad nur auf die Seite um das Hinterrad heraus zu nehmen. Beim Aufrichten rollt die Karre natürlich mal wieder über meinen schlimmen Fuß und eine der Wunden reißt neu auf.

Die blöde Nikon Coolpix Kamera gibt mittlerweile auch den Geist auf - die Brennweite läßt sich nicht mehr verstellen. Dieses Billigteil ist eine einzige Sollbruchstelle, offensichtlich kann es sich Nikon leisten den guten Namen mit solchem Plunder aufs Spiel zu setzen!

Den ganzen Tag Gegenwind, komme nur mit 10-11 km/h voran. In Kombat kaufe ich im einzigen Lebensmittelladen für 110 NamDollar ein Toastbrot, 2 Liter Cola, eine Büchse Fleisch und zwei Zwiebeln, lasse ich mir auch eine Ladung Fritten und zwei Würste heißmachen. Der Betreiber Duran bietet mir noch eine Dusche an was ich sehr dankbar annehme!

Hinter Kombat eine Lodge, hier kehre ich ein, gönne mir in der rustikal eingerichteten Bar mal einen eisgekühlten Jägermeister sowie zwei Savannah Dry, später noch einen großen Kaffee. Ganz schreckliche Malereien werden angeboten - die sind Farbe und Leinwand nicht wert. Mache nicht mal ein Foto, das wäre Verschwendung...

An Otavi fahre ich nur vorbei, was soll ich hier mit einer defekten Kamera. An der Umgehungsstraße bei der Tankstelle mehrere Restaurants. Nehme in einem Imbiss vier Hühnerteile und eine Ladung öltriefender Pommes. Einige zwielichtige Typen lungern herum, versuchen einen auszufragen - fast scheint es daß die hier herauszufinden suchen wen man überfallen und ausrauben kann!

     

Eine Polizeikontrolle mit Radarfalle, einen Autofahrer haben sie gerade am Wickel. Weil Ostern ist kommt er noch einmal mit einer kostenlosen Verwarnung davon. Dann werde ich angezählt wegen fehlender Warnweste und Schutzhelm. Habe sowas die letzten paar tausend Kilometer nicht gebraucht, doch hier besteht man drauf. Krame also aus den Tiefen meiner Packtaschen meine Warnweste heraus, lege sie an. Dann werde ich ebenfalls entlassen, soll mir jedoch an der nächsten Tankstelle einen Helm besorgen.

Tunda-Station - hier ist eine Puma-Tankstelle, natürlich haben die keine Helme im Angebot. Dafür esse ich sehr gut für 50 NamDollar: Reis, 2 Stücke Wildfleisch und Paprika-/Tomatengemüse, kaufe an einem Stand noch 2 Liter Frischmilch.

Halte lange Mittagsrast im Schatten eines Baumes bei der Station Platveld, es ist extrem heiß und drückend. Zwischen 14.00 und 14.45 Uhr treffen sich hier drei Güterzüge.

Platveld, Bahnstation (mehr Details hier):

                                                   

Inzwischen hat diese blöde Kamera Nikon Coolpix L330 nach 3 Wochen und ca. 2500 Aufnahmen den Geist völlig aufgegeben, löst nun gar nicht mehr aus! Billigst in China irgendwie zusammengefrickelt. Die wollen wohl mit Gewalt die Marke kaputt machen! Denke sowieso schon lange über einen Wechsel nach. Bin also wieder einmal ohne Kamera, kann nur noch mit dem Handy Fotos machen...

Irgendwo ist an einer Wegekreuzung noch ein Laden, etwas von der Straße zurück gesetzt. Ein paar Typen kommen an, auch 3 oder 4 hübsche Mädels, es kommt - wohl wegen ihnen - fast noch zu einer Schlägerei zwischen den jungen Männern.

Bahnstationen Otjikango und Okave. In Otjiwarongo Imbiss an der Tankstelle, nicht mal ein Tisch oder Stühle, hocke mich davor und esse so. Einige große Supermärkte im Zentrum, mache nach langem Darben einen Großeinkauf: 8 Eis und Kaffee, Äpfel, Bananen, Büchsenbohnen. Habe in Otjiwarongo verschiedentlich Gelegenheit das Publikum zu betrachten - hier gibt es offensichtlich viele wohlhabende, teils stark beleibte Mittelschichtler, auch die Kinder teilweise arg fett. Dicke Autos und viele Jeeps. Einige Mädels versuchen sich mit extrem hohen Absatzschuhen - das sieht natürlich total komisch aus bei den afrikanischen Figuren: dünne Unterschenkel, dicke Oberschenkel, fetter Hintern. Laufen können die ebensowenig damit wie ihre europäischen Vorbilder.
Dazu krasse soziale Unterschiede - die Abfalltonnen werden im 3-Minuten-Takt von verschiedenen Leuten durchsucht, Getränkereste aus Flaschen ausgetrunken.
Kann leider keinerlei Fotos mehr machen - die Kamera ist kaputt, der Handy-Akku fast alle.

Fahre später am Abzweig zum Waterberg vorbei - erinnere mich an den Diebstahlversuch und das unschöne Erlebnis im letzten Jahr in Okakarara! Mag über Ostern keine spontanen Besuche machen bei Schneider-Waterberg oder Familie Dieckmann.

Fahre 120 km diesen Tag - die Höchstleistung dieser Tour!

Habe längst festgestellt daß die blöden Vaude-Packtaschen bei Termiten sehr begehrt sind - jedesmal wenn ich die Karre die Nacht über an einen Baum lehne oder auf die Erde lege sind morgens Termiten dabei einen Bau zu beginnen!

Mache auf der Rinderfarm Wewelsburg kurz Rast, unterhalte mich eine Weile mit der Farmerin und deren Schwiegermutter, bekomme einen halben Liter Milch geschenkt. Es ist extrem heiß und wolkenlos. Etwa 20 km vor Okahandja habe ich ein schönes Erlebnis - als ich einen Berg hochschiebe hält oben ein Wagen, als ich oben ankomme schenkt mir ein Mann zwei gut gekühlte Büchsen Softdrink: Apfelschorle u. Eistee!

Vor Okahandja ist große Polizeisperre! Sehr übereifrige Politessen die dafür sorgen daß ich lange festgehalten werde - der Polizist hätte mich durch gewunken. Soll am Rande parken und warten, doch es passiert nichts. Als der einzige Polizeiwagen irgendwann abfährt, der Posten gerade abgelenkt ist und ein großer LKW einige Deckung gibt fahre ich einfach weiter, kümmere mich nicht um die Rufe hinter mir.

Der Reitclub ist geschlossen, Hendrik und Ulrike haben aufgegeben - es wird also hier nichts mit einem günstigen Nachtquartier. Am nördlichen Ortsausgang ist ein großes Hotel, 660 NamDollar, ca. 40 Eu soll die Übernachtung kosten, bisschen viel für nur ein Bett und etwas Strom, vielleicht sogar ein kleines Frühstück inclusive (doch eher was für den hohlen Zahn). An der Dreams-of-Afrika-Lodge ist groß geflaggt, mich schreckt gleich ab daß zwei Köter kläffend ankommen.

In Okahandja unterhalte ich mich wieder lange mit dem Portugiesen in seinem Elektroladen, unter anderem über die desolate Wirtschaftslage im südlichen Afrika. Esse wieder mehrere Eis, kaufe im Agra-Shop wieder Swakopmunder Landarbeiterschuhe, bei Schwarzkopf Hardware einen Fahrradhelm für 300 ND. Geld am Automaten ist nicht zu bekommen, muß auf der Bank 100 Euro tauschen, kaufe dann endlich eine halblange Hose. Außerdem Briefmarken, zwei Telefon Ladegeräte, kopiere die deutschen Lieder und Noten. In der shopping mall ist ein Klamottenladen neben dem anderen, es gibt meist nur Fummel für Frauen. Eine teure Billig-Kamera werde ich nicht noch einmal kaufen.

Im Cafe am Holzschnitzermarkt sitze ich wieder eine ganze Weile, schreibe Briefe und rasiere mich zwischendurch.

Mache mir den Spaß im Militär-Museum (2002 anstelle des deutschen Forts erbaut) mal wieder nachzufragen - wie erwartet ist es immer noch nicht zu besichtigen. Unterhalte mich mit zwei Soldaten und einer Frau über das Tor hinweg, äußere meine Vermutung daß die da gar nichts drin haben! Diesen draußen stehenden Salvenwerfer sowie die Kalaschnikows kennen wir Ostdeutschen natürlich aus der sowjetischen Besatzungszeit.

Auf dem Weg zu meinem Schlafplatz werde ich mal wieder fast umgenietet, diesmal von einem Buren! Und ich dachte nur die Schwarzen fahren wie die Irren. Als ich meinem Unmut Luft mache verfolgt dieser Idiot mich noch eine Weile, kommt sogar in die Tankstelle hinterher, beschimpft mich und droht sogar noch mich verhaften zu lassen!

Mein Schlafplatz ist außerhalb des Ortes im Busch an einem hohen Farmzaun, elektrisch geladen sodaß mir von der Seite nichts passieren kann.

Okahandja, Bahnanlagen:

                           

Auf den paar Metern zur Straße hab ich den 5. Platten der Tour. Es geht wieder zum Cafe am Holzschnitzermarkt, dann auf der D1972 über Groß Barmen an dem ich wieder vorbei fahre Richtung Otjimbingwe.

Friedhof zwischen Okahandja und Groß Barmen:

             

Hatte eigentlich vor das Gefechtsfeld von 1904 am Lievenberg zu besuchen, doch ist das zu weit weg von der Straße, habe heute keine Lust das Fahrrad hier kilometerweit quer durch weglosen Busch zu schieben. Erkenne die Stelle an der D1972 wieder an der ich 2014 nächtigte, ein paar Kilometer weiter ist dann neben der Straße mein nächstes Nachtlager.

Halte einen Pick Up an und frage Sean ob er mich ein Stück mitnehmen kann. Es geht auf schlimmen Nebenwegen bis zur Farm Okumitundu, dort sind Rinder ausgebrochen weil der Farmzaun beschädigt wurde, möglicherweise von den Nachbarn. Daß dabei die Rinder entlaufen interessiert die nicht. Viehdiebstahl ist Tradition, sowie der ewige Kampf um die knappen Ressourcen. Die Nachbarfarm ist nämlich abgeweidet, ein Hirte mit seiner Herde wird erwischt und im Wiederholungsfall unter Androhung von Schußwaffengebrauch vom Farmgelände gewiesen. Helfe noch bei der Rückführung der ausgebrochenen Rinder aufs Farmgelände.

Man erlebt ja sehr häufig daß viele Schwarze lügen, oder milder gesagt: Nicht die Wahrheit sagen. Im Ernstfall sich dumm stellen, nichts gesehen oder gehört haben wollen. Ob die ausgesprochene Drohung hilft? Wahrscheinlich wird der Hirte das nächste Mal versuchen es geschickter anzustellen damit er nicht erwischt wird. Streitet alles ab, behauptet die Rinder laufen einfach den Zaun um, die hält nichts auf.
Bei allem was man so mitbekommt scheint es für die Farmer wie eine Strafe Gottes sich tagtäglich mit ihren Angestellten herumärgern zu müssen! Dazu kommen noch die klimatischen Widrigkeiten sowie die ständigen Anfeindungen mit denen sie zu kämpfen haben.

     

Die D1953 bis Otjimbingwe scheint ewig lang zu sein, es geht von einem Hügel zum Nächsten. Irgendwo an einer Kreuzung ein Laden - doch alles ist verriegelt und verrammelt, fahre also weiter. Kurz darauf kommt mir ein Reiter hinterher galoppiert, meint irgendwer wolle mich sprechen. Werde aber sonst nicht recht draus schlau was er will, zumal ich hier keine Bekannten habe und auch nicht die zwei Kilometer zurück fahren mag.

Otjimbingwe. Nehme erstmal in der Bar (ehemals Joachim von Flotow) einen cooldrink, danach gehts ins Friedenheim wo ich die Glocke einmal anschlage, hocke mich eine Weile hinter die Gemeinschaftshalle und bin nun endlich am Ziel meiner Reise angelangt. Später begrüße ich Matron Renate und die Sisters - dann baue ich wieder am Waschhaus mein Zelt für die nächsten drei Wochen auf.

Bilder und Texte der folgenden drei Wochen sind nicht chronologisch geordnet sondern nach Themen zusammen gefaßt.

In Otjimbingwe höre ich nun auch schon Kinder mir hinterher rufen: Give me money! Im letzten Jahr hatte mich die Matrone vom Friedenheim ja wegen einer "Donation" angesprochen, um dem zu entgehen biete ich ihr an daß ich für meinen Zelt-Platz am Waschhaus, für Wasser- und Stromnutzung einen wöchentlichen Betrag zahle - möchte aber dazu etwas "Service" im Gegenzug: jeden Tag mit den Kindern Mittag essen und einmal die Woche Wäsche waschen. Das mit dem täglichen Mittagessen klappt nach einigen Tagen, meine Wäsche muß ich natürlich selbst machen.

Ruine der Handwerklichkeitsschule:

Sie wurde aus dem Material des 1923 abgebrochenen Augustineum/Regierungssitz/Station der Schutztruppe/Polizeistation errichtet. Dieser Gebäuderest scheint bei der Errichtung der Schule bereits vorhanden gewesen sein, ich glaube nicht daß man 1923 noch Schießscharten einbaute!

                   

Mit Stefanus fahre ich hinten auf seinem Pick Up mit nach Karibib, kaufe mehrere Kartons Lebensmittel - Großeinkauf fürs Friedenheim. Hinterher helfen die Kinder die Kartons zur Küche zu tragen. Hatte bereits am zweiten Tag für die Angestellten und mich eine Riesenbüchse Kaffee sowie 2 kg Zucker gekauft. Sister Elisabeth macht mir mal einen Kaffee und verlangt promt ich solle Danke sagen! Darauf entgegne ich daß sie lieber mal Danke sagen könne daß ich den Kaffee spendierte! War mal wieder sprachlos - alles was man gibt gilt als selbstverständlich und jede kleine Handreichung von ihnen soll man hoch honorieren - die typische Einbahnstraße! Immer nur nehmen, selten geben die Schwarzafrikaner...

Immerhin ist es bei Seth wieder schön den ich eines Tages auf seinem Hof besuche. Der stellt nie Forderungen! Im Gegenteil, ich bekam noch ein Stück Torte - seine Frau hatte den Tag vorher Geburtstag. Schenke ihm das historische Foto welches den damaligen Herero-Stammesführer von Otjimbingwe Zacharias Zeraeua und den Bezirkshauptmann Victor von Frankenberg zeigt.

alte Klinik, Hospital:

                                       

alte Schule, früher Augustineum:

Ursprünglich befand sich das Augustineum am späteren alten Regierungssitz nahe des Zusammenflusses des Omusema in den Swakop. Aufgrund des Verkaufs des Geländes an die Regierung und dem Ausbau zum ersten Regierungssitz bzw. späterer Nutzung als Station der Schutztruppe (zuletzt Polizeistation / Kommissariat) wurde das Augustineum mehr zum alten Ortszentrum verlegt.
Wie ich inzwischen ermittelte wurde auch die alte Schule als Augustineum bezeichnet. Die Ausführung in Lehmbauweise, u.a. mit Schießscharten, läßt auf ein sehr hohes Alter schließen. Errichtet etwa zusammen mit der Rheinischen Missionskirche (1867).

Da dieses Gebäude seit Jahren dem Verfall anheim gegeben ist und es nur noch eine Frage der Zeit bis die Reste zusammenfallen vermesse ich das Ganze um wenigstens virtuell zum Erhalt beizutragen.

                                                 

Links an der Schule, am ehemaligen Direktorenzimmer, sind noch Fundamentreste zu erkennen. Doch selbst der letzte Prinzipal weiß nicht was dort früher gewesen ist, gab es zu seiner Zeit dort nichts mehr. Er erklärt den Schulbetrieb wie er 1965 hier statt fand.
Zwischen alter Schule und Swakop finde ich auch noch eine alte Patronenhülse.

Am Omusema, in Nähe der Mündung in den Swakop, finden sich ebenfalls noch alte Fundamente, möglicherweise des Hauses von Händler Kronewitter? Der wurde beim Herero-Aufstand 1904 erschlagen. Obwohl er sich bereits mit seiner Familie zum Pulverturm geflüchtet hatte wollte er nochmal nach seinem Laden sehen.

   

Will mir nach einem meiner Gänge am Barbetrieb der früher von Joachim von Flotow betrieben wurde am Wasserhahn wie üblich die Hände waschen, da kommt ein junger Mann angescheißert der behauptet er wäre der Besitzer und ich müsse ihn vorher fragen! Ignoriere ihn, hab den hier die ganzen Jahre noch nie gesehen, was will der hier auf einmal? Nehme in der Bar ein Bier und überlege ob ich nicht der Besitzerin von dieser "Amtsanmaßung" erzählen soll.
Etwas später merke ich wie der Typ kurz um die Ecke in die Bar guckt, schnell verschwindet. Ahne nichts Gutes, gehe raus und sehe wie dieser Idiot mit meinem Fahrrad abhaut, schon weit außerhalb des Grundstückes ist. Ich natürlich hinterher, der läßt sofort das Fahrrad fallen und rennt weg. Kriege den leider nicht zu fassen, kurz bevor ich ihn habe scheint die Angst ihm Flügel zu verleihen. Gehe zurück und sammle seine Latschen auf die er bei der Flucht verlor, schneide die mit meinem Kampfmesser von vorn bis hinten durch - Strafe muß sein für diesen Diebstahl-Versuch! Als der dann später seine Sandalen einsammelt und merkt daß die nun kaputt sind will der noch mit einem großen Stein auf mich los. Wird aber von anderen daran gehindert...
Erzähle alles später der Besitzerin - von der wird er sicherlich noch sein Fett wegkriegen.

Einige Friedenheim-Mädels wollen mit mir nach Mittag wieder Patronenhülsen suchen, ziehe dann mit 6 von ihnen los. Mache den Vorschlag die älteren Mädchen zu besuchen die nun in der höheren Schule bzw. in deren Internat leben. Dort dauert es dann eine ganze Weile für drei der Mädchen Ausgang zu erwirken, schließlich kennen die mich in der Da-Palm-Schule nicht. Telefonisch wird mit der Matron vom Friedenheim Rücksprache gehalten und nun ziehe ich mit neun Mädels durch die Gegend. Am ehemaligen Regierungssitz finden wir wider Erwarten auch noch etwas, eigentlich ist das Gelände mehr oder weniger leergesammelt. So etwa wieder mal einen Knopf einer amerikanischen Uniform!

Leider sind so viele Mädels auf einmal schlecht zu regieren, einige machen was sie wollen, verschwinden plötzlich und ich habe Mühe sie wieder zusammen zu suchen und 17.oo Uhr in ihrem Quartier abzugeben.

Besuchen auch die Zwillinge die wegen mangelnder Leistungen die Schule in Okahandja verlassen mußten, nun wieder in Otjimbingwe leben - in einer üblen, armseligen Wellblechhütte. Natürlich läuft auch dort nur die öde Glotze. Ob davon ihre Leistungen besser werden?

Heute ein windiger, wolkenreicher Tag. Dichte Haufenwolken, es sieht nach Regen aus, alles ist verdorrt und es gibt keine Weide - ein krasser Gegensatz: die allgegenwärtige Wasser-Verschwendung! Nachts gewittert und donnert es häufig - möglicherweise besteht doch noch Aussicht auf Regen.

Matron Renate klagt über die schwere Arbeit - und ich muß innerlich schmunzeln! Das bisschen Büroarbeit etc. - von wirklich schwerer Arbeit haben die hier doch überhaupt keine Ahnung!

Dem Kirchgang bleibe ich heute fern, will nicht unvorbereitet sein wenn ich mal wieder eine Rede halten soll! Mr. Kumundu predigt, der Gottesdienst dauert lange 3 Stunden!

Lerne auch die Amerikanerin Lea kennen (aus Indiana) die in der Primary School eine Art Englischlehrerin ist. Natürlich hat die sich eine Töle zugelegt die sie - als einzige weit und breit - an einer Leine hinter sich her zerrt, andauernd begrabbelt, deren Zecken absammelt! Als Amerikanerin ist sie auch typisch vorlaut.

Kürzlich muß im namibischen Fernsehen ein Musikvideo gelaufen sein bei dem die Sängerin in schamloser Weise ihren Arsch dem Publikum präsentierte - das imitieren nun die namibischen Mädchen jeden Alters!

ehemaliges Hotel Oswald Glöditzsch:

Hier gab es ursprünglich ebenfalls eine Schmiede, keine Wagenbauerei aber eine Ochsenwagen-Reparaturwerkstatt. Zur Zeit der Ochsenwagen war das Hotel gut besucht, die Ochsen mußten ruhen auf dem langen Bayweg von oder nach Walfishbay und Swakopmund.
Die früher zweiflügelige Hotelanlage hatte natürlich einen großen Barbetrieb, eine große Küche mit Durchreiche. Hier verkehrten auch viele Soldaten von der unweit gelegenen Station der Schutztruppe. Der linke Flügel mit der Schmiederei ist heute nicht mehr vorhanden, alle Maschinen wurden von Hugo Glöditzsch mit nach Omaruru zur Wagenbauerei Sievers mitgenommen.

             

Als ich eines morgens im Speisesaal sitze und einen Brief an den Stationsvorsteher in Moshi schreibe höre ich eine der Erzieherinnen sich mit der Matron über mich unterhalten. Diese Frau ist neu hier und äußert wohl ihren Unwillen was ich hier zu suchen habe, doch die Matron ergreift für mich Partei und so gibt es keinerlei Probleme die 3 Wochen die ich hier bin.

Gehe beim Regierungsbüro und bei der Lokalverwaltung vorbei die historischen Fotos von Zeraeua/Frankenberg abzugeben. Im Regierungsbüro ist der Chef abwesend, nur dessen Vertretung, eine Frau, ist da. Diese ist offensichtlich mit ihrem Job überfordert, es herrscht Zickenkrieg zwischen ihr und ihrer Angestellten, derweil die Arbeit ruht! Sitze eine ganze Weile dabei und schaue mir das Geschehen leicht belustigt an. Als mir langweilig wird lasse ich die beiden allein.
Dabei jedenfalls sehr erstaunlich wie die Angestellte ihre durchaus berechtigten Positionen gegenüber ihrer Chefin vertritt - da könnte sich manch ein deutscher Angestellter eine Scheibe von abschneiden!

Anschließend gehts rüber zur Lokalverwaltung. Dort ist gerade ein Meeting, auch Headman Mr. Bethuel Haraseb ist anwesend. Das Foto wird herum gereicht und ausgiebig kommentiert.

Grabe nochmal beim ehemaligen Kommissariat nach alten Flaschen, finde auch wieder einige der Münchner Pschorr-Bräu. Kennzeichnend bei allen hier: die Hälse sind abgeschlagen, ebenso bei einer Weinflache in deren Hals noch der Korken steckt. Die Herren Schutztruppler werden sich wohl nicht lange mit dem Öffnen aufgehalten haben...

Nach wie vor ist das Müllproblem nahezu flächendeckend in Otjimbingwe - es gibt kein Bewußtsein für die daraus resultierenden Gesundheitsprobleme. Das Vieh weidet auch hier im Müll, säuft aus üblen Abwasser-Rinnsalen - über die Nahrungskette gelangt das mit Sicherheit in die Bewohner des Ortes.

       

Bei dem Wrack des Volvo stand im letzten Jahr noch eine bewohnte Hütte. Wieder ein heißer Tag, ganz wolkenlos - es ist wohl doch kein Regen zu erwarten.

Im ehemaligen Büro der Lokalverwaltung das jahrelang leerstand hat sich ein kleiner Laden mit Imbiss "take away" etabliert der einen recht ordentlichen Eindruck macht. Allerdings werde ich von der weiblichen Bedienung hier vollständig ignoriert, wird noch nicht einmal mein Gruß erwidert. Daran ändert sich in den nächsten Tagen nicht viel, die Leute sind meist abweisend und unfreundlich. Das Imbiss-Angebot eher mager, nachdem ich einmal Wurst mit Pommes probiere lasse ich das lieber sein...

An der D1953, unterhalb der Furt über den Swakop, gab es in den letzten Jahren noch einige Trümmer und Fundamente, doch sind die anscheinend nun abgeräumt.
Als ich das Grab des Händlers und Reisenden Lettow besuche folgen mir zwei kleine Jungens in Schuluniformen. Es hat sich anscheinend herum gesprochen daß ich mich für historische Reste interessiere und so schleppen sie mir jede Menge Plunder an. Der Höhepunkt: ich höre es scheppern, ein Junge bringt mir die frischen Scherben eines Tellers an und glaubt daß der nun ja wirklich alt genug sein muß um mein Interesse wecken!

Hälbichsches Anwesen, Laden / Wohnhaus / Wagenbauerei mit Windmotor:

Im Hälbich Store haust jetzt ein junges Paar, der Mann ist bei den Chinesen angestellt die immer noch an der Wasserleitung Karibib-Otjimbingwe bauen. Letztes Jahr war der Verkaufs-Tresen noch in Ordnung, dahinter hingen an den Wänden Regale:

Hälbich Anwesen:

                     

Wohnhaus:

                                                       

Unterhalb des Viehkraals an der Hälbichschen Wagenbauerei finde ich direkt am Hang noch zwei historische Flaschen.

Wagenbauerei mit Windmotor:

Anfangs hatte ich noch die Illusion den Windmotor wieder aufzustellen, ursprünglich fehlten ja "nur" die Stahlträger. Doch habe ich mir das schnell abgeschminkt, die Schwarzen haben bekanntlich kein Geschichtsbewußtsein, wenn nicht ein Weißer mit einem Gewehr daneben steht klaut der nächste Schwarzafrikaner den Stahl!
Hatte ja den Namen des Diebes ermittelt der 2008 dieses Nationaldenkmal zerstörte. Inzwischen erfuhr ich auch den Namen seines Hintermannes, ein Herero der wohl noch im Ort lebt. Eine Strafverfolgung fand nie statt, den Behörden ist es anscheinend gleichgültig was mit aus deutscher Zeit stammendem Kulturgut geschieht!

Es wird ja schon lange spekuliert ob das Hälbichsche Windrad nur die Maschinen der Wagenbauerei antrieb oder auch Wasser pumpte. Neben der ehemaligen Kraftstation befindet sich ein Brunnen in den noch Rohre hinein ragen. Es ließ sich aber kein Zusammenhang zum Windrad ermitteln, wahrscheinlich befand sich eine Pumpe in der später errichteten Kraftstation und nicht am Windrad. Eine Pumpstation gab es auch noch unterhalb des Hälbichschen Anwesens am Schwimmbecken.

Mit einigen Mädchen vom Friedenheim die mir assistieren skizziere und vermesse ich die Reste des Windmotors für wenigstens eine virtuelle Rekonstruktion. Leider ist hier alles vermüllt und verschissen, stinkt widerlich, dazu hunderte Fliegen, der Wind bringt die Papiere mit den Zeichnungen durcheinander

                                       

                                                                     

   

Auch in Otjimbingwe sind die Chinesen die hier immer noch am Wasserleitungsprojekt bauen bis auf eine Ausnahme einem Gruß abhold. Hätte mich zu gerne mal mit ihnen über ihre Ansichten zu Afrika und den Afrikanern ausgetauscht! Zumindest werden sich die Chinesen im Gegensatz zu den Europäern nicht mit einem Arschtritt abservieren lassen wenn es einst ans Bezahlen geht! Jedenfalls ist es kaum möglich mit ihnen ein Gespräch anzufangen.

Werde in den nächsten Tagen mehrfach gefragt wo mein Fahrrad abgeblieben ist, doch antworte ich darauf nicht. Traue mich ja damit gar nicht mehr durch den Ort um nicht neue Begehrlichkeiten zu wecken, habe keine Lust zu Fuß mit meinem ganzen Gepäck nach Windhoek zurück zu laufen...

Auf der gesamten Länge zwischen Friedenheim und Paulinum finden sich am Ufer des Swakop Gebäudereste in Form von Grundmauern. Das alles einzumessen bzw. historisch einzuordnen übersteigt jedoch meine Möglichkeiten.

An einem der nächsten Tage ist Schlauchflicken angesagt - 5 Stück sind es mittlerweile. Die Kinder stehen um mich herum und treten mir vor Neugier dabei fast auf die Füße.

Sister Elisabeth die ja jedes Jahr mit abstrusen Forderungen kam - u.a. sollte ich ihr mal einen neuen Kühlschrank kaufen, ein Smartphone schenken, Telefon-Guthaben etc. - macht mir das Angebot sie zu heiraten und mit nach Deutschland zu nehmen! Doch was soll ich mit einem 50jährigen Drachen mit 4 erwachsenen Kindern samt Enkeln? Habe keine Lust mir diese Großmutter an den Hals zu laden und in Deutschland durchzufüttern. Herrisch und dominant, und wenn sie mal lacht wird die Milch sauer, fallen die Fliegen tot von der Wand...
Hatte sie gebeten in Karibib Geld für mich zu tauschen, doch wird daraus nichts da sie ihren Ausweis nicht dabei hat. Muß also selbst noch einmal dort hin.

Milliardenforderungen der Herero an Deutschland:

Vor der Bar an der Hauptstraße lerne ich den Herero Moses kennen der auf der Farm Tsaobis arbeitet, mich nach meinen Ansichten zu den Forderungen nach Entschädigungszahlungen befragt - doch eingedenk meiner Erlebnisse letztes Jahr in Okakarara hüte ich mich mit meinem schlechten Englisch meine Meinung dazu kundzutun! Zumal er genau sämtliche, zusammengesuchten Argumente unserer linken deutschen Landesverräter strapaziert! Er meint zwar noch daß wir beide uns nicht darum zu streiten brauchen, wir waren ja nicht dabei und somit geht uns das alles gar nichts an! Von wegen - wenn die mit ihren absurden Entschädigungsforderungen durch kommen muß auch ich dafür mit blechen!
Abgesehen davon werden sich die Herero noch sehr wundern falls die Milliarden eines Tages bewilligt werden sollten! Wenn nämlich ihre jüdisch-amerikanischen Anwälte ihren Löwenanteil einstreichen (ich las was von 30 Prozent). Den nächsten großen Brocken krallen sich die Herero-Funktionäre - und fürs Volk wird wie gewöhnlich kaum was übrig bleiben...

Bei der allgemeinen Mißwirtschaft wird das Geld schnell alle sein - und man wird bald MEHR! schreien!

Falls die Herero Erfolg haben sollten werden hoffentlich Damara und San die vor der Ankunft der Weißen in Südwestafrika von den Herero unterjocht und ausgerottet wurden nun an diese Forderungen wegen eines Genozids an ihnen stellen!

Im Mädchentrakt ist bei 3 von 4 Toilettenspülkästen der Wasserzulauf defekt und das Wasser läuft und läuft rund um die Uhr! Ungeachtet der extremen Wasserknappheit gehen hier täglich tausende Liter Trinkwasser den Bach runter. Sehe mir die Spülkästen an, das ist billigstes Plastik und ich mag lieber nicht dran rühren aus Furcht noch mehr kaputt zu machen. Immerhin kann ich die sinnlose Wasserverschwendung stoppen indem ich die Schwimmer neu einstelle. Nach solchen stillen, guten Taten kräht hier kein Hahn, wahrscheinlich haben die das noch nicht einmal wahrgenommen...

Auch die Wasserhähne werden abends oft nicht zugedreht und ich höre im Zelt liegend oft das Wasser rauschen. Nachdem ich mehrfach nochmal aufgestanden bin und die Hähne zudrehte spreche ich mal eine der Erzieherinnen an und weise sie darauf hin. Das ist nicht meine Aufgabe sondern ihre abends nochmal einen Kontrollgang zu machen. Das klappt dann darauf hin. Ebenso betrifft es das Licht die ganze Nacht brennen zu lassen.

Genauso laufen in der Küche und am Wasserplatz die Hähne wegen defekter Dichtungen. Das Wasser tropft nicht sondern läuft! Nachdem ich das ebenfalls einmal anspreche werden die Wasserhähne repariert bzw. neue besorgt und das Problem behoben. Ich weiß nicht wieviele Hektoliter Wasser ich damit dem Friedenheim Hostel und Otjimbingwe gespart habe!

Treffe im Ort eine Gruppe von Männern von denen zwei wie Massai aussehen! Zwar sprechen sie Nama doch ist das meiner Ansicht nach eindeutig, zu krass ist der Unterschied zu den anderen hier ansässigen Volksgruppen. Leider ergibt sich kein Gespräch, ob die Männer sich ihrer Wurzeln bewußt sind?

Mr. Kumundu frage ich ebenfalls nach einem Zollstock, doch erzählt er daß sein Werkzeug geklaut wäre. Ebenso sein Kassettenabspielgerät. Hatte ihm letztes Jahr auf seinen Wunsch "Die Fledermaus" von Johann Strauss auf Kassette überspielt und geschickt. Fühle mich aber nicht zuständig ihm einen neuen Walkman zu besorgen, schließlich habe ich nie einen Brief zurück bekommen für die vielen Briefe mit Büchern, Noten, Texten, Kassetten etc. die ich ihm schickte! Außerdem heißt es dann bald wieder daß das Gerät weg ist.

Er berichtet noch: als vor wenigen Jahren eine Abordnung des Dortmunder Kirchenkreises aus Deutschland kam wurde dem hiesigen Pfarrer bedeutet auf keinen Fall etwas von dem kriminellen Pastor zu erzählen der 2008 den Windmotor zerstörte! Das würde ein schlechtes Licht auf die Verhältnisse hier werfen und die Spender würden womöglich abgeschreckt!

Sehe einmal wieder in der Küche des Friedenheim bei der Essenzubereitung was für olles Gemüse hier verwendet wird! Zwar werden die Karotten noch geputzt - fast die Hälfte ist Abfall - doch käme in Deutschland soetwas nicht mehr auf den Tisch.

Die Matron läßt mich rufen ob ich ihr bei ihrer Nähmaschine helfen könnte. Der Oberfaden ist total locker, stelle schnell fest daß die Fadenspannung nicht mehr einstellbar ist, offensichtlich fehlt dort eine Feder. Nun sind einige Gehäuseteile abzuschrauben (habe ja mein Multitool immer am Gürtel), zuletzt ersetze ich die fehlende Feder durch ein Stück ausgeschnittene Wellpappe - und die Maschine funktioniert wieder.

Der Schulgarten der im letzten Jahr mit großem Elan angelegt wurde liegt jetzt brach...

   

Eines Sonntages gehe ich zum Gottesdienst. Da ich diesmal nicht aufgefordert werde zu sprechen bleibt meine vorbereitete Rede ungehalten. In der Kirche gibt es mittlerweile eine große Verstärkeranlage, dazu ein Keyboard, der 4-köpfige Posaunenchor spielt. Ein Kirchenführer ist zu Gast, das muß ein hohes Tier sein - erkennbar an seinen Nacken-Speckrollen! Fühle mich in der Kirche als einziger Weißer sehr allein, zumal ich auch kaum etwas verstehe. Zum Glück ist der Gottesdienst recht kurz diesmal.
Hatte eigentlich vor in meiner Rede den Otjimbingwern etwas die Leviten zu lesen. Dachte ja angesichts der hier oft desolaten Zustände daß es dem Ort wohl wesentlich besser ginge wenn die Menschen weniger beten - doch dafür mehr arbeiten würden! Und wenn es nur die Reparatur einer defekten Wasserleitung ist! Warum sollte der Herrgott die Gebete nach Regen erhören bei der allgegenwärtigen Wasserverschwendung?

Ziehe mit 4 Hostel-Mädchen zu den drei Kalkbergen, auf dem ersten steht der Sendemast und der Wasserspeicher, ein zweiter wird noch errichtet. Hocken uns in eine der Höhlen und ich meine sie sollten sich vorstellen wie wir hier als Urmenschen vor einigen tausend Jahren gelebt hätten. Erzähle auch einiges zur Geologie, es ist ein schöner Ausflug miteinander.

In Karibib:

Mit Stefanus geht es eines Tages mal wieder auf seinem Pick Up nach Karibib. Auf der Hinfahrt sind wir 9 Personen hinten drauf, + 1 Kleinkind + 1 Säugling!

In Karibib funktionieren die Geldautomaten nicht. Muß 3 Mal zur blöden FNB-Bank und insgesamt fast 3 Stunden anstehen um etwas Geld zu wechseln! Angeblich besteht keine Verbindung zum System.

In der Bank ein Luftwaffen-Offizier, von vorn sieht der noch mehr aus wie ein aufgeputzter Gockel. Doch ob die überhaupt einen Flieger hochkriegen? Auf seinem dicken Auto steht "Namibian Airforce". Wahrscheinlich ist der Zustand der namibischen Luftwaffe ähnlich der der Eisenbahn...

Oberst Air Vice Marshal Martin Pinehas, Air Force Commander zufolge habe die namibische Luftwaffe etwa 25 Flugzeuge und Hubschrauber (2005).

Der Karibiber Agra-shop ist ein einziger Kramladen, die haben eher Lebensmittel als Werkzeug. Ein Rollmaß bekomme ich in einem Chinaladen. Telefon-Kredit ist auch in Karibib nicht zu kriegen.

Im Supermarkt mit Kreditkarte zu zahlen ist ebenfalls unmöglich, angeblich wäre meine PIN nicht in Ordnung! Befürchte zuletzt meinen Lift zurück nach Otjimbingwe zu verpassen.

Bei der Rückfahrt sind wir dann 12 Personen + Kleinkind hinten auf der Ladefläche des Pick Ups. Es war ein anstrengender 7-Stunden-Ausflug nach Karibib, der Tag ist gelaufen.

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Palmenwald im Swakop zerstört

Die mit großem Aufwand letztes Jahr vom Landwirtschaftsministerium betriebene Neupflanzung im Swakop ist total für die Katz, nicht nur weil oberhalb der Swakop total vermüllt ist sondern weil auch der Zaun an der Rückseite viele Meter weit zerstört ist, nun in der Pflanzung Rinder alle neuen Triebe abweiden. Möchte mal wissen wer das Ganze finanziert hat, wahrscheinlich kam das Geld mal wieder aus dem Ausland - somit scheint es dem Ministerium das in Otjimbingwe einen Stützpunkt mit mehreren Häusern unterhält egal zu sein was daraus wird, kümmert man sich einfach nicht weiter darum. Die haben eine ganze Menge Angestellte, doch das Gelände mal zu inspizieren und den Zaun reparieren dazu reicht es nicht! Es wird schon irgendwann neues Geld kommen! Wie so vieles ein tot geborenes Kind...

Bei meinen verschiedenen Gängen durchs Swakoptal stelle ich fest daß anscheinend und ausschließlich an sämtliche Palmen die nun absterben Feuer gelegt wurde. Das ist schon von weitem zu sehen daß alle Palmen gelb und vertrocknet statt grün sind. Da werden die alten Palmen zerstört und die Neupflanzung verkommt. Was oder wer da wohl dahinter steckt? So verliert Otjimbingwe eines seiner Wahrzeichen - den Palmenwald den es hier mehr als 100 Jahre gegeben hat.

                   

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aufgegebene Brunnenanlage im Swakop unterhalb des Friedenheim Hostel:

     

Alte Feste:

Zuerst Missionsstation mit Augustineum, dann Regierungssitz, Station der Schutztruppe, zuletzt Polizeistation. Abgebrochen 1923 um mit dem Material die Handwerklichkeitsschule (zwischen Kirche und Friedenheim Hostel) zu errichten.

Habe eigentlich die Reste hier 2014/15 bereits genug bilddokumentiert, doch entdeckt man gelegentlich noch etwas Neues. Laut Fundamentresten hatte die Station offensichtlich noch eine Umfassungsmauer. Am liebsten würde ich die gesamte Anlage ordentlich vermessen, doch übersteigt das meine bescheidenen Kräfte.

                               

Hier eine Zusammenstellung der Fundstücke falls nicht oben bereits abgebildet aus der Zeit vom 31.03. bis zum 24.04.2016. Alles reine Oberflächenfunde nur nach Sicht:

                               

Gegenüber der Station sind ebenfalls noch mehrere Fundamente erkennbar. Finde wieder mehrere, leider kaputte Flaschen der Münchener Pschorr-Bräu. Offensichtlich haben sich die Soldaten seinerzeit nicht groß mit dem Öffnen der Flaschen aufgehalten sondern denen einfach die Hälse abgeschlagen, mit dem Bajonett oder über eine Kante! Sogar einen Weinflaschenhals finde ich in dem noch der Korken steckt.

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Küchendienst hat heute Sister Elisabeth, ich muß ewig auf mein Mittagessen warten. Die Kinder sind alle längst fertig als ich meinen Teller endlich bekomme: ein paar Nudeln, Kürbisgemüse, und statt Fleisch ein paar Knochen! Wenn das so weiter geht werde ich mich bei der Matron beschweren...

Mit den Mädchen bin ich wieder mal unterwegs, es geht ins Swakoptal um nach den tennisballgroßen Palmfrüchten mit Steinen zu schmeissen, gelegentlich fallen auch mal welche herunter. Wenn die braun sind haben sie unter einer dünnen Schale die abgeschlagen wird eine etwa 4 mm dicke, braune, leicht süsslich schmeckende Schicht die abgenagt wird. Wenn die Früchte noch grün enthalten sie etwa einen Fingerhut farbloser Flüssigkeit die man nach Anbohren absaugen kann. Die Frucht wird mit großem Kraftaufwand aufgebrochen indem die Kinder die auf einen Stein legen und einen anderen so lange drauf schmeißen bis man an den weißen, hartgummiartigen, essbaren Kern heran kommt. Diese Kerne werden später diese extrem harten, braunen Dinger die beschnitzt den Touristen als wohl Schlüsselanhänger angedreht werden.

Probiere diese grünen, extrem harten Früchte mit einem Beil zu knacken, doch ist das kaum zu bewerkstelligen. Später versuche ich mit dem im Hof stehenden, großen alten Schraubstock der sicherlich noch aus der Hälbichschen Wagenbauerei stammt die Dinger auf zu kriegen was mit viel Mühe gelingt, doch die Kinder sind zu schwach dazu und so bleiben sie bei ihrer Methode mittels Steine drauf schmeißen.

ehemaliges Priester-Seminar Paulinum:

                                   

Das sogenannte Geisterhaus hat die Familie Cloethe um 1854 gebaut:

 

Die Mädchen vom Friedenheim Hostel, Tonaufnahme:

     

               

Finden auf unseren Gängen im Swakoptal einen großen, grünen Skorpion - kann nur mit großer Mühe die Mädchen davon abhalten den mit Steinwürfen ums Leben zu bringen.

Eines Abends sehen die Kinder im Gemeinschaftsraum eine DVD mit einem amerikanischen Horrorfilm, ob sowas das Richtige für sie ist? Mir vergehts jedenfalls und ich tue mir das nicht an, verziehe mich in mein Zelt.

       

Hier einige Panoramen von Otjimbingwe.

Etwas Regen in Otjimbingwe: Tonaufnahme

Friedenheim Hostel:

Die Disziplin hat im Gegensatz zu den letzten Jahren stark nachgelassen! Kaum haben die Erzieherinnen den Rücken gedreht oder den Gemeinschaftsraum verlassen spielen viele Kinder verrückt, rennen durcheinander, ärgern oder kloppen sich, es geht entsprechend laut zu. Martha beklagt mir gegenüber daß die Kinder keine guten Manieren haben, respektlos sind und keine Achtung mehr vor den Erwachsenen hätten!

Eines Tages haben die Mädchen von innen den Schlüssel des Schlaftraktes abgebrochen und kommen nun nach Mittag nicht mehr heraus! Ich werde gerufen um Schlosser zu spielen. Ein Dietrich ist schnell gebogen aus einem Stück Draht, doch hat das einfach aussehende Schloß leider eine Komplikation. So bleibt nichts übrig als einen anderen Schlüssel mittels meines Multitools zurecht zu feilen, damit bekomme ich die Tür dann auf und die Mädchen sind befreit.

In der Küche gibt es Schlangenalarm, nehme mich der Sache an und entdecke hinter dem alten Herd eine große Echse die ich mit einiger Mühe unbeschadet einfange und draußen aussetze. Ganz erstaunt werde ich gefragt warum ich die nicht totmache!

Habe Gelegenheit einmal wieder in die Schulhefte hineinschauen zu können und festgestellt welch breiten Raum die Sexualkunde sowie die HIV/Aids-Prävention einnimmt, und das bereits ab einem Alter von 10 Jahren. Überhaupt staune ich über das umfangreiche, polytechnische Bildungsprogramm. Auch in Afrika lernen die Mädchen fleißig während die Jungs sich mehr selbst überlassen bleiben.

Da es in einem der Läden noch Brot gibt kaufe ich für meine mehrtägige Reise nach Windhoek gleich 5 Stück. Komme damit ungesehen fast bis zu meinem Zelt, kurz davor laufe ich natürlich Sister Elisabeth über den Weg die gleich eine blöde Bemerkung macht.

Hab mich letztlich mit dem "Sponsoring" des Friedenheim doch etwas übernommen sodaß ich selbst oft morgens und abends nur trockenes Toastbrot aß! Dabei war Brot noch nicht mal jeden Tag zu bekommen. Aber das interessiert natürlich hier niemanden, es würde wohl auch keiner glauben. Mein einziger Luxus war gelegentlich ein kaltes Bier abends. Geld tauschen ist in Otjimbingwe mangels Bank unmöglich, mußte dazu ja extra ins etwa 60 km entfernte Karibib.

Das erste Postamt Südwestafrikas:

wurde im Juli 1888 errichtet und befand sich am alten Zentrum Otjimbingwes, am Zufluss des Omusema in den Swakop unweit des früheren Regierungssitzes. Es wurde betrieben von einem Schutztruppler, dem Feldwebel Hugo von Goldammer der auch die Polizeigewalt ausüben sollte. Mit der Verlagerung des Zentrums zum Pulverturm wurde dort ein Postamt errichtet dessen Fundamente mit einiger Mühe noch zu erkennen sind.

Heute ist Abreisetag. Am Vormittag muß nochmal ein Schlauch gewechselt werden, das Packen selbst ist leider erst nach dem Essen möglich da ich zu sehr von den ganzen Kindern dicht umringt werde. Sister Elisabeth ist übel gelaunt, weil ich sie nicht doch noch heiraten mag? Nichts läge mir ferner als das!

Es kommt noch Dina mit der 16-jährigen Kameeta im Schlepptau. Letztere hatte mir ja letztes Jahr einen Liebesbrief geschrieben, doch ist von Emotionen ihrerseits absolut nichts zu merken. Hatte sie die letzten 3 Wochen nur einmal gesehen, jetzt vor meiner Abreise kreuzt sie nochmal auf und läßt fragen ob ich sie mit nach Deutschland nehme!

Spüle nochmal meine Wäsche durch. Bezahle bei der Matron meinen vorher ausgehandelten Betrag gegen einen Beleg.
Verabschiede mich von den Mädchen und fahre nach dem Mittag ab. Schaffe den Tag nur 11 km das Swakoptal heraus bergauf und durch den Sand, dabei wieder von unzähligen Fliegen belästigt. Kurz vor 18.oo Uhr baue ich das Zelt am Rande der D1953.

Mein Nachtlager ist höchstens 20 Meter von der Straße ab, doch die reichen aus einen Dorn zu treffen - am nächsten Morgen gibts den 8. Platten der Tour.

Es ist ein totales Gequäle durch endlosen Sand zu schieben auf der D1953, komme nicht weit den Vormittag. Da es bis Mittag völlig bedeckt ist fahre ich ohne Hut und Shirt, das bekommt mir gar nicht. Als ich mal raste hält ein Jeep mit einer Gruppe Herero die in Richtung Otjimbingwe unterwegs sind, nach einigen Stunden kommen sie wieder zurück und bieten an mich ein Stück mit zu nehmen. Nachdem das schwere Rad hinten hochgewuchtet ist geht es allerdings nur etwa 4 km weit, dann halten sie vor einem Farmtor und es heißt sie fahren erst später weiter! Nach einem lauten Wortgefecht erlebe ich auf dem Pick Up eine üble Schlägerei, steige lieber ab um nicht auch noch beteiligt zu werden. Bin natürlich wenig erbaut über das Ganze, ebensowenig darüber daß es nun viele Kilometer auf üblen Feldwegen weg von der Hauptstraße zu ihrem kleinen Farmhaus geht. Währenddessen wird natürlich jede Menge Bier getrunken. Nachdem alle abgestiegen sind bekomme ich auch ein Bier angeboten, später noch ein zweites. Großes Palaver, schreiende Kleinkinder dazwischen, die Schlägerei geht zwischendurch von neuem los. Frage den Herero Thomas worum es geht: anscheinend um Geld. Sitze dabei und hüte mich etwa als Friedensstifter auftreten zu wollen. Immer wieder schlägt einer der Männer, ein Ovambo, auf einen älteren Herero ein der schon ein ganz zugeschwollenes Gesicht hat. Auch ein anderer Mann beteiligt sich dabei. Der ältere Mann verzieht sich irgendwann und kommt mit einer kurzen Eisenstange zurück, ganz schnell hat der Ovambo ebenfalls eine Eisenstange in der Hand. Nun gibts wohl Mord und Totschlag, doch zum Glück kommen die Stangen nicht zum Einsatz.

Mit der anwesenden Frau unterhalte ich mich etwas - sie meint wir hätten alle eine Mutter, egal ob weiß oder schwarz. Deutsche und Herero wären eine Familie. Auch Thomas meint daß wir alle gleich wären - bis auf die Hautfarbe.

Manfred will mir noch 50 ND zustecken was ich nicht annehmen mag, er besteht dann jedoch darauf daß ich 20 annehme - für einen cooldrink gelegentlich.

Irgendwann ein Anruf - der weiße Arbeitgeber, ein Bure, braucht seine Leute zum Ausladen eines LKW. Obwohl einschließlich des Fahrers Manfred alle mehr oder weniger angetrunken sind geht es holter-dipolter über die schlechten Farmwege zum Treffpunkt, einem verfallenen Farmgebäude. Auf dem Weg dahin wird bei 60-80 km/h mein Fahrrad hinten auf der Ladefläche mehr ramponiert als auf den ganzen paar tausend Kilometern meiner Tour!

       

Danach kommt mein Fahrrad hinten auf den LKW und ich fahre mit dem Buren wieder zur Hauptstraße zurück, kurz vor dem Abzweig zur C28 ist dessen Farm "Moolman & Moira, Van Zyl, Tsammams". Über die Viehladerampe ist mein Rad schnell wieder vom LKW herunter. Ursprünglich hat die Farm mal einem Deutschen gehört. Nachdem meine Wasservorräte ergänzt sind baue ich ein paar hundert Meter weiter mein Nachtlager auf - es ist bereits stockfinster. Habe mächtige Kopfschmerzen, wohl einen Sonnenstich bekommen.

Die Kopfschmerzen sind am nächsten Tag weg, doch fühle ich mich immer noch recht schlapp. Morgens flicke ich erstmal meine Hose von der eine Gürtellasche abgegangen. Es gewittert paarmal heute, regnet einige Male etwas.

Komme wieder nur mühsamst vorwärts, obwohl die C28 in wesentlich besserem Zustand ist als die D1953. Viele, viele Berge sind zu erschieben. Während einer Rast hält eine Gruppe Motorradfahrer auf schweren Maschinen. Robert, ein in Kapstadt lebender Deutscher, schenkt mir ein paar leckere Trockenwürste, die anderen ein paar Snacks. Es ist eine schöne Begegnung mit den Männern die nach Swakopmund unterwegs sind.

   

Als ich zu einem Wasserreservoir herunter steige hält oben an der Straße ein Farmauto, der Farmer meint er würde morgen nach Windhoek fahren und könne mich dann mitnehmen. Übernachten könnte ich auf Farm Harmony. Kurz darauf kommt auch der Betreiber von Harmony und die Sache wird gleich abgemacht.

Nun geht es den ewig langen Anstieg zum Bosua-Paß empor, immer von Schatten zu Schatten mit großen Pausen dazwischen. Kurz vor der Höhe halte ich das fünfte Auto des Tages an und bekomme so einen Lift nach Windhoek. Der Tourgide van Zeel erzählt einiges zur Geschichte, es ist eine interessante Tour - bereits 11.oo Uhr kommen wir in Windhoek an.

Falle in den nächsten Supermarkt ein und flöße mir einen großen Becher Johurt, einen halben Liter Dickmilch und 3 Eis ein! Versuche die Telefonnummer des Historikers Dr. Andreas Vogt heraus zu finden.

Die erste Nacht verbringe ich am Bahndamm östlich der Stadt. Schlafe sehr schlecht bei hellem Mondlicht auf kaltem, hartem Kiesbett, bis auf einen Köter der sehr nahe heran kommt zum Glück ungestört.

Morgens sitzt vorm Checkers-Supermarkt ein junger Weißer und bettelt, das ist für Afrika ganz ungewöhnlich. Er ist wohl in die Fänge des Islam geraten, rennt dauernd in die Blaue Moschee in der Nelson-Mandela-Avenue. Dort hat man ihn neu eingekleidet, da würde man mit ihm reden...

Als ich auf einen Kaffee im Restaurant Sardinia an der Sam-Nujoma-Drive Ecke Nelson-Mandela-Av. sitze erlebe ich ein riesiges Aufgebot an Ambulanz- und Polizeiwagen die von Osten in die Nelson-Mandela unterwegs sind, wie ich später erfahre gibt es eine Katastrophen-Großübung auf dem Flugplatz.

Erfahre heute die Telefonnummer von Dr. Andreas Vogt und rufe ihn an, er erinnert sich an meinen Besuch letztes Jahr und wir verabreden uns spontan, er hat gerade Zeit und ich fahre sofort hin. Unterhalten uns wieder lange angeregt, besehe wieder seine großartigen Bücher, bekomme von ihm sogar eine Spende für die Reisekasse und einige Tipps zu Windhoek. So auch die Adresse des Urbancamp, einem sehr günstigen Campingplatz dicht am Zentrum wo ich später für 145 ND die Nacht einchecke.

   

Will im Checkers ein warmes Essen kaufen, doch an der Kasse spielt sich mal wieder alles in slow motion ab. Die Verkäuferin läßt sich alle Zeit der Welt, mein Essen wird derweil kalt und ich kriege schon wieder einen dicken Hals. Als ich endlich dran bin kommt sie mir auch noch dumm und ich lasse meinen Einkauf einfach liegen, verlasse diesen blöden Supermarkt! Um die Ecke bei Woermann gibts kein warmes Essen, im Reeders Take Away liegen in der Wärmetheke nur übel aussehende, schrumplige Hühnerteile - da vergehts mir gleich wieder, ebenso in einem anderen Imbiss. Hab keine Lust mir auf die letzten Meter noch den Magen zu verderben.

Zum Glück finde ich in der Nelson-Mandela Av. noch einen anderen, kleinen Supermarkt in dem ich meine nächsten Einkäufe mache. Im Urbancamp lerne ich das sächsisches Paar Michael und Marion aus Pirna kennen, die haben mit ihrem MAN-LKW u.a. weite Teile Afrikas bereist. Auch ein Freiburger Paar lerne ich kennen und so habe ich hier angenehme Unterhaltung. Leider versuchen letztere mehrfach mir meine Art des Reisens mies zu machen, das gipfelt u.a. in der Behauptung ich wäre masochistisch und etwa daß ich mich mal auf meinen Geisteszustand untersuchen lassen solle! Bin zuletzt doch recht angepißt und entsprechend einsilbig.

Am Nachmittag fällt eine Busladung Chickens ein - den Begriff für solche Horde meist amerikanischer Touristinnen kannte ich noch gar nicht. Die sind nahezu sämtlichst leicht, fast schamlos bekleidet, füllig und laut, und fallen dementsprechend überall unangenehm auf.

Der Abend wird recht feucht fröhlich, sitze mit dem Tourgide David, Micha & Chris noch lange zusammen. Spendiere eine Flasche Brandy die wir zu Dritt fast schaffen. Die Unterhaltung wird meist in Englisch geführt, bei den ganzen großartigen, afrikanischen Reisezielen die ausgetauscht werden kann ich natürlich kaum mitreden.
Nach Sonnenuntergang wird es schon empfindlich kühl und man muß sich was überziehen. Da ich das Zelt schon abgebaut und alles verpackt hatte, keine Lust nochmal alles aufzubauen schlafe ich an meinem Platz in der Hängematte.

 

Heute heißt es früh aufstehen, bis zum Flughafen sind es knapp 50 Kilometer, mein Fahrrad muß ich dann auch noch demontieren, die Federgabel zwecks Reklamation ausbauen. Das große Frühstück im Urbancamp taugt heute nichts. Da kein WiFi geht kann ich mich nicht mal anmelden um meine Fahrradeinstellung zu avisieren. Hoffe das klappt trotzdem heute Sonntag ist.

Die Sonne blendet stark auf der B6 nach Osten raus, dazu Gegenwind. Der in Okahandja gekaufte Fahrradhelm kommt erstmals zum Einsatz. Der Sonntagsverkehr ist anfangs moderat, nimmt allerdings später zu. Als ich im Schatten eines Baumes raste hält ein Weißer, fragt ob ich OK bin, das ist natürlich ein beruhigendes Gefühl daß man hier doch nicht ganz verloren ist falls man vom Rad fiele oder einem irgendwas zustößt.

13.20 Uhr bin ich an der neu eröffneten Tankstelle vorm Flughafen, gönne mir hier eine große Flasche Savanna Dry, dann eine zweite. Jemand spricht mich an der 1982 mit dem Rad nach Kapstadt gefahren ist und über die Schwierigkeiten solchen Reisens Bescheid weiß.

Dann geht es auf die Farm, die Besitzer sind zwar abwesend doch laut Manager Manfred ist das Einstellen wieder kein Problem. Demontiere das Fahrrad, das dauert alles eine ganze Weile, hab zum Glück keinen Zeitdruck da mein Flieger erst am Abend geht. Verpacke meinen ganzen Krempel in die tausende Kilometer mitgeschleppten Radtaschen, übrig bleiben die beiden Packtaschen die noch ein ansehnliches Gewicht haben. Zum Glück fährt mich Manfred zum Flughafen. Dort setze ich mich die letzte Stunde ins Restaurant und stelle einmal wieder fest wie professionell hier die ausschließlich männliche Bedienung ist! Dabei umgänglich, jedoch weder aufdringlich noch devot. Einer der Kellner erinnert sich sogar daß ich im letzten Jahr bereits mit einem Fahrrad hier war!
Stelle hier mal wieder fest wie extrem füllig die meisten Buren sind, gerade die Frauen sind oft stark übergewichtig.

Habe überhaupt keine Befindlichkeiten, weder zum Abschied von Afrika noch zum kurz bevorstehenden Flug zurück nach Europa. Als ob die zurückliegenden 100 Tage nicht gewesen sind! Morgen bin ich gegen Acht in Frankfurt, halb Zwölf steige ich in den Fernbus nach Berlin.

Der Flug verläuft unspektakulär, bekomme bloß mit daß das ältliche, händchenhaltende, lesbische Paar neben mir vom Steward mit allerlei alkoholischen Getränken mächtig abgefüllt wird. Währenddessen hält uns die Stewardess auf unserer Seite kurz.

In Frankfurt Flughafen hab ich dann noch Zeit bis zur Abfahrt des Fernbusses. Lautsprecher-Durchsagen mahnen daß man auf sein Gepäck aufpassen soll. Kaufe für 20 Eus ein Telefonguthaben, leider wird die Aufladung nicht akzeptiert. Ein junger Mann setzt sich zu mir, wir kommen ins Gespräch, er meint er wäre Norweger und man hätte ihm gerade alle Papiere, Geld und sein notebook mit sämtlichen Arbeitsunterlagen geklaut und daß er nun Schwierigkeiten hätte nach Berlin zu seiner Botschaft zu kommen. Laut den Überwachungskameras wäre der Dieb ein südländischer Typ gewesen. Gebe ihm von meinen letzten 40 Eus die Hälfte, er will mir die irgendwann wieder zukommen lassen. Doch höre ich nie wieder was von dem - offensichtlich eine neue Betrugsmasche...

* * *

Zurück in Berlin sieht es mit der Auftragslage recht mau aus. Schreibe den Reisebericht hier und nehme mir vor mir nicht noch einmal die Mühe zu machen solch umfassenden Report zu schreiben! Wer soll das auch alles lesen. Die nächsten werden rein auf Themen und Schwerpunkte bezogen bleiben!

Davon abgesehen werden die Reklamationen von Nikon-Kamera, Manitou-Federgabel und Vaude-Packtaschen wie erwartet zum Marathon. Das ist der ganze Plunder gar nicht wert...
Nikon versucht natürlich mich abzuwimmeln! Schicke die Coolpix L330 auf eigne Kosten ein, die Reklamation wird vom Nikon-Service nicht anerkannt, statt dessen wie meist üblich ein Fallschaden unterstellt! Eine Reparatur soll knapp 70 Eus kosten, nach langem Hin und Her bietet man mir einen Gutschein in Höhe von 50 Eu an! Einfach lächerlich, meinetwegen können die sich den sonstwohin klemmen! Habe mich genug über diesen mängelbehafteten Billigschrott geärgert!
Bei der Reklamation der Manitou Federgabel R7 lehnt der Händler bike-components diese erst ab, doch als ich Druck mache klappt das doch und die Gabel wird zum Hersteller eingeschickt. Nach etwa 2 Wochen ist sie geprüft / gewartet und der Luftkolben ausgetauscht. Mit nach Afrika werde ich diese Federgabel jedenfalls nicht nochmal nehmen, für solche Einsätze sind welche mit Luftfederung ungeeignet.
Die Vaude-Packtaschen werden nach Reklamation vom Hersteller repariert, auch diese nehme ich nicht noch mal mit nach Afrika, nutze die höchstens in Deutschland.

* * *

Hier noch einige allgemeine Betrachtungen zu Afrika:

Reisen bildet! Neben vielen Erlebnissen und Erfahrungen bleiben auch gewisse Erkenntnisse nicht aus, selbst wenn diese manchmal bitter und desillusionierend sind. Leider ist den wenigsten vergönnt Erkenntnisse aus eigener Anschauung zu gewinnen, die meisten Menschen übernehmen bekanntlich lieber und bequemer die Ansichten anderer.

Unwissender Weise habe ich, gerade als in der ehemaligen DDR aufgewachsen und von deren Ideologie geprägt, selbst einmal vieles geglaubt was man uns zu Afrika und Kolonialismus jahrelang eingetrichtert hatte. Hinter dem eisernen Vorhang war es leider nicht möglich selbst einen Eindruck zu gewinnen. Mittlerweile etwas erfahrener mußte ich mich von vielen, unrealistischen Idealen verabschieden.

• Entwicklungshilfe:

Geht oft mit der Projektion eigener sozialromantischer Vorstellungen einher. Schon der Begriff "Hilfe" wird sowohl in Afrika als auch in Europa gleichermaßen vollkommen mißverstanden!

HILFE BEDEUTET NICHT DEM FAULEN DIE ARBEIT ABZUNEHMEN SONDERN DEN FLEISSIGEN ZU UNTERSTüTZEN!

Die Gebementalität stärkt zwar das Ego der Geber und Spender, ist aber letztlich völlig kontraproduktiv. Geben und Nehmen wäre der bessere Weg, alles andere ist reine Alimentation. Das bloße Schenken ist eine Einbahnstraße und führt zum dauerhaften Versorgungsanspruch - so braucht sich niemand über den oft frechen und fordernden Ton zu wundern. Die Afrikaner kriegen den Hals ja bekanntlich nicht voll. So ist etwa Namibia größter Nehmer deutscher "Entwicklungshilfe". Leider ist nicht zu ermitteln wieviele Milliarden die Bundesrepublik Deutschland in all den Jahrzehnten nach Namibia transferierte - und das ohne jegliche erkennbare Gegenleistung! Man bedenke auch - das verschenkte Geld könnte auch in Europa gut angelegt werden, dort gibt es genug Bedürftige. Abgesehen davon haben Leute dafür schwer gearbeitet! Umso leichter fällt es anderen dieses Geld mit vollen Händen zu verschleudern...

Schwarzafrika ist ein Fass ohne Boden. Kaum eine Gemeinde, Organisation, Projekt etc. kommt ohne dauernde Zuwendungen aus - nahezu überall sind staatliche, kirchliche oder private Hilfsorganisationen aus Europa oder USamerika am Werk! Keine der unterstützten Initiativen, Betriebe, Unternehmen oder Projekte ist auch nur ansatzweise darauf angelegt Einnahmen, Überschüsse oder gar Gewinne zu erwirtschaften - und sei es nur um Gehälter zu zahlen, zu investieren, den Betrieb auszubauen. Sie sind immer auf stetigen Geldfluss angewiesen und einzige Zuschußgeschäfte, völlig abhängig von den Geldgebern. Sobald der Spendenfluß nachläßt oder die Verwaltung in afrikanische Hände kommt wird gnadenlos in die eigene Tasche gesteckt und sich bereichert, abgezweigt, zweckentfremdet - sodaß kein Geld mehr für Löhne, Kraft- oder Betriebsstoffe, Reparaturen oder gar Investitionen mehr vorhanden ist! Solcher Betrieb geht meist umgehend ein sofern sich nicht neue Spender und Sponsoren finden.

Abgesehen davon genießt Geschenktes - im Gegensatz zu selbst Geschaffenem - wenig Achtung, es hat ja keine Arbeit gemacht (zumindest ihnen nicht) und nichts gekostet!

Den vielen Spendern sollte man hierüber einmal die Augen öffnen! Natürlich ist es bitter zu merken daß ein Projekt gescheitert ist. Vieles wird sich jahrelang schön geredet, ist dabei meist die reinste Augenwischerei - doch die Bilanzen sprechen eine klare Sprache. Immer wieder neue Projekte werden angeschoben die dann die gleichen Erfahrungen machen, es werden auf diese Weise irre viele europäische private, kirchliche - und vor allem Steuergelder - buchstäblich in den Sand gesetzt!

Man sollte regelrecht warnen vor diesem Spendenunwesen! Dazu muß auch erwähnt werden daß diese ganzen Hilfeprojekte und -organisationen den hiesigen Funktionären ein gutes Einkommen sichern! Während viele Ehrenamtliche unentgeltlich oder gering bezahlt beschäftigt werden. Um neue Spendengelder einzuwerben zeigt man hungrige Negerkinder, und um angebliche Erfolge zu demonstrieren lachende. Je nach Bedarf, man sollte sich einmal vorstellen was allein solche Anzeigenkampagnen oder landesweite Riesenplakataktionen kosten! Erst wird den Leuten ein schlechtes Gewissen eingeredet - und damit dann die besten Geschäfte gemacht...

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Punkte meist der einzelnen Übernachtungen

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