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Sieben Wochen mit dem Fahrrad unterwegs...Seite VI
Jy kan gebruik maak van die vertaler van Duits na Afrikaans Mauszeiger auf Bild zeigt Bildtitel, unterstrichene u. fett gedruckte Wörter sind weiterführende links * * * Kurz vor 13.oo Uhr bin ich in Du Plessis. Die Ansiedlung liegt in einem Tal, eine Polizeistation ist ausgewiesen. Im Laden kaufe ich eine große Flasche "Pine-Nut"-Brause (in Deutschland würde ich mir solche eklig quietschesüße Chemo-Therapie nie antun). Es gibt auch einen bottle-store und ich setze mich auf eine Flasche Carling-beer zu den beiden jungen Verkäuferinnen. Hundert Meter weiter setzt sich eine kräftige Hererofrau so daß sie uns im Blick behält. Nach einer Weile kommen noch drei Frauen, sie trinken zusammen Bier und eine kleine Flasche Schnaps. Eine der Frauen hochschwanger. Als später eine große Schnapsflasche aufgemacht und diese typische, fürchterliche Musik laut angemacht wird, die Frauen zu tanzen anfangen schwinge ich mich wieder aufs Rad. Außerhalb der Ortschaft schlinge ich noch eine Büchse Gemüse-Mix herunter. Schwere Regenwolken bedecken den Himmel. Als mich ein Wagen überholt und dabei weiter als nötig ausschert sehe ich daß er einer großen Echse ausweicht die gemächlich die Pad überquert. Halte an um dieses Tier zu betrachten das nun im dichten Gras liegt, dann aber wie ein geölter Blitz verschwindet. Am späten Nachmittag läßt der Gegenwind nach. Das nächste Nachtlager ist versteckt im Dickicht auf dem Gelände der Farm Nr. 388 Harlekyn die wohl einem Herero gehört (S.K. Kamapoha), das gate ist offen. Meine Radspuren von der Straße verwische ich wieder. Schlafe allerdings schlecht, werde oft wach. An der großen Kreuzung an der es links nach Tsumkwe abgeht eine Siedlung, allerdings ohne Ortsschild. Wieder ein Laden, das Angebot ist wie so oft äußerst bescheiden, ausnahmsweise mal Brot im Angebot. Während ich vor dem Shop noch eine Zigarette rauche wird die Mülltonne angezündet - die übliche Abfall-Entsorgung im Lande. Einem Jungen schenke ich den Rest meiner Brause, zwei Mädchen kommen - und starren mich an wie das achte Weltwunder. Es dauert auch gar nicht lange und es heißt: "Give me five Dollar!". Eine Primery School Drimiopsis gibt es, die Mokganedi Tihabanello Highschool, die Madras College Highschool und außerhalb des Ortes ist links noch einmal eine Primery School Hippo angezeigt. Bis Gobabis sinds nur noch 45 Kilometer. Heute nutze ich endlich einmal Rückenwind und ich gebe ordentlich Gas. Im Laufe des Tages nimmt die Bewölkung zu und somit gibts gelegentlich mal Schatten, was wieder sehr lästig ist: die vielen Fliegen die einem dauernd ins Gesicht springen. Überlege ob ich noch einen kurzen Abstecher nach Botswana mache, hab ja noch 12 Tage Zeit, doch mit diesem desolaten Reifenmaterial traue ich mir solchen Exkurs nicht mehr zu. Bin froh wenn ich damit überhaupt bis zum Flughafen komme. Diese unplattbare Reifeneinlage hat sich überhaupt nicht bewährt und ich rate jedem ab sich sowas aufschwatzen zu lassen. Das blaue Zeug ist leider kein Gummi sondern irgendein undefinierbarer, glatter Kunststoff der im Reifen wandert, innen für heftigen Abrieb sorgt und den Reifen sehr stark walkt - so werden die Reifen-Seitenwände ständig extrem beansprucht, sind irgendwann kaputt. Und die Einlage selbst ist nach ca. 200-300 Kilometern plattgefahren (ursprünglich wars ein runder Querschnitt). Rechts der Straße ein Farmbetrieb: Wilhelmshöhe, von Andries und Madelyn Jooste betrieben. Entschließe mich hier mal nach einem Kaffee zu fragen - vielleicht erfahre ich etwas Neues. Andries schraubt gerade am John-Deere-Traktor, ist mit Leib und Seele Landwirt, betreibt zwei Farmen, macht alles was an Mechanik, Hydraulik etc. anfällt selbst. Werde wieder sehr nett aufgenommen und wir unterhalten uns lange (in Englisch). Madelyn ist Tanzlehrerein und zeigt einige Bilder. Wenn ich mal wieder vorbei komme solle ich ruhig wieder vorbeischauen... Als ich vor Gobabes auf die B6 abbiege überholt mich messerscharf ein großer LKW. Werde von der Straße abgedrängt und finde mich einen Meter neben der Straße - zum Glück ist es hier weder abschüssig noch gibts Hindernisse... Gobabis: wirbt mit "a warm welcome to a friendly Gobabis", steht zumindest am Ortseingang. 13.13 Uhr angekommen kaufe ich im Spar-Markt einige Lebensmittel: 2 Liter Juice, 1 kg Frucht-Joghurt, Brot, eine Büchse Fleischwurst, Kekse und ein warmgemachtes Menü aus Mealie Pap mit Boerewurst sowie eine Flasche Bier. Auch eine "Allgemeine Zeitung". Ein ruhiges Plätzchen ist hier schwer zu finden, viel Betrieb überall, starker Verkehr, die Schulen sind gerade aus und somit viele Kinder in den typischen Schuluniformen unterwegs. In einem anderen Supermarkt läßt man mich das Fahrrad nicht mit in die Passagen nehmen - das davor unbeaufsichtigt stehen zu lassen werde ich mich schwer hüten und so verzichte ich. Setze mich noch auf zwei Kaffee in die Tourist-Info, hier gibts sogar Internet und so sitze ich viel länger als geplant. Eine Frau spricht mich an, ich bitte sie an den Tisch und wir unterhalten uns eine Weile. Lynn hat vor einiger Zeit hier Straßenkinder betreut, und ihr Freund mache auch Radfernreisen, fuhr so einmal von Südafrika nach Malavi.
Nachdem ich die Hügelkette überquert die Gobabis nach Westen hin abschließt gehts über den Black Nossob. Nach Witvlei (meine offline-Karte im Telefon weist den Ort als Steinhausen aus - das liegt allerdings ganz woanders) sind es 48, bis Windhoek noch 199 Kilometer. Wenige Kilometer außerhalb ein Camp mit unaussprechlichem Namen: Xain Quaz (ist das Chinesisch oder Buschmann?) - Camping / Speisen / Betten. Dreiviertel Sieben baue ich dann am Bahndamm der parallel zum Transkalahari Highway verläuft mein Zelt, zur B6 von einer Buschgruppe gedeckt. Rauche die zweite Hälfte der von meiner Mutter geschenkten Weihnachts-Cigarre und lese die Zeitung. Später steht der Vollmond am Himmel, in der Ferne gewitterleuchtet es.
Das nächste Frühstück wird mir verleidet da es in der Brottüte - obwohl doppelt zugeknotet - von kleinen Ameisen nur so wimmelt! Bei der nächsten Raststätte an der B6 entsorge ich dann meinen Müll in die Tonne. An der Station Ninette ist weiter nichts als ein kleines Windrad sowie ein Funkmast, in der Nähe ein paar Hütten. Eisenbahnverkehr ist wohl zur Zeit nicht. Weitere Stationen: Gerard (hier die Zufahrt zur West Nest Lodge), sonst ist auch nichts weiter zu sehen. Der nächste Rastplatz an der B6 wie so oft eklig vermüllt, wenigstens die Essensreste werden von Ameisen abgeräumt.
Witvlei:
Ein völlig verschlafener, unbedeutender, trostloser, gar nicht mal so kleiner Ort in dem nichts los ist. Bin wohl momentan der einzige Weiße hier. Immerhin gibts eine Tankstelle, in der Nähe wird bei einem vollbeladenen Viehtransporter ein platter Reifen gewechselt. Im einzigen Laden das übliche, kaum erwähnenswerte Angebot an Lebensmitteln. Eine kleine, sehr heruntergekommene Bar, ein Billardtisch, zwei Leute daddeln an Spielautomaten. Setze mich mit einem Carlingbeer in den Schatten davor, schaue dem Treiben eine Weile zu. Kann so sehen daß von vielen Kraftfahrern die hier halten Alkohol gekauft wird. Selbst Truckfahrer versorgen sich so. Ein alter Mann sammelt Zigarettenkippen und zerbröselt die Tabakreste in eine kleine Dose. Ein Polizeiwagen macht die Sirene an und stoppt einen PKW - kurze Frage, kurze Antwort, dann fahren beide weiter, nein - der Polizeiwagen hält erneut, einer steigt aus und pinkelt an den nächsten Baum.
Von Witvlei fahre ich nun wieder nach Süden um die letzten Tage auf einer Farm zu verbringen. Hab ja nun in Hereroland wenig Menschen, überhaupt kaum fotografiert. Die Stimmung war hier meist nicht sonderlich fröhlich oder frei. Die Leute nicht sehr offenherzig, erwidern meist noch nicht mal einen Gruß. Mißtrauische Gesichter, mißtrauische Blicke. Hatte so auch wenig Lust irgendwo länger zu verweilen.
Später rufe ich auf Farm Heimat an und werde bald darauf von Marianne mit dem Wagen abgeholt. Kurz darauf bricht dann der hier sehnlichst erwartete Regen los! Rainer hatte sich große Sorgen gemacht und sah schon die weitere Existenz der Farm gefährdet, hatte auch schon Rinder verkaufen müssen weil es nicht mehr genug Weide gab.
Die nächsten Tage verlaufen geruhsam. Schreibe einen Beitrag über mein Erlebnis in Okakarara und schicke den an Chefredakteur Stefan Fischer von der "Allgemeinen Zeitung". Der ruft bald darauf an, stellt einige Fragen, meint er würde die Fakten nachrecherchieren und lieber selbst einen Beitrag in einer "journalistisch gängigen Form" bringen. Sein Artikel erscheint dann auch paar Tage später auf Seite 1 der AZ, allerdings auch mit gravierenden Fehlern. So macht er mich u.a. nicht nur fast 20 Jahre älter sondern auch noch zu einem "Hobby-Historiker"!
Viele Abende sitze ich mit Rainer zusammen und erfahre nicht nur unzählige Anekdoten aus dem Farmer-Alltag sondern auch vieles aus der Historie: Aufnahme 1, Aufnahme 2. Die Besiedlung reicht bis weit in die prähistorische Zeit zurück, unterbrochen von langen Trocken-Perioden. Hier wurden vielfältige Steinwerkzeuge vom damaligen Farmbesitzer Albert Viereck geborgen und ausgewertet. Neben Buschleuten die hier lange lebten kamen in diese Gegend in jüngerer Zeit auch Herero und Nama. Die Herero nannten den Platz Okamatanga ("der Ort wo viele Tschammas wachsen"), die Nama jedoch Kowas ("Buschlaus-Platz"). Immer wieder kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen ihnen. Vor 150 Jahren hat es hier sogar noch Elefanten gegeben wie Knochenfunde beweisen. Als dann vor über 1oo Jahren die Farm angelegt wurde nannte man sie "Neuhof-Kowas". 1907 war der Ort Durchgangsstation für viele Soldaten der Schutztruppe und in der Folge wurde auch eine Einheit stationiert. Zwei Wege kreuzten sich auf Kowas, allein in einem Jahr zählte man 1.ooo durchziehende Ochsenwagen! Damals war hier die einzige Wasserstelle weit und breit.
In Rainers Museum sind viele Fundstücke die er im Laufe der Zeit zusammen getragen hat:
Die blanke Messing-Kartusche für die Feldkanone 96 Kaliber 7,7 cm hat nach dem Kämpfen am Waterberg 1904 der abgebildete Schutztruppler nach Kowas mitgebracht. Im Vergleich mit der von mir gefundenen Hülsenkartusche kann man gut sehen was 111 Jahre in der Vitrine bzw. im Boden bewirken. Beide Treibladungshülsen sind vom gleichen Hersteller (Patronenfabrik Karlsruhe, produziert 1897), dem gleichen Einsatzort bzw. den gleichen Ereignissen.
Tagsüber ziehe ich durch die Gegend und mache auch noch diverse Funde, so nach vielstündiger Suche an mehreren Tagen insgesamt etwa 40 Patronenhülsen der verschiedenen Systeme, Hersteller und Produktionsjahre. Die Hülsen sind in den unterschiedlichsten Erhaltungszuständen - bei den meisten sind die Bodenstempel zu erkennen.
An einem Tag finde ich 8 Karabiner-Patronenhülsen sowie abgebildeten Knopf (Durchmesser: 15 mm). Dieser zeigt das amerikanische Wappentier, den Weißkopf-Seeadler. Anhand des Fundzustandes bzw. im Vergleich mit den Patronenhülsen kann man vermuten daß zwischen ihnen ein Zusammenhang besteht. Nun fragt man sich allerdings: was macht der Knopf einer amerikanischen Uniform inmitten von Patronenhülsen der deutschen Schutztruppe???
Falls jemanden eine genaue Aufstellung der hier gefundenen Patronenhülsen (2014 und 2015) interessiert - eine britische, eine amerikanische und eine moderne Spanische sind darunter: Fundstatistik
Die Leistung der mittels Windkraft angetriebenen Wasserpumpe hat stark nachgelassen und so wird beschlossen die Pumpe auszubauen. Da diese sich allerdings in beträchtlicher Tiefe befindet muß dazu das ganze Gestänge sowie das Förderrohr ausgebaut werden - immerhin über 30 Meter Stahlrohr. Als dann die eigentliche Pumpe auf der Werkbank liegt stellt sich heraus daß ein Dichtungsring nichts mehr taugt, so werden dann sicherheitshalber gleich beide Kolbenringe gewechselt und alles wieder aufwändig in den Boden eingelassen.
Einen Tag fährt Rainer zum Einkaufen nach Windhoek und ich fahre mit. Während er seine ganzen Besorgungen erledigt treffe ich mich mit Dr. Andreas Vogt. Wir sitzen einige Stunden zusammen und tauschen uns über die Geschichte des Landes aus. Mit diesem hervorragenden Landeskenner und Buchautoren zusammen zu kommen ist für mich natürlich eine hochinteressante Begegnung.
Später fragt Rainer ob ich nicht einen Land Rover zurück zur Farm fahren könne. Den haben Touristen bei ihm eingestellt, der war monatelang in der Werkstatt und jetzt plötzlich fertig geworden. Na, ich nehme das Angebot an und pilotiere diesen schweren Wagen (mit Camping-Aufbau) nach Farm Heimat. Das ist gar nicht so einfach da dieses Fahrzeug im Linksverkehr ausgerechnet und hier unüblich links das Lenkrad hat!
Auch jede Menge Dosenblech finde ich auf meinen Streifzügen - seinerzeit Konservendosen zur Versorgung der deutschen Schutztruppe.
Mitte März heißt es erst einmal wieder Abschied nehmen von Namibia. Der Nachbar-Farmer nimmt mich mit zum Flughafen. Dort schlachte ich das Fahrrad, entsorge den verzogenen Rahmen und schnüre den Rest zu einem handlichen Paket zusammen das in Plastikfolie eingeschweißt wird. Bei der Gepäckaufgabe wird das Bündel dann allerdings als Fahrrad deklariert und ich muß umgerechnet 70 Euro bezahlen, extra nochmal dafür Geld tauschen! Schon eingecheckt bekomme ich einen Anruf von Freund Walter der mit seiner Frau zum Flughafen gefahren ist um sich von mir zu verabschieden! Es ist gar nicht leicht zu einander zu kommen, zumal ich zwischendurch zur Gepäckabfertigung gerufen werde - eine Packtasche ist aufgegangen. Nach einigem Hin- und Her darf Walter die Schleusen passieren und wir können noch eine halbe Stunde im Cafe zusammen sitzen. Der Nachtflug nach Frankfurt/M. verläuft ohne besondere Vorkommnisse. Ebenso die Fahrt mit dem Fernbus nach Berlin am nächsten Tage...
und hier der nächste Afrika-Reisebericht 2016:
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