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Burkhart Rüchel

NAMIBIA
2015

arche-foto.com

Sieben Wochen mit dem Fahrrad unterwegs...

Seite I

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August 2014 - erste Reisevorbereitungen

Nach meiner letzten Namibia-Tour mit dem Fahrrad im März/April 2014 sollte es nun eigentlich mal etwas anderes sein, schon wegen eines größeren Aktionsradius. Da ich die alten MZ-Motorräder (früher DKW) ganz gut kenne, vor Jahren auch an denen geschraubt hatte, die sehr robust sind und die Ersatzteilversorgung recht gut ist entscheide ich mich wegen der afrikanischen "gravel-roads" für ein Vollschwingen-Modell und ersteigere bei ebay am 10. August eine blaue MZ ES 250/2.
In der DDR wurden diese Modelle wegen der klobigen Form "Eisenschwein" genannt. Davon gab es auch eine Trophy-Version - die ostdeutschen Rennfahrer gewannen in den 1960er Jahren mit diesen Modellen mehrere "Internationale SIX DAYS".

Nachdem die MZ geliefert ist mache ich mich an die Restaurierung. Den Motor übergebe ich zwecks Komplettüberholung einer Fachwerkstatt, ebenso die Schwingen zum Wechsel der Gleitlager. Letzteres dauert dann allerdings so lange daß ich bei zunehmend sinkenden Temperaturen im Spätherbst nicht mehr alle Teile auf dem Hof lackieren kann.

Abgesehen davon bekomme ich die 3.ooo Euro fürs "Carnet de passage" nicht zusammen. So bleibt mir nichts weiter übrig als wieder mit dem Fahrrad zu touren. Das alte GT-Mountainbike steht ja noch beim Windhoeker Flughafen.

Wegen diversen Jobs komme erst im neuen Jahr dazu einen Flug zu buchen. So fliege ich am 23. Januar von Frankfurt/Main nach Namibia wo ich am nächsten Tag früh ankomme. Schnell das Fahrrad abgeholt, beladen und ab gehts nach Windhoek, anschließend weiter auf der C28 übers Khomas Hochland Richtung Otjimbingwe.

       

Auf einem Hügel die Reste eines Steinhauses, seinerzeit ein Posten an der schon vor mehr als hundert Jahren vorhandenen Straße. Die Soldaten können einem leid tun - hier so einsam und verlassen, fern von allem damals Dienst tun zu müssen wird wenig abwechslungsreich gewesen sein. Ein paar historische Flaschenscherben liegen herum.
In Baumgartsbrunn das voller Kinder ist frage ich eine Lehrerin ob ich einen Kaffee bekommen kann, sie macht mir einen und ich gebe 10 Dollar in die Kaffeekasse.
Später ist unweit der Straße ein See, das gate natürlich zu. Das Fahrrad schließe ich an, klettere übers Tor, nehme nur die Fototasche mit. Entledige mich meiner Klamotten und wate in das recht trübe Wasser. Mehr als halbwadentief wird es nicht, doch ich mache mich richtig naß und kann Staub und Schweiß herunter spülen.

       

Die Curt von Francois - Feste:

Dieser Militärposten ist recht massiv ausgeführt und sehr geräumig. Dicke Trockensteinmauern, der Fußboden mit Steinplatten ausgelegt, Schießscharten. Die Gesamt-Maße der Festung sind etwa 6 x 12 Schritte, die Mauern ungefähr 60 cm stark, die südliche Mauer bis zu 80 cm.

Text auf dem Schild:
Nationales Denkmal. Als Hauptmann Curt von Francois der erste Kommandeur der Schutztruppe in Deutsch-Südwestafrika sein Hauptquartier im Jahre 1890 von Tsaobis nach Windhoek verlegte liess er dieses kleine Fort zur Sicherung des langen Verbindungsweges errichten. Später wurde es als Außenposten benutzt. ... Pferde und Vieh unter sicherer Bewachung weiden konnten. Da man für diesen Wachdienst gern Leute verwendete die in Windhoek etwas zu tief ins Glas schauten erhielt das Fort auch den Namen "Trockenposten".

                             

Neben grünen, dicken Flaschenscherben finde ich auch eine Patronenhülse, markiert mit D 10/81 - hergestellt Oktober 1881. Das Gewehr Mauser Modell 71 verwendet diese Munition (Kal. 11 mm).

Beim Viehkraal liegt auch das Wrack eines Auto-Oldtimers. Der Wagen ist völlig ausgeschlachtet, allerdings liegen viele Teile in der Gegend herum.

       

An einer Tränke mache ich mich frisch und auch den Kopf nass, spüle das Hemd mit durch. Auf der C28 ist kaum Verkehr, die vielen Berge hoch muß ich meist schieben, oft auch noch Gegenwind. Regen gibts vor allem nachts - morgens dauert es dann immer eine Weile bis alles getrocknet. Gelegentlich schattenspendende Wolken.
Da ich lange nicht auf die Karte geschaut hab und es gerade auch noch einen schweren Landregen gibt fahre ich am Abzweig D1953 vorbei! Bei einer kleinen Rast hält ein Auto das ganz langsam daher kommt. Der Mario hat kurz zuvor einen platten Reifen bekommen, kein Ersatzrad dabei (wurde ihm gestohlen) und fragt ob ich nicht ein Stück mitkommen will. Nachdem mein ganzer Krempel eingeladen ist geht es langsam weiter. Nach etwa 20 km ist der Reifen ganz hin, es dämmert bereits. Verabschiede mich und schlage ein paar hundert Meter weiter an der Straße, gegenüber einer Farm, im Gestrüpp mein Nachtlager auf.
Nächsten Morgen laufe ich zum Farmhaus und lasse mir von Erwin meine 5-Liter-Wasserflasche auffüllen. Beim nächsten Hof ein paar Kilometer weiter frage ich nach etwas Frischmilch und bekomme von Farmerin Christa einen Liter echte Milch. Ein absolutes Labsal!

Otjimbingwe:

Gegen Abend des vierten Tages komme ich dann endlich in Otjimbingwe an. In der Kirche ist gerade eine Chorprobe: Tonaufnahme. Im Hostel herzliche Begrüßung und ich darf wieder am Waschhaus mein Zelt aufstellen. Viele liebe, bekannte Gesichter. Die nächsten zwei Wochen lebe ich mit 7 Erziehern und 84 Kindern zusammen - wie in einer großen Familie. Das Hostel hat seit kurzem einen kleinen Garten in dem Gemüse für den Eigenbedarf angebaut wird: Tomaten, Karotten, Zwiebeln usw., morgens und abends wird bewässert.

               

Am nächsten Tag mache ich die ersten Besuche. Bei Mr. Kumundu wird noch tagelang am klapprigen Gemeindeauto geschraubt das einen Zusammenstoß mit einer Kuh hatte. Das Landwirtschaftsministerium macht im Palmenwald im Swakop unterhalb des Pulverturmes eine Neupflanzung. Die Chinesen bauen eine Wasserleitung von Karibib nach Otjimbingwe, Seth sein neues Haus.

               

Am ehemaligen Regierungssitz finde ich wieder Patronenhülsen und Scherben. Hier befand sich ursprünglich nur das Augustineum - auch Samuel Maharero ging in diese von der Rheinischen Mission betriebenen Schule. Nach dem Umzug der Regierung nach Windhuk das 1890 Hauptstadt wurde blieb hier eine Abteilung der Schutztruppe stationiert, später war es dann Polizeistation. Die Gebäude wurden um 1923 abgebrochen, mit dem Material die Handwerklichkeitsschule errichtet. Auch diese ist seit langem Ruine.

         

Gelegentlich gehe ich mal auf ein Bier zur Bar auf der anderen Seite des Swakop. Dort läuft solche typische Afro-Disco-Musik: Tonaufnahme

       

           

Hier eine Video-Aufnahme der singenden Kinder.

   

Sonntag gehe ich zum Gottesdienst in die Evangelisch-Lutherische Kirche, Mr. Kumundu predigt.

               

Nachmittag ist Walter mit seiner Familie auf Durchreise nach Okahandja - so sehe ich auch seine lieben Nichten nach fast einem Jahr wieder.

                   

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