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mit dem Fahrrad durch die Namib...Seite II
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20.03.2014 Donnerstag
Über die Erzieherin Elisabeth lerne ich Mr. Hendrik Kumundu kennen. Er spricht ein sehr gutes Deutsch, war vor langer Zeit von Deutschen gefördert worden, in Deutschland zur Ausbildung sowie u.a. erster Direktor der 1966 errichteten Grundschule. Noch heute fördert es talentierte Schüler und kümmert sich um die Jugendlichen des Ortes. Außerdem spielt er Klavier und Violine, ist im Posaunenchor aktiv, schreibt selbst Musik. In der Windhoeker Christuskirche leitete es einst eine Aufführung des Messias von Händel, einen gemischten Chor (Schwarze und Weiße)! Wir sitzen einige Stunden zusammen, Mr. Kumundu weiß so vieles über Otjimbingwe, freut sich auch daß er einmal wieder mit jemandem richtiges Deutsch sprechen kann. Es ist ein sehr schöner, lustiger Nachmittag und wir amüsieren uns köstlich! Mr. Kumundu ist ein kluger Mann, sehr geistreich und witzig, wir erzählen uns deutsche Sinnsprüche und Sprichwörter, singen sogar gemeinsam. Eigentlich sollte er hier Grootman sein.
Vom Geisterhaus hatte mir schon der Principal der Grundschule berichtet. Auch Mr. Kumundu erzählt daß er dort mehrfach böse Geister gesehen hätte die zu ihm gelegentlich sprechen würden. Viel mehr bekomme ich leider nicht heraus. Er meint noch wenn ich es fotografiere werden keine Bilder in der Kamera sein. Doch wie man sieht:
Die evangelisch-lutherische Kirche wurde von der rheinischen Missionsgesellschaft errichtet. Architekt und Baumeister war Eduard Hälbich, eingeweiht hat sie 1867 der Missionar Hugo Hahn. Auf der Empore steht sogar noch eine kleine, elektrische Orgel - leider funktioniert sie nicht mehr.
22.03.2014 Samstag
Otjimbingwe ist ein sehr armer Ort wohin sich so gut wie nie ein Tourist verirrt. Es zirkuliert einfach kaum Geld in der Gemeinde was das gesamte Wirtschaftsleben lähmt. Gehälter und Pensionen (Pension Standard sind 700 NamDollar, das sind umgerechnet keine 50 Euro) reichen gerade mal zum Überleben und die meisten müssen jeden Pfennig dreimal umdrehen um irgendwie über den Monat zu kommen. Und wie viele haben erst gar keine Arbeit. So können die Mitarbeiter des Friedenheim Hostel nicht einmal übers Wochendende zu Verwandten fahren. Geld für Reparaturen, für Investitionen usw. fehlt völlig. So ist es kein Wunder daß nach und nach so vieles verfällt. Immerhin gibt es für die meisten hier Strom und Wasser frei. In der größten Mittagshitze - wenn andere faul irgendwo im Schatten Siesta halten - durchstöbere ich das Gelände um die frühere Feste und mache mehrere interessante Oberflächenfunde aus der Zeit der deutschen Schutztruppe. Sogar Patronenhülsen, anhand der Bodenstempel kann man erkennen daß einige aus dem Königlichen Arsenal Spandau (bei Berlin) kamen.
Einige historische Aufnahmen des Kommissariats / der alten Feste Otjimbingwe:
Hier noch einmal eine Aufnahme einer der schönen, alten Bierflaschen der Münchener Pschorr-Bräu, dazu zeitgenössische Werbung:
Paul Rohrbach berichtet in seinem Buch "Aus Südwest-Afrikas schweren Tagen" (Verlag Wilhelm Weicher, Berlin 1909, Seite 17) daß in Okahandja 1903 der Preis für eine Flasche Bier 2 Mark war.
23.03.2014 Sonntag
Tonaufnahmen: Kirchenglocke, Gesang, Martha spricht (8,7 MB), Martha spricht, Gesang (1,1 MB).
Nachmittag gibt es einen schweren Landregen und Friedenheim steht fast unter Wasser: Tonaufnahme. Später gehe ich noch einmal zu den Ruinen der alten Feste.
Weitere Oberflächen-Bodenfunde:
Als ich noch einmal zum Dorfladen gehe treffe ich Dina und zwei weitere Mädchen vom Friedenheim die gerade aus ihren Ferien zurück gekommen sind. Ich lade sie zu Cola und Keksen ein und wir sitzen eine Weile vor dem Laden zusammen. Als ich die historischen, kaputten Bierflaschen herumzeige kommt kurz darauf ein verwahrloster Junge an der fix auch irgendwo ein paar Scherben aufgesammelt hatte und nun glaubt bei mir das Geschäft seines Lebens zu machen! Die Mädels feixten natürlich los. Na, dem erkläre ich erstmal den Unterschied zwischen meinen alten, über 100 Jahre alten Fundstücken und seinem modernen Bruchglas. Der Junge (ein Waisenkind) bekommt auch Keks und Cola und ich bitte ihn seine Scherben in die Mülltonne zu entsorgen.
24.03.2014 Montag
So wird es Nachmittag bis ich alles verpacken kann und nun wirklich loskomme. Versuche einmal wieder im Bett des Swakop zu fahren, doch ist das auch hier unmöglich. Am Paulinum fahre ich vorbei, wende mich erst südwärts, dann geht es südwestlich auf die D1976. Es dauert nicht lange und ein anhaltender Regen stellt sich ein. Komme noch ein ganzes Stück voran und trockne im Laufe des Nachmittags wieder. Zwischendurch gibt es auch paarmal lange Strecken Sand und da heißt es wieder: Schieben. Langsam brauche ich allerdings ein paar Tropfen Öl - die Fahrradkette ist durch den vielen Regen in den letzten Tagen richtig ausgewaschen und rostet.
Eines der wenigen Autos denen ich unterwegs begegne bremst plötzlich, fährt im Rückwärtsgang zu mir zurück. So lerne ich den Herero Herold kennen der mich von Otjimbingwe her kennt. Als er aus dem Auto aussteigt baut sich ein Riese vor mir auf! Er spricht ein gutes Deutsch, hätte drei Monate bei Deutschen Farmern gearbeitet und dort die Sprache gelernt.
Vom Carsten Möhle hatte ich kurz vor der Reise den Tipp bekommen daß hier eine alte Militärstation gewesen sein soll - die Tsaobis-Feste Wilhelmsburg, seinerzeit angelegt den Alkohol- und Waffenschmuggel zu unterbinden. Allerdings läß sich die Stelle an der noch die Fundamente sichtbar sein sollen nicht finden, die von Möhle angefertigte Skizze erweist sich als völlig unbrauchbar, läßt sich auch nicht mit Satellitenbildern in irgendeinen Bezug setzen.
Abends ist es wieder schwierig einen Platz zum Schlafen zu finden, alle gates mit dicken Vorhängeschlössern gesichert. Glauben die Leute hier man würde ihnen Grashalme stehlen? Zweihundert Meter hinter der Einfahrt zur Farm Kaltenhausen von W. Dresselhaus (Farm Nr. 89) finde ich dann einen Platz. Hier ist nur grober Kies und ich entferne die größten Steine sowie diverse stachelige Gewächse, habe 19.oo Uhr mein Zelt aufgebaut. Die Sonne ist bereits hinter dem Horizont verschwunden.
26.03.2014 Mittwoch
Die C32 stößt auf die C28 und ich versuche im kargen Schatten der Schilder etwas zu rasten. Laut Anzeige sind es von hier aus noch 154 km bis Swakopmund. Allerdings will ich erst nach Walvis Bay. Einige Zeit später halte ich im Schatten eines der raren Bäume noch eine Siesta doch werde ich hier von vielen, vielen afrikanischen Zecken angegangen. Eine nach der anderen marschiert ganz fix über meine NVA-Plane. Die wollen alle nur das Eine...
Von der C28 gehts auf die D1985. Nach einer Weile hält ein Auto, ein Windhoeker Paar fragt ob alles in Ordnung ist, vielleicht Wasser brauche - und bekomme einen halben Liter Wasser geschenkt. Bald wechsle ich auf die D1982, es hält ein großer Jeep und ich unterhalte mich mit dem Swakopmunder Geschäftsmann Manfried, einem großen Herero dessen Business-Englisch natürlich um Klassen besser als meines ist. Abends bin ich dann so kaputt daß ich nur mit größter Mühe meine beiden Packtaschen und danach das Rad über den Farmzaun gestemmt kriege. Hier geht ein grüner Strich durchs Land, offensichtlich ein unterirdischer Wasserlauf. Wanke die zweihundert Meter zu meinem Schlafplatz, baue das Zelt auf einer sandigen Stelle und schlafe beim Abendbrot fast ein!
27.03.2014 Donnerstag
Mittlerweile ist hier wirklich Wüste, das letzte zarte Grün längst verschwunden. Ab und zu noch einige fahle Grasbüschel. Die ersten Kilometer sind eine Tortur, doch bald fliege ich nur so dahin im sechsten Gang bei guter Pad und leichtem Rückenwind. Eine große Herde Springböcke quert, ein paar laufen neben der Pad mit mir um die Wette.
Lange halte ich das Tempo nicht durch, irgendwann stellt sich deutlicher Gegenwind ein, die Pad wird sandiger und ich muß wieder mehrfach schieben. Im kargen Schatten meines Fahrrades - die Sonne steht im Zenit - versuche ich in der gröbsten Mittagshitze eine kleine Siesta zu halten. Mitten in der Wüste. Von Horizont zu Horizont - nichts als Sand! Bin zu matt von der Szene ein Foto zu machen. Das Rad steht mit einer Pedale auf einer der Packtaschen, habe mein Hemd als eine Art Sonnensegel aufgespannt und liege eher unterm Fahrrad. Keines klaren Gedankens fähig - einfach nur so daliegen.
Später kommt dann noch ein Auto mit einem deutschstämmigen Paar (seit 27 Jahren im Lande, ursprünglich aus Düsseldorf), die haben sich verfahren - dank ihres Navigationsgerätes! Kommen von Walvis Bay und wollen nach Rostock Ritz. Sie schenken mir nicht nur 1,5 Liter Wasser, einen Liter Grapefruitsaft, Kekse, zwei Brötchen und eine Menge frischer Mohrrüben sondern bieten mir an mich bis zur C14 mit zu nehmen! Das sind zwar keine fünf Kilometer mehr doch ich nehme dankbar an. Mit ausgebautem Vorderrad passt das Fahrrad hinten ins Auto. Auf der C14 ist deutlich mehr Verkehr, leider ist der Gegenwind hier so heftig daß ich fast nur schiebe. Schlage deshalb bald das Zelt neben der Straße auf und hoffe daß sich der Wind irgendwann legen wird. Doch erst als es dunkel ist läßt der Wind nach und ich verbringe hier auch die Nacht. Am Horizont kann ich schon den Lichtschimmer von Walvis Bay sehen.
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