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Burkhart Rüchel

NAMIBIA
2012

arche-foto.com

3 Wochen im Oktober

Seite IV

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18.10.2012 Donnerstag
Heute stehen wir ganz früh auf - kurz vor halb Fünf! Brechen unser Zelt am Diaz Point ab und fahren so früh nach Kolmanskop (deutsch: Kolmannskuppe), verbringen den ganzen Vormittag mit Fotografieren in der ehemaligen Diamanten-Stadt.

                                                                                                                                         

   
                                                 

Hier einige Beispiele für die individuelle Raum- und Wandgestaltung in Kolmanskop:

                     

Am frühen Nachmittag geht es weiter nach Klein Aus, vor Aus ein hübsches Camp wo schon einige Fahrzeuge stehen. In der Rezeption kaufe ich die ersten drei Hefte der Reihe "Gondwana History". Jens-Uwe hält ein Mittagsschläfchen, ich ziehe los zu den Stellungen der Schutztruppen die vor Aus versuchten eine Riegelstellung gegen die nachdrängenden Invasions-Truppen Südafrikas zu halten.

                 

Als ich abends zum Stellplatz zurück komme ist Jens-Uwe noch unterwegs. Später brutzeln wir das Wildfleisch, es weht wieder ein heftiger Wind, das Thermometer zeigt 11 Grad Celsius. Wir bleiben nicht lange auf, gegen 22.30 Uhr gehts in die Betten.

19.10.2012 Freitag
Wieder recht stürmisch gewesen die Nacht, der Wind pfiff und rüttelte am Wagen. Nach dem Frühstück wasche ich meine Wäsche, gegen 10.00 Uhr brechen wir auf. In Aus wollen wir eigentlich einkaufen - doch den Laden gibt es nicht mehr.

Wir fahren zum ehemaligen Kriegsgefangenenlager in dem die aktiven Soldaten und Polizisten der Deutschen Schutztruppe nach der Kapitulation 1915 bis 1919 interniert waren. Am Denkmal viele Fundstücke: Faßreifen, Teile alter Öfen und Herde, Stacheldraht usw., wir streifen durch das Gelände auf dem noch die Reste der von den Internierten selbst errichteten Hütten zu sehen sind.

Lager Friedhof Objekte

             

einige historische Aufnahmen vom Kriegsgefangenenlager Aus (im Februar 2014 über ebay erworben):

   

weitere historische Aufnahmen vom Kriegsgefangenenlager Aus (aus dem gleichen ebay-Konvolut):

     

von Internierten im Lager Aus gefertigte Gegenstände (Exponate in Museen):

           

Friedhof des Lagers:

Die im 1. Weltkrieg als "Spanische Grippe" bekannt gewordene Pandemie forderte weltweit zwischen 25 und 50 Millionen Opfer, auch das Kriegsgefangenenlager Aus blieb nicht verschont und es starben viele - Bewacher wie Gefangene. So liegen auf dem Alten Friedhof Südafrikaner und deutsche "POWs" (prisoners of war) vereint.

 

Der südafrikanische Hauptmann Copernicus Kepler de Meillon war zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Draufgänger und mutiger Kämpfer bekannt. Als geborener Holländer kämpfte er im Zweiten Burenkrieg 1899-1902 auf der Seite der Buren, nach der Niederlage und dem Sieg der Briten verließ er Südafrika und ging nach Deutsch-Südwestafrika. Als Geologe wurde er Partner der Diamant-Gesellschaft "Weiß, de Millon & Partner". Als er 1914 nach Südafrika zurückkehrte schloss er sich den südafrikanischen Invasionstruppen an und nahm am Feldzug gegen Deutsch-Südwestafrika unter Oberst Beves als ortskundiger Nachrichtenoffizier teil. Innerhalb eines Kommando-Unternehmens landete er südlich von Lüderitzbucht um die deutsche Eisenbahnlinie nach Aus zu unterbrechen was jedoch mißlang.
Später wurde de Millon beim Rückzug der Deutschen Schutztruppe ins Landesinnere bei Grasplatz verwundet. Bei der weiteren Verfolgung kam es am 22. Mai 1915 zwischen Garub und Aus zu einem Gefecht mit der Nachhut der Deutschen Schutztruppe wobei de Millon fiel.

Später geht es weiter nach Helmeringhausen (ursprünglicher Name: Brons) zu Björn und Katja die hier nicht nur ein Hotel betreiben (1919 durch Hubert Hester gegründet) sondern auch das gesellschaftliche Leben aufrecht erhalten. Das große Hotel mit Restaurant ist mit allem Komfort ausgestattet.

         

Björn zeigt uns die ehemalige Polizeistation Xamis / Chamis, heute Mooifontein (Region Karas / Gebiet Berseba, nahe den Tiras-Bergen). Das Farmhaus war früher Offizierscasino das wir in Abwesenheit des Bewohners sogar besichtigen dürfen. Dicht dabei ist auch ein Soldatenfriedhof (hier war zuvor die 5. Kompanie stationiert) mit den Gräbern einiger bei den Überfällen der Nama zwischen 1904 und 1907 gefallenen Schutztruppler, betreut von der Kriegsgräberfürsorge. Daneben gibt es auch einen Nama-Friedhof mit vielen namenlosen, ganz schlichten Gräbern, Björn erzählt daß hier sogar der große Nama-Führer Hendrik Witbooi begraben sein soll (der ist auf vielen namibischen Geldscheinen drauf). Etwas weiter sind die ehemaligen Stallungen, es hat hier sogar eine Kamel-Truppe gegeben. Björn findet eine Spore die er mir schenkt, empfiehlt auch mit meinem Detektor hier zu suchen. Der blieb jedoch in Hermeringhausen, Jens-Uwe fährt mich später noch einmal her.

                                             

Und so hat Chamis vor etwa 1oo Jahren ausgesehen:

           

Später bin ich also wieder bei der ehemaligen Station und finde in den zwei Stunden bis zum Sonnenuntergang wirklich mehrere Patronenhülsen. Außerdem vier Ladestreifen, eine zweite Spore, ein Hufeisen und einige Bruchstücke, eine kleine alte südafrikanische Münze. Als ich nichts mehr erkennen kann gehe ich zur Straße zurück, sehe auch schon die Lichter vom Auto das mir entgegen kommt.

         

Laut Angaben im Patronenboden kam die Munition aus dem "Königlichen Arsenal, Spandau", hergestellt Dezember 1891, Mai 1895, 2 x Juni 1896, Mai 1905, April 1907, Juli 1908, September 1908, März 1911, eine Hülse gemarkt mit: "R-W-S M88 9m/m A", Pistolen Patronenhülse vom Mai 1910.

 

Falls jemand selbst mal dort nachsehen will: 1. = erste Fundstelle; 2. = zweite Fundstelle; 3. = Farmhaus / ehemalige Polizeistation; 4. = Nama-Friedhof; 5. = Friedhof Deutsche Schutztruppe. Und hier der link zu google-maps.

Heute gibts nur kaltes Abendbrot, auch hier weht ein kräftiger, kalter Wind - es soll heut Nacht bloß 1 Grad Celsius werden.

© 2012 Burkhart Rüchel      zur homepage