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Burkhart Rüchel
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NAMIBIA 2012
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3 Wochen im Oktober
Seite III
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13.10.2012 Samstag
Jens-Uwe ist früh raus auf Foto-Pirsch, ich sitze eine ganze Weile nackt in der Morgensonne, mache den Abwasch und wasche einige Sachen, auf unserem Rastplatz haben wir sogar w-lan. Nach dem Frühstück verlassen wir Tsondab Valley.
Heute fahre ich wieder, in Solitaire tanken wir und kehren beim Bäcker zu Kaffee und Kuchen ein. Auf dem Gelände stehen einige Oldtimer herum, Jens-Uwe ist enttäuscht weil der Ort seit seinem letzten Besuch im Mai einen Besitzerwechsel erlebte und seitdem "boomt", viel von seinem Charme verloren hat.
Gegen 17.00 Uhr erreichen wir die Farm Kanaan von Hermi Strauss (verwandt mit dem Komponisten Johann Strauss). Hermi war im Juni bei Jens-Uwe zu Gast und viel unterwegs in Deutschland und Österreich. Nun werden wir herzlich aufgenommen, sitzen am Abend lange zusammen, Hermi brutzelt ganz phantastische Oryx-steaks.
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Nachts will dann Jens-Uwe endlich mit seinen lang geplanten Astro-Aufnahmen beginnen und bereitet sein auf Kanaan stehendes Teleskop und die aufwändige Steuerung vor. Beim Einrichten fällt dann aber, möglicherweise wegen des allzeit wehenden Südwest-Windes, ein Kabel herab und so bekommt die Elektronik Masseschluß - es funkt kurz und dann: geht nichts mehr! Jens-Uwe kann es gar nicht fassen, ist total niedergeschlagen, hatte sich sooo auf eine Woche Astro-Fotografie gefreut nach einem halbem Jahr Vorbereitung!
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So bleibt nur ein kleiner Seelentröster namens "Johnny Walker".
14.10.2012 Sonntag
Es geht wie immer früh raus (vor Sonnenaufgang) und wir machen jeder ein paar Fotos. Als es hell wird nimmt Jens-Uwe sich die Technik vor und auseinander, stellt fest: da ist nichts mehr zu löten! So gibt er seine Pläne auf und wir entscheiden das beste draus zu machen und dann eben noch nach Lüderitz weiter zu fahren.
Nach Mittag machen wir Drei eine Fahrt zu den Bergen und erklimmen einen Gipfel. Ich bin der erste oben und genieße die weite Aussicht über Felsformationen, Kakteen, Köcherbäume usw. Hier weht ein heftiger Wind - das ist wohl auch ein Grund mit daß das geliehene Telezoom (2,8/80-200) herunterfällt, erst nach einigen Metern zwischen den Felsen zu liegen kommt. Der UV-Schutzfilter ist natürlich zersplittert, alles verbogen und verzogen! Der Autofocus geht nicht mehr, nur mit großer Mühe läßt sich die Optik manuell focussieren.
Während Hermi und Jens-Uwe zum Auto herabsteigen will ich noch über den nächsten Kamm laufen, verfranze mich dann aber, versteige mich auch und da ich abwärts nicht weiter komme muß ich mehrmals wieder hinauf und einen anderen Weg suchen, steige dann zu einem ganz anderen Tal hinunter, muß nun statt einem Bergmassiv mehrere umlaufen, das dauert eine lange Weile. Zum Glück habe ich einen Kompaß, zur Not auch GPS im Telefon dabei. Als ich bei unserem Startpunkt ankomme sind weder Auto noch Jens-Uwe und Hermi da! Ich bestimme also die Richtung zum Farmhaus, hinterlasse einen Zettel und marschiere querfeldein los, es sind ja "nur" 10 Kilometer. Nach einer halben Stunde sehe ich dann das Auto wiederkommen - die beiden hatten sich längst Sorgen gemacht ob ich nicht vielleicht abgestürzt wäre, sahen schon Geier kreisen und wollten wenn es dunkel wird wiederkommen und mit Suchen beginnen. Nun waren sie nur zur Farm zurück um für eine Tour in die Dünen zu tanken, Proviant, Schaufel und Sandbleche mitzunehmen.
Ich steige also zu und weiter gehts es zu den riesigen roten Dünen. Hermi war wie sein Vater Rallye-Landesmeister und zeigt was er aus seinem "Land-Rover Defender" herausholen kann, ich komme mir auf der Ladefläche hinten vor wie auf einem Boot bei hoher See! Staune was so ein kleiner Pickup alles kann. Mit heulendem Motor geht es in höchsten Drehzahlen die Dünen hinauf, dem Auspuff entströmen Wolken schwarzen Dieselrußes. Wir scheuchen sogar einen Leoparden auf der natürlich in hohem Tempo verfolgt wird um uns ein Foto zu ermöglichen! Na, ich hätte mich lieber auf traditionelle Weise angepirscht und bin froh als wir nach 4,5 Stunden in den Dünen wieder "zu Hause" sind.
Es ist längst dunkel, ich mache eine Büchse Soljanka heiß, verlängert mit Knoblauch, wildem Reis und Tomaten, wir trinken noch einen und dann gehts in die Kojen.
15.10.2012 Montag
Heute ist Haushaltstag angesagt: Wäsche waschen, Abwasch usw. wird heute von Jens-Uwe schnell erledigt. Dann startet er zu einer Wanderung, eigentlich will ich folgen - doch es ist mir dann doch zu heiß, zumal ich ihn in der Ferne im Schatten eines Baumes müde sitzen sehe (wie er später berichtet wird er dort von afrikanischen Zecken angefallen). So gehe ich dann zu Hermi dessen Honda-Motor seines mobilen Schweißgerätes nicht anspringt. Schaue mir die Sache an, nehme die völlig verrußte Kerze raus und reinige sie, säubere Vergaser, Schwimmerkammer, Kraftstoff- und Luftfilter und die Maschine läuft wieder (Seilzug-Starter). Eine moderne Patronenhülse finde ich beim Farmhaus.
Anschließend mache ich via Internet-Anschluß auf der Farm die Schadensmeldung des Objektivs an meine Haftpflicht-Versicherung, schreibe auch Matthias eine mail wegen seiner Optik.
Abends sind wir wieder am Köcheln. Als ich auf das alte Windrad-Gerüst unter dem wir unseren Standplatz haben klettere fährt Hermi mit anderen Gästen vor und fragt ob wir nochmal mit in die Dünen wollen! Jens-Uwe läßt alles stehen und liegen und fährt begeistert mit, ich bleibe da, setze mich nackt in die Abendsonne (da ist ja weit und breit niemand).
16.10.2012 Dienstag
Heute soll es weiter gehen nach Lüderitz und Diaz Point. Sind vor 9.00 Uhr reisefertig und fahren zu Hermi rüber. Der sitzt mit seinen Gästen an der Frühstückstafel, nimmt kaum Notiz von uns. Jens-Uwe wartet geduldig vor dem Haus, ich verziehe mich zu den drei alten Bussen und mache noch einige Fotos, setze mich dann ins Auto und lese im Reisebericht von James Edward Alexander: "Entdeckungsreise in das Innere Südwestafrikas" (1835/36). Es dauert eine ganze Weile bis die Gäste sich verabschieden und Jens-Uwe und Hermi nochmal zu einem Gespräch zusammen kommen.
Die schnelle Fahrt bringt uns über Aus nach Lüderitz, Jens-Uwe will am Hafen in einem Fisch-Restaurant essen, ich sehe mir lieber in der Stunde schnell etwas von der Stadt an.
Am Bahnhof (der wird gerade umgebaut) steht ein ausgedienter Reisezugwagen, sicher einmal als Technik-Denkmal betrieben oder angedacht. Inzwischen leider verrottet der, innen ist alles vergammelt und verschissen. Schade drum - viele davon gibt es sicher nicht mehr, und sowas dann einmal wieder zu restaurieren kostet Unsummen.
Schnell wird noch eingekauft, ein Permit für die ehemalige Diamanten- und nun Geisterstadt Kolmanskop besorgt.
Weiter gehts zum Diaz Point, Jens-Uwe wählt einen Platz für uns im Windschatten des blauen, aufgelandeten Kutters, wir nehmen im kleinen Laden Kaffee und Schokoladen-Kuchen, machen jeder eine kleine Wanderung in die nähere Umgebung, ich erklimme die Diaz-Spitze. Als ich zurückkomme hat Jens-Uwe die Autotüren weit offen und läßt "romantische" Musik laufen, ich drehe noch eine Runde zu den aufgegebenen Häusern unterhalb des Leuchtturms.
Später grillen wir Wildfleisch, trinken Rotwein dazu, machen später ein paar Nacht-Aufnahmen. Es weht ein heftiger Wind, ich verziehe mich gegen 22.00 Uhr mit meinem Schlafsack hundert Meter weiter nach "Schonerhaus", die große, auf dem Strand stehende Kajüte eines alten Schiffes mit drei Kojen, einer Küche etc. - es ist ganz gemütlich, so könnte man leben...
17.10.2012 Mittwoch
Bisschen hart wars in der Koje, aber sonst recht anheimelnd, draußen heulte der Wind um die Ecken.
Nach dem Frühstück ziehen wir an der Küste gen Süden. Ich zu Fuß über die Klippen, Jens-Uwe macht die Tour mit dem Auto, ich sehe ihn zwischendurch ab und zu. Sogar ein Bad im kalten Atlantik nehme ich an einer geschützten Stelle.
Später treffen wir uns wieder - er hat direkt am Strand Mittag gekocht - einen Riesenberg Nudeln! Ich haue ordentlich rein, wir tauschen unsere Erlebnisse aus, wühle bischen im Sande - ohne Diamanten zu finden. Zusammen fahren wir weiter zur "Großen Bucht", wandern dort den Strand entlang.
Wir fahren zurück nach Diaz Point, es geht über einen großen Salzsee. Machen noch Aufnahmen vom Sonnenuntergang, essen den Rest Nudeln und ich schlafe wieder in Schonerhaus.
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