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Archiv


Burkhart Rüchel

Schießbahn WEST

Spurensuche, 2013 / 2014

(Mauszeiger auf Bild zeigt Bildtitel)

homepage Museum Kummersdorf

Einführung:
© Burkhart RüchelDas erste Mal kam ich im September 2007 auf das Areal ehemaliger Artillerie Schiessplatz Kummersdorf. Bei der Stauffenberg-Verfilmung (von und mit Tom Cruise) war ich erst Komparse (Funker und Fernmelder in der "Wolfsschanze", in den märkischen Sand bei Königs-Wusterhausen nachgebaut), dann Kraftfahrer in Uniform eines der historischen LKWs. Es gab ein kleines Treffen historischer Militärfahrzeuge mit Führung über das Gelände der Heeresversuchsanstalt Kummersdorf (mehr Bilder: bitte Bild anklicken). Ich hatte mir von einem Freund dessen lila Ural-Russengespann ausgeliehen und fuhr am Ende des Konvois um die Fotostrecke nicht zu verderben. Leider ging die Führung mächtig "im Schweinsgalopp", meist war die Gruppe schon am Weiterfahren wenn ich als letzter bei den einzelnen Objekten eintraf, bekam so leider nur sehr wenig von der Führung mit.

Inzwischen besuchte ich Kummersdorf mehrfach und habe eine große Anzahl von Fotos zusammen getragen (natürlich hätte man gleich nach dem Abzug der Russen das riesige Gelände erkunden und dokumentieren sollen). Weitere Aufnahmen findet man hier:

Heeresversuchsanstalt Kummersdorf, Artillerie Schiessplatz, Eisenbahnpioniere Schumkasee u. Flugplatz Sperenberg
Raketenprüfstände der Forschungsstelle West
Forschungsstelle Gottow
Versuchsstelle für Kraftfahrt, kurz: Verskraft

Obwohl mehrere Gebäude und Anlagen unter Denkmalschutz stehen sieht man sehr häufig beabsichtigte, zielgerichtete Zerstörungen. So sind etwa Dächer zwecks Eindringen von Regen und Frost zerstört sowie vieles durch Diebstahl, Brandstiftung und Vandalismus vernichtet worden. Daß der Eigentümer irgend etwas zum Erhalt getan hat merkt man nicht. Offensichtlich will man sich - trotz vollmundiger Lippenbekenntnisse - einmal wieder Teile ungeliebter deutscher Geschichte entledigen. Dagegen kommt weder Wachschutz, Denkmalschutz noch Museumsverein an...

Mittlerweile nehme ich GPS-Daten was mich in die Lage versetzt Objekte auch wieder zu finden. Ein Laser-Entfernungsmesser ist nun ebenfalls meist im Gepäck - somit ist vieles leicht zu vermessen, auch Grundrisse lassen sich so anfertigen.
Die Funktion der noch vorhandenen Gebäude und Anlagen die eine wechselvolle Nutzung erfuhren ist nicht immer eindeutig zu bestimmen. Kleine Hilfen gibt es anhand der Bücher von Wolfgang Fleischer: "Heeresversuchsstelle Kummersdorf - Augenzeugenberichte, Fotografien, Akten 1874-1945" und "Heeresversuchsstelle Kummersdorf - Maus, Tiger, Panther, Luchs, Raketen und andere Waffen der Wehrmacht bei der Erprobung" (Verlag Dörfler Zeitgeschichte). Leider sind die Lageskizzen mit der Benennung der einzelnen Objekte in so schlechter Qualität daß sie nahezu unbrauchbar sind.

Die Nutzung der in verschiedenen Bauphasen angelegten Gebäude und Anlagen wechselte im Verlauf der bis zu 140jährigen Geschichte und es ist schwierig jedem Objekt seine jeweiligen Verwendungen zuzuordnen. Auch gehen die einzelnen Teilareale ineinander über. So ist zum Beispiel der Flugplatz Sperenberg auf dem nördlichsten Teil des Artillerieschießplatzes angelegt worden.

Anregungen, Fehlerberichtigung, weitere Infos usw. nehme ich gerne entgegen: Kontakt

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Kummersdorf Schiessplatz (heute: Kummersdorf Gut)

zur Geschichte:
Nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 entstand ab 1874 in einem Staatsforst bei Kummersdorf ein moderner Artillerieschießplatz. Der ursprüngliche Schießplatz der Artillerieprüfungskommission in Berlin Tegel (auf dem Gelände befindet sich heute der Flughafen Tegel; im nahen Spandau befanden sich Rüstungsbetriebe, Laboratorien und Munitionsanstalten) entsprach nicht mehr den Anforderungen moderner Waffen mit gestiegenen Reichweiten und war damit einfach zu klein, befand sich zu dicht bei Berlin und auch Geheimhaltungsgründe spielten bei der Verlegung eine Rolle.
1874/75 wurde die Königliche Militär Eisenbahn (K.M.E.) zwischen dem Militärbahnhof Schöneberg und Kummersdorf errichtet, die Strecke 1897 bis nach Jüterbog verlängert. Zunächst nutzte ausschießlich das Militär diese dem Militärfiskus gehörende Bahnlinie, die Verwaltung erfolgte durch die Königliche Direction der Militäreisenbahn.
In der Folge wurden in Kummersdorf Waffen, Geschütze, Munition und Ausrüstung erprobt, das Militär-Eisenbahnwesen und die Heeresmotorisierung entwickelt. Nach dem Ersten Weltkrieg wandelte sich das Gelände zu einem modernen Technologiezentrum mit den verschiedensten Aufgaben-Bereichen: Waffen- und Munitionserprobung, Chemische Forschung, Raketentechnik, Nuklear-Forschung, Logistik, Transport- und Kraftfahrwesen uvm. So ist u.a. alles was an deutscher Panzertechnik entwickelt wurde in Kummersdorf getestet worden.
Zum Ende des Zweiten Weltkrieges war auch Kummersdorf Schauplatz heftiger Kämpfe (nicht weit hiervon entfernt befand sich das Oberkommando der Wehrmacht - in Wünsdorf bei Zossen). Die ausbrechenden Truppen und Flüchtlinge aus dem Kessel von Halbe wurden in diese Ereignisse verwickelt, am Ende gab es ungefähr 2.ooo Tote in und um Kummersdorf die dann in Massengräbern beigesetzt wurden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg verbrachte man technischen Anlagen, ehemalige Mitarbeiter und die Hochtechnologie als Kriegsbeute in die Sowjetunion, der Rest wurde demontiert und verschrottet. Auf dem Gelände wurden sowjetische Militäreinheiten stationiert, so z.B. die 64. motorisierte Brigade. Nach dem Abzug der Russen 1994 begann der Verfall der erhaltenen Anlagen und Gebäude.

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Großer Beobachtungsbunker:

offensichtlich handelt es sich bei den großen Beobachtungsbunkern um standardisierte Bauten. Der Bunker, "blickt" leicht Richtung Nordost (von Norden 30 Grad östlich):

           

Großer Beobachtungsbunker:

             

                                 

Großer Beobachtungsbunker:

                     

kleiner Bunker:

           

Doppelreihe großer Betonfundamente unbekannter Funktion:

 

Großer Beobachtungsbunker:

         

Hinterlassenschaften:

Heute ist eines von vielen Problemen die Belastung des Areals mit Müll und Schadstoffen. Nicht nur die Russen hinterließen bergeweise Schutt, Müll, Sondermüll und Gefahrgut (besonders auf dem Gelände der Schießbahn OST) sondern auch Generationen von Anwohnern der umliegenden Orte karrten ihren Müll in die Wälder. So findet man, vor allem in Straßennähe, neben Resten von Haus- und Gewerbemüll verschiedener Epochen natürlich u.a. auch jede Menge KFZ-Bleibatterien etc.