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3 Wochen im OktoberSeite VI
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Auf der D1353 nach Karibib, hier tanke ich und kaufe im Agra-Shop endlich eine neue Autobatterie. Die ist schnell eingebaut und ab jetzt wird das Starten kein Problem mehr sein. Karibib ist ein hübsches Kleinstädtchen, sauber u. adrett, ein paar alte Häuser aus der Kolonialzeit gibt es um den Bahnhof herum. Auf den Gleisen steht ein großer Reisezug ohne Lokomotive unter Strom mit laufender Klimaanlage, wer weiß wie lange der schon - oder noch - steht.
Die B2 nach Okahandja ist eine sehr gute Asphalt-Fernstraße allererster Güte, 2-spurig mit breitem Standstreifen, parallel dazu eine Eisenbahnstrecke. Es geht über das trockene Bett des Okakoara, fahre mit 110-115 Kilomerer per Stunde, 120 dürfte ich. Überquere das Rivier des Joachims, dann bei Albrechtshöhe den Albrechts. Gelegentlich ist an der Bahnlinie ein Haltepunkt zu sehen, leider nicht was auf den Stationsschildern steht. Ein Bahnhof oder Bahnsteig fehlt meist, nur gelegentlich mal ein Haus oder eine kleine Ansammlung von Hütten. Rechts von der Abendsonne schön zartgelb beleuchtet viele Termiten-Bauten (die sind des Innenklimas wegen alle nach Norden geneigt, daran kann man sich orientieren), spitzer als Zuckerhüte und 1-2 Meter hoch. Eine Horde Affen belagert den Straßenrand, habe die dunklen Flecken bei Tempo Hundert erst gar nicht erkannt. Und wieder viel verbranntes Land, oft durch Fahrlässigkeit verursachte Buschbrände. Es geht über die Riviere Okasise, Otjitundo, Otjikako, Onduobapa, Okanganga, Otsonbamba, Ikaruru. Etwa 30 km vor Okahandja wechselt die Landschaft in hügeliges, dichtes Buschland, ein paar Bäume dazwischen, mit gelegentlich herausragenden Felsen. Von der Straße aus sehe ich einen Sendemast, mache mal schnell das Telefon an und empfange prompt eine SMS von Jens-Uwe der mir seine Landung in Berlin bei Nieselregen mitteilte.
Okahandja liegt ebenfalls am Swakop, ich tanke hier wieder und erkunde mit dem Wagen den Ort, finde auf einem Freigelände neben der Friedenskirche - zwar eingezäunt doch das Tor ist offen - vis a vis der Rheinischen Missionskirche in der "Straße der Heroen" kurz nach Sieben einen Platz zum Hinstellen, es dämmert längst und ich hoffe die Anwohner nicht zu beunruhigen. Nach dem Abendbrot im Auto schicke ich Jens-Uwe noch eine SMS, bin schon recht müde 20.30 Uhr.
25.10.2012 Donnerstag
Das ist hier wohl ein besseres Viertel mit teils sehr schmucken Einfamilienhäusern, auch wird hier noch einiges gebaut, es gibt sogar zweistöckige Häuser und recht große Anwesen. Vor der Friedenskirche warnt ein Schild vor Diebstahl - doch seien wir ehrlich: In Deutschland braucht man auch nicht lange warten wenn man Kamera oder Brieftasche im Auto sichtbar liegen läßt, da ist es ebenso sehr wahrscheinlich daß eingebrochen wird!
An der Hauptstraße an der auch der Bahnhof liegt gibt es ein Militärmuseum, im Außengelände steht ein wohl russischer Salvenwerfer und paar Kanonen. Frage an der Pforte den Wachhabenden ob man das Museum besichtigen kann, der geht mit mir einige Schritte bis zum Helden-Denkmal inmitten des Hofes, auf dem Sockel sitzt im Schatten lässig ein Offizier. Der Soldat macht Meldung und trägt mein Anliegen vor, der Offizier meint zu ihm nur: "not for public", schaut mich nicht einmal an. Na, ich mache auf dem Absatz kehrt und steige wieder in den Wagen. Vor dem lokalen Agra-shop sprechen mich zwei junge Afrikaner an - ob ich Arbeit hätte, ich sage daß ich als Tourist unterwegs bin und keine Arbeit zu vergeben habe. Okahandja hat auch noch einen großen Sportplatz, einiges Handwerk, etwas Industrie. Sogar einen Wohnmobile-Verleih gibt es. Interessant wäre auch einmal das gesellschaftliche Leben hier kennen zu lernen, ein Reitturnier, eine Landwirtschaftsausstellung oder Messe zum Beispiel.
Im Bliss-Antikhandel gibt es ein paar interessante Ausstellungsstücke, ich trinke hier aber bloß einen Kaffee. Hinter dem Grundstück liegt sogar eine großen Reit- und Rennbahn.
So verlasse ich gehen halb Zehn Okahandja, suche die Straße D2170, frage einen am Rand stehenden Polizisten der mich ganz zurück zur Straße nach Windhoek schickt. Es geht über den Fluß Okahandja, finde auch den Abzweig zur D2102, ein Schild weist auf "construction in process" hin. Mittlerweile ist es bereits halb Elf, der Himmel voll weißer Wolken - ein Wolkenmeer. Es geht auf die Berge oberhalb Okahandjas und ich habe einen weiten Blick über die Stadt. An der Straße ein weißer Geländewagen mit drum herum stehenden Touristen, sie fotografieren den südöstlich Okahandjas gelegenen Stausee! Interessant sind die hier an der Straße stehenden, natürlichen Felsmauern. Hinterher erfahre ich daß es hier ganz in der Nähe, an der Mordkuppe, am 23. August 1850 ein Massaker an einer Gruppe Herero mit deren Chief Kahitjene gab, angerichtet von den Oorlam-Nama unter Kaptein Jonker Afrikaner (Quellen: Carl Hugo Hahn: Tagebücher 1837-1860; Heinrich Vedder: Tagebuch 1850 / Gondwana History Bd. 1).
Am Abzweig zur D2170 ist die "Midgard guest farm" angezeigt, quere das Swakop-Tal, es geht ungefähr 85 km auf der Straße, dann links ab die D2166 nach Hochfeld und Otjosondu.
Übrigens - wenn man sich hierzulande "Gutes Wetter" wünscht meint man damit Regen statt Sonnenschein. Hängt doch hier alles vom seltenen Regen ab, die gesamte Landwirtschaft, das Klima usw., gilt hier im doppelten Sinne: "Regen bringt Segen"!
In Hochfeld steht ein großer Sendemast, die kleine Tankstelle hat gerade Mittagspause, ein Stück weiter steht bei einer Autowerkstatt der Steyr-Pinzgauer. Dieser kleine Geländewagen kommt aus Reutlingen und ist gerade vakant nachdem der Besitzer vor zwei Jahren erkrankte, der Wagen wurde seinerzeit direkt vom Werk gekauft. Mit Fritz Metzger komme ich ins Gespräch und er zeigt mir ein Album mit sehr alten, hochwertigen Fotos aus der Kolonialzeit, weiß auch viele Geschichten zu erzählen. Er führt die Chronik seiner Familie und berichtet wie seine Vorfahren ins Land gekommen sind, das Land mit aufgebaut haben. Sein Urgroßvater kam 1906/07 nach Deutsch-Südwest, er holte bald seine Familie nach und war in der Landwirtschaft tätig.
Auf der C30 geht es nach Otjosondu. An dem havarierten LKW schrauben vier Männer, sehe mir die Sache an, mache paar Fotos, erfahre daß diese amerikanischen Freightliner-Trucks nicht den besten Ruf haben und gar nicht weit weg noch ein zweiter mit dem gleichen Defekt liegen geblieben ist. Zum Abschied hole ich für jeden eine Büchse Bier aus dem Auto.
Außer dem Friedhof deutet nichts auf die Anlage eines Lazaretts hin, finde nur zwei oder drei Flaschenscherben, auch an der Wasserstelle sind keine Spuren zu finden.
Zur Groenewaldt-Farm kehre ich noch einmal zurück, vielleicht erfahre ich hier noch mehr über den Friedhof und die Ereignisse damals. Mit der Wirtschafterin unterhalte ich mich lange, sie ist seit 20 Jahren hier auf der Farm und erzählt daß die Herero bei ihrem Rückzug die Wasserstellen vergifteten und deshalb hier viele Soldaten starben. Nun wird es auch schon wieder Zeit mich nach einem Schlafplatz umzusehen. Die Farmzäune lassen mich nicht von der Straße weg, alle gates sind abgeschlossen. Als ich eines der Tore in der Dämmerung probiere faucht mich vom Boden her etwas an - das ist eine cirka 1 Meter lange Schlange, beige mit leicht kupfrigem Schimmer und kleinen schwarzen Flecken an den Seiten. Bin natürlich froh und dankbar daß die mich auf diese Weise warnt, vorsichig weichen wir beide voreinander zurück. Schlangenbisse werden hier im Lande mindestens sehr unangenehm!
Auf der D2460 fahre ich noch ein Stück, finde einen kleinen Trampelpfad auf dem ich den Wagen ein paar Meter von der Straße hinter einigen Büschen vor dem Farmzaun abstelle.
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