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Burkhart Rüchel

NAMIBIA
DSWA

arche-foto.com

Gefechtsfelder des Herero-Aufstandes im früheren Deutsch Südwestafrika:

unter Berücksichtigung dortiger Befunde

siehe auch: Deutsche Schutztruppe in DSWA (Themensammlung)

Mauszeiger auf Bild zeigt Bildtitel, unterstrichene u. fett gedruckte Wörter sind weiterführende links

Nach umfangreichen Recherchen besuchte ich in den letzten Jahren mehrere Gefechtsfelder des Herero-Aufstandes. Durch entsprechende Funde konnte das Geschehen vor über 100 Jahren belegt und dokumentiert werden.
Die Funde wurden auch in der jeweiligen Fundsituation aufgenommen, ab 2017 möglichst jeder Einzelfund mit GPS-Koordinaten versehen. Somit ist anhand von Satellitenaufnahmen und im Vergleich mit den historischen Gefechtsskizzen ein Nachvollziehen der damaligen Gefechtssituationen in Ansätzen nachvollziehbar.

Auf Darstellung von Ursachen und Folgen des Aufstandes, ebenso auf die Wiedergabe der einzelnen Gefechtsberichte wird hier verzichtet, diese können in der Fachliteratur nachgelesen werden.

Mittlerweile kenne ich mich recht gut in der Materie aus und kann selbst Führungen zum Thema in Namibia anbieten.

∗ ∗ ∗

Groß Barmen, Gefecht am 19.02.1904 unter Kapitänleutnant Gygas ↓
Karibib, während des Aufstandes belagert ↓
Klein Barmen, Gefecht am 04.03.1904 ↓
Lievenberg, Gefecht am 16.02.1904 unter Kapitänleutnant Gygas ↓
Omaruru, Gefechte am 04.02.1904, Gefechtsfelder vom Entsatz des belagerten Omarurus durch Victor Franke u. seine Truppe ↓
Otjihaenamaparero, Gefecht am 25.02.1904 der Abteilung von Estorff: ↓
Waterberg: Otjosongombe, Gefecht am 11.08.1904, Gefechtsfeld der Abteilung von Estorff ↓
Waterberg: Klein Hamakari, Gefecht am 11.08.1904, Gefechtsfeld der Abteilung von Mühlenfels mit dem Hauptquartier unter von Trotha ↓
Waterberg: Hamakari, Gefecht am 11.08.1904, Gefechtsfeld der Abteilung von der Heyde ↓
Waterberg: im Gelände, Fundstücke zwischen kleinem Waterberg u. Sandstein-Plateau (2015) ↓
Waterberg: Polizeistation, Gefecht am 11.08.1904, Gefechtsfeld der Abteilung von Deimling ↓

∗ ∗ ∗

Groß Barmen, Gefecht am 19.02.1904, Landungskorps von SMS Habicht sowie Teile des Eisenbahn-Detachements unter Kapitänleutnant Gygas.

Kriegsgräber:

Pionier Max Müller, 28.10.1883 - gefallen 19.02.1904 bei Groß Barmen
Händler Otto Rosenthal, 02.02.1873 - gefallen 12.01.1904
Unteroffizier Hermann Zöllner
Unteroffizier Albert Saar, Grootfontein
Unteroffizier Andr. Waleciak, gefallen 05.03.1904 bei Klein Barmen
Unteroffizier Max Kirstein, geb. 29.05.1865 - ermordet 12.01.1904
Reiter Amft und Reiter Emil Mykitta, gefallen 04.03.1904 Groß Barmen

Situation auf dem Gefechtsfeld:

     

Hier noch einmal eine Aufstellung aller Funde vom Gefechtsfeld:

Besonders von Interesse ist daß auch hier wieder Knöpfe von USAmerikanischen Uniformen gefunden wurden. Ich verfüge bisher über 5 Belege für eine immerhin mögliche Anwesenheit von US-Militär im Zeitraum etwa 1902-1920, 5 davon in Form von Uniformknöpfen im entprechenden Fundzusammenhang. Außerdem fand ich mindestens 1 US Patronenhülse (zusammen mit dem ersten Knopf). Die Briten hatten ja bekanntlich Militärbeobachter (etwa Major Trench im Stabe von Trotha 1904). Hatten die USAmerikaner vielleicht gar Instrukteure nach DSWA entsandt? Genug Erfahrung hatten sie ja im Niederkämpfen von Aufständen Indigener. Diese Frage konnte bisher nicht geklärt werden.

           

Karibib:

© Burkhart RüchelNach Ausbruch des Hereroaufstandes war Oberleutnant von Zülow am 11. Januar mit dem Leutnant der Reserve Oswald, dem Stabsarzt Dr. Jakobs und 60 Mann des Beurlaubtenstandes und Polizisten von Swakopmund zum Entsatz von Okahandja aufgebrochen. Karibib wurde in Verteidigungszustand gesetzt, um den heutigen Bahnhofsvorplatz Barrikaden errichtet. Oberleutnant Kuhn und 125 Mann blieben hier als Bedeckung, von Swakopmund kamen als Verstärkung 31 Freiwillige unter Leutnant Laubschat.

Die Entsatzabteilung unter von Zülow ging am 13. Januar nach dem belagerten Okahandja per Bahn ab.

© Burkhart Rüchel © Burkhart RüchelAm 18. Januar 1904 traf SMS Habicht auf der Reede vor Swakopmund ein und es wurde ein Landungskorps unter dem 1. Offizier Kapitänleutnant Hans Gygas aufgestellt und nach Karibib entsandt. Dieses bestand aus 2 Offizieren, einem Arzt, 52 Mann mit 2 Revolverkanonen sowie einem Maschinengewehr und traf am folgenden Tage ein; am 20. Januar ein zweiter Transport mit einem Offizier und 29 Mann sowie einer Revolverkanone und einem Maschinengewehr von SMS Habicht. Eine der Revolverkanonen wurde auf dem Wasserturm aufgestellt.

Als seine wichtigste Aufgabe sah Kapitänleutnant Gygas zunächst die Wiederherstellung und Sicherung der Bahnlinie an. Vom Gouvernement Kamerun wurden wurden sämtliche entbehrliche Waffen- und Munitionsvorräte angefordert, ebenso Feldgeschütze. Diese trafen bereits am 31. Januar mit dem Dampfer Emilie Woermann in Swakopmund ein.

Klein Barmen, Gefecht am 04.03.1904, Hauptmann Puder mit der 5. Feldkompagnie u. der 2. Marine-Infanteriekompagnie:

Nachdem das Gefechtsfeld vor Ort lokalisiert ist erfolgt eine umfangreiche Begehung über mehrere Stunden. Die einzelnen Stellungen werden anhand der Gefechtsfeldkarte aufgefunden und auf Belege abgesucht, allerdings bis auf ein Hufeisen u. das Fragment keine Funde aufgrund des in der Regenzeit recht dichten Grasbewuchses gemacht.


Panorama Gefechtsfeld Klein Barmen, im linken Hintergrund der Swakop

       

Lievenberg, Gefecht am 16.02.1904, Landungskorps von SMS Habicht sowie Teile des Eisenbahn-Detachements unter Kapitänleutnant Hans Gygas.

Hier kamen u.a. 2 Revolver-Kanonen von SMS Habicht zum Einsatz.

Die verschiedenen Abschnitte des sehr weitläufigen Gefechtsfeldes wurden 2018 innerhalb von 8 Tagen begangen, das Gefechtsgeschehen konnte anhand der Funde sehr gut nachempfunden werden.

Situation auf dem Gefechtsfeld:

 

Funde:

Abschnitt a):

         

Abschnitt b):

Abschnitt c):

       

Abschnitt d):

 

Abschnitt e):

       

Abschnitt f):

Die vermutete Artillerie-Stellung ist offensichtlich bereits von allen Relikten gesäubert worden, stattdessen fand ich hier eine Menge Getränkedosen die von diesen Leuten zurück gelassen wurden...

 

Abschnitt g):

             

Abschnitt h):

   
 
       

Abschnitt i):

   

Omaruru, Gefecht am 04.02.1904, Hauptmann Victor Franke entsetzte mit seiner kleinen Truppe die belagerte Ortschaft.

Das gesamte Gefechtsfeld erstreckt sich über mehrere Kilometer, einige Teilflächen sind heute überbaut.

Franke-Turm, zum Gedenken an Victor Franke errichtet, die davor aufgestellte Feldkanone: 7,85-cm L/20 C 1873

 
                                 

Anfang 2018 sind dann die wie üblich gestohlenen Bronzeplatten rechts und links des Turmeinganges durch steinerne ersetzt. Dafür ist inzwischen die Bronzeplakette am Gefechtsfeld entwendet.    

 

Diverse Fundstücke auf dem Gefechtsfeld welches wegen seiner Ortsnähe sehr mit Müll, auch historischem, überdeckt ist (2017/18):

               

Hier eine Zusammenstellung der Funde vom Haupt-Gefechtsfeld:

             
   

Omaruru, Gefecht am 04.02.1904, Fundstücke zwischen sog. Müller-Schanzen und um die alte Feste / Station West:

Ich erhalte sogar eine Genehmigung das Gelände des Omaruruer Gefängnisses abzusuchen das später neben der alten Feste erreichtet wurde, ein Wachmann wird mir zur Aufsicht mitgegeben.

             

                               

Omaruru, Gefecht am 04.02.1904 an den sog. "Müller-Schanzen" (benannt nach Feldwebel Müller der hier fiel):

     

       

2017 fand ich bereits eine Herero-Gefangenenmarke, 2018 dann auf dem gleichen Areal zwei weitere. Ich gehe davon aus daß sich in Omaruru nach dem Herero-Aufstand ein Gefangenenlager befand:

Das Bild links zeigt die Fundsituation 2017.

Diese Marken wurden 1906 in der Artilleriewerkstatt Windhuk aus leeren Kartuschhülsen ausgestanzt. Der Durchmesser ist 45 mm. Marken für Männer bestanden aus Messing, die für Frauen aus einem Zinkmaterial (wegen der starken Korrosion gibt es deshalb davon extrem wenig). Die von mir gefundene Gefangenenmarke aus EISEN ist EINZIGARTIG - davon wußte noch nicht einmal Gorden McGregor.

 

Friedhof, Deutsche Schutztruppe, Gefallene des Herero-Aufstandes sowie der Kämpfe gegen die Invasionstruppen im Ersten Weltkrieg:

     

             

   

Manasse-Haus:

Nach langem Suchen wurde mir das unten abgebildete Haus als das alte "Manasse-Haus" genannt. Es ist wohl nicht das in der alten Gefechtsfeldkarte eingezeichnete Haus von 1904. Ich vermute das heute als "Manasse-Haus" bekannte Gebäude ist mit dem von Maria Karow in ihrem Buch: "Wo einst der Fuß des Kriegers trat" als "Haus des Michael" bezeichnet identisch. Michael Tyiseseta war der Führer der Omaruruer Herero zwischen 1898 und 1904, sein Vater Manassse vor ihm von 1884 bis zu seinem Tode 1898. Sie werden wohl im selben Haus residiert haben.
Das Manassehaus spielte bei der Befreiung Okahandjas durch die Kompagnie Franke eine gewisse Rolle (siehe: "Die Kämpfe der deutschen Truppen in Südwestafrika", Abschnitt: "Der Siegeszug der Kompagnie Franke").

               

Otjihaenamaparero, Gefecht am 25.02.1904 der Abteilung von Estorff:

Beteiligt waren folgende Einheiten:

- 2. Kompagnie Franke
- 4. Kompagnie Outjo
- Marine- u. Seesoldaten

gefallen sind hier:

Oberleutnant Otto Schulze u. Gefreiter E. Fehr

 

           

Schon auf der historischen Gefechtsfeldkarte ist ein Farmhaus eingezeichnet. Wie man erkennen kann ist das jetzige auf den Fundamenten des alten errichtet.

         

diverse Fundstücke im Gelände:

                   

                 

Weitere Funde von Gefechtsfeld (im privaten Museum des Farmers):

         

Waterberg: Klein Hamakari

Gefecht am 11.08.1904, Abteilung von Mühlenfels mit Hauptquartier unter Lothar von Trotha.

Soldatenfriedhof:

 

   

                   

     

Stempelungen:
unleserlich / S 2 99 / unl. / ... 11 ... / S 3 97 / DM 12 00 / S 9 94 / S 10 ... / unl. / unl. / S 6 ... / unl. / unl. / S 12 98 / unl. / unl. / S 8 ... S / S ... ...
Stempelungen:

8 97 / ... 9 95 / ... 7 99 / P 9 ... ...

Waterberg: Hamakari

Gefecht am 11.08.1904, Abteilung von der Heyde:

Soldatenfriedhof:

                           

Diverse Funde auf dem Gefechtsfeld:

   

Jens H´s Fundstücke vom Gefechtsfeld (ohne Geo-Koordinaten):

• 7 Ladestreifen für 8x57: 4x markiert mit I und 2x mit II, 1x P für Polte, Magdeburg)

• 14 Hülsen 8x57: 8 94 S / 3 95 S / 12 95 S / 11 97 S / 10 00 S / 10 00 S / 10 00 S / 10 00 S / 11 00 S / 11 00 S / DM ... 00 E / 11 01 S / 3 02 P / 8 03 DM

• 9mm A 80 R1 M2 (PMP, Pretoria Metal Pressing, South Africa)

• 3 Geschosse

Hier einmal eine Zusammenstellung meiner Funde vom Gefechtsfeld Hamakari:

Stempelungen:

7 94 S. / ... ... S. / E 10 97 ∗

1 96 S. / 12 00 E DM / 4 92 M S / 4 95 S / 3 00 D.M. / ... 02 M S / 3 00 DM / 12 98 S. / RWS 8x68S (Zündhütchen mit rotem Rand)

     

Waterberg: zwischen Kleinem Waterberg und Sandstein-Plateau, Fundstücke im Gelände (2015):

 

Waterberg: Gefechtsfeld um die Polizeistation, hier focht am 11. August 1904 die Abteilung Deimling.

Friedhof der bei den Gefechten am Waterberg 1904 gefallenen Soldaten der Schutztruppe (2015):

                     

Nach langer Suche im Gelände fand ich zwei Patronenhülsen. Die untere/linke Hülse ist markiert mit D 4 78 ∗ (hergestellt April 1878). Das Gewehr Mauser Modell 71 verwendet diese Munition (Kal. 11 mm). Die andere Hülse ist markiert mit "DM" (Deutsche Waffen- u. Munitionsfabrik Karlsruhe/Berlin) und "E" - hergestellt Dezember 1901.

   

Waterberg, Otjosongombe, Gefecht am 25.02.1904 der Abteilung von Estorff:

Dieser ursprünglich Otjosongombe benannte Platz am Waterberg wurde während der Gefechte am 11. August 1904 von der Abteilung Estorff, bestehend aus der 1. (Hauptmann Graf Solms), 2. und 4. Feldkompagnie (Hauptmann Epp) sowie der Maschinengewehr-Abteilung (Oberleutnant Graf Saurma), angegriffen. Die Herero unter Salatiel Kambazembi und Timotheus, unterstützt von den Kämpfern Samuels, zogen sich erst im Laufe des Nachmittags zurück.


Gefechtsfeld Otjosongombe

2012 fand ich hier schon zwei Patronenhülsen. Auch 2015 machte ich wieder einige interessante Funde:

                               

Die blanke Messing-Kartusche für die Feldkanone 96 Kaliber 7,7 cm hat nach dem Kämpfen am Waterberg 1904 ein Soldat der Schutztruppe nach Kowas mitgebracht, sie ist heute Teil einer privaten Sammlung. Im Vergleich mit der von mir gefundenen Hülsenkartusche kann man gut sehen was 113 Jahre in der Vitrine bzw. im Boden bewirken. Beide Treibladungshülsen sind vom gleichen Hersteller (Patronenfabrik Karlsruhe, produziert 1897), dem gleichen Einsatzort bzw. den gleichen Ereignissen.

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