Rauchen mit FormatText/Foto: Burkhart Rüchel
Viele werden den Rummel, den man vor einiger Zeit um das Cigarre-Rauchen gemacht hat, noch in Erinnerung haben. Unzählige Artikel sollten den Laien begeistern und als Konsumenten gewinnen, zweifelhafte Fabrikate werden mit peppiger Werbung und den verrücktesten Accesoires beispielsweise an Tankstellen und bei den verschiedenen PR-Veranstaltungen unters Volk gebracht.
Zuerst: Die Auswahl
Die Grundauswahl beginnt bei den Tabak-Farben Sumatra (etwa rehbraun, glatt) und Brazil (tiefbraun, rauh). Erstere sind in der Regel etwas milder, jedoch nicht ohne Tiefe; Brazil sind häufig schwere Knaster die auch schon mal ein Kratzen im Halse herausfordern - eher etwas für starke Raucher. Allerdings handelt es sich hier nur um das äußere Deckblatt, das nicht allzuviel über die Füllung aussagt. Diese besteht aus gerollten Tabakblättern, was sich an der bereits konfektioniert angeschnittenen Seite erkennen läßt. Auch wurden schon modische Cigarren mit eingearbeiteten Filtern angeboten.
Grundsätzlich passt die Cigarre zum schon etwas reiferen Herrn, denn ähnlich wie Pfeife verträgt sich sowas nun mal nicht unbedingt mit dem Gehabe von Grünschnäblern. Man sollte sich auch bewußt sein, daß Cigarre rauchen eine zeitintensive Beschäftigung ist und bei mittleren leicht eine Stunde dauern kann, also nichts für die kurze Pause zwischendurch. Es soll ja nicht in Streß ausarten oder gar auf den Magen schlagen, nur um noch zu Ende zu kommen bis zum nächsten Termin. Am besten macht man es sich im bequemen Lehnstuhl richtig gemütlich, optimal ist ein extra Rauch- oder Bücherzimmer, in der Küche und sowieso unterwegs raucht man eigentlich nicht. Cigarren werden nie auf nüchternen Magen, sondern meist erst nach Mittag, etwa nach einem guten Essen oder ab der Tee- oder Kaffeezeit, gereicht. Beim Anschnitt wird vorsichtig die stumpfe, geschlossene Seite durch eine scharfe Klinge mit einer länglichen Kerbe versehen. Natürlich gibt es diverse Anschneider, doch auch hier ist nicht alles Gold was glänzt - vor dem Kauf sollte man sie an verschiedenen Mundstücken hinsichtlich Funktionalität ausprobiert haben. Anschließend sollte die Cigarre mit Hölzern gleichmäßig durch etwas Drehen angepafft werden und braucht eine gewisse Zeit, um durchgehend warmgeraucht zu werden - erst dann entfaltet sich ihr Aroma. Für den Anfänger empfiehlt sich eher ein Paffen, mit der Zeit wird man sehen, wieviel man zu inhalieren verträgt. "Voll Lunge" rauchen wohl auch jahrzentelange Smoker nicht. Das glühende Ende der Cigarre wird leicht hoch gehalten, sie verträgt keinen Zug und sollte zwischenzeitlich nicht verlöschen. Falls sie mal schlecht Glut hält: keinesfalls quälen damit sie wieder richtig brennt, sondern lieber noch ein Streichholz bemühen. Allerdings sollte auch nicht zu heiß geraucht werden. Die Asche bleibt bei einem guten Stück leicht bis drei Zentimeter fest haften, sie sollte ruhig dran bleiben, nervöses Aschen ist wenig stilvoll.
Eine bessere Cigarre erkennt man unter anderem daran, daß sie nicht zu fest oder zu lose gewickelt ist, sie gleichmäßig brennt und ihren besonderen Charakter nicht nur im ersten Viertel entfaltet, sondern auch bis zum Ende behält und nicht etwa anfängt, zu "Suppen". Essen, dazu zählt auch Naschwerk, empfiehlt sich nicht beim Rauchen - Zucker greift wie auch Wein-Säure nur unnötig die beim Rauchen sensibilisierten Zähne an; passende Getränke dazu sind eher Kaffee, Tee, ein Glas Rum, Whisky oder Cognac.
Anmerkung:
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