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Burkhart Rüchel

AFRIKA
2016

arche-foto.com

in 1oo Tagen

von ehemals Deutsch Ostafrika ins frühere Deutsch Südwestafrika

(Mauszeiger auf Bild zeigt Bildtitel, unterstrichene u. fett gedruckte Wörter sind weiterführende links)

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Seite VII

Zambia

In Lusaka sehe ich viele Weiße, doch ergibt sich weder Unterhaltung noch Bekanntschaft. Zwischendurch gewittert es heftig. Am Nachmittag verlasse ich die Hauptstadt Richtung Süden, 14 Kilometer weiter ist der nächste Ort Chilanga. Komme mit einem jungen Mann kurz ins Gespräch, spendiere eine Zigarette, doch wie so oft besteht außer den Fragen nach Woher und Wohin kein Interesse.
Viel Regen gibts heute, mehrfach muß ich mich unterwegs irgendwo unterstellen. Man erzählt mir daß es demnächst durchaus möglich sei Elefanten zu begegnen und Vorsicht geboten ist. Ich entgegne daß ich ein großes Messer dabei habe und wenn es ernst wird dem Elefanten einfach den Rüssel abschneiden werde! Die Männer gucken etwas ungläubig, erst als ich versuche das darzustellen, dabei hochspringe und versuche mit einem imaginären Messer oben überhaupt nur anzukommen merken sie daß das bloß ein Witz war...

       

Am Abend geht es durch den großen Ort Kafue, später über den gleichnamigen Fluß. An der LKW Wiege-Brücke komme ich mit George ins Gespäch der hier den Ein- und Auslaß regelt. Auf die Frage nach einem Nachtquartier meint er ich könne ruhig hinter den Häusern hier campen. Doch scheint mir George vom anderen Ufer, hab keine Lust nachts vielleicht noch Besuch zu bekommen, fahre lieber weiter.

   

Wieder regnet es gelegentlich heftig. An Ständen neben der Straße werden Bananen und Erdnüsse angeboten, doch bin ich von Lusaka her noch gut versorgt. Abends sind auch wieder viele Leute zwischen den Ansiedlungen unterwegs und entsprechend schwierig mich ungesehen in die Büsche zu schlagen. Finde dann einen breiten Feldweg, bei einem großen Termitenhügel baue ich mein Lager auf und verbringe die Nacht ungestört.

Am nächsten Tag beginnt es mit der Dämmerung zu regnen, das geht den ganzen Vormittag. Schlachte die Melone die ich gestern am Stadtrand Lusakas kaufte, das Obst aus dem Supermarkt im East Park taugt nichts wie sich nun herausstellt. Schreibe zwei Briefe was im Zelt liegend sehr unbequem ist. Erst Mittag komme ich los nachdem meine Sachen einigermaßen trocken.

Die T1 ist hier sehr schmal, ohne Seitenstreifen und der reinste Flickenteppich. Viele LKWs sind unterwegs, quäle mich mit ihnen den langen Anstieg zum Munali Pass hinauf, natürlich schiebend. Oben angekommen das Denkmal für Dr. David Livingstone der auf seiner Reise von Angola nach Mosambique am 14. Dezember 1855 diese Berge überquerte.

       

In Mazabuka finde ich nach einigem Suchen ein Zimmer in der Tukale-Lodge für 200 Kwacha. Das Zimmer ist sehr komfortabel eingerichtet, es gibt sogar eine Klimaanlage und im Bad Warmwasser. Nur das w-lan funktioniert nicht, obwohl beste Signalstärke und 52 Mbit/sec angezeigt wird. Hab wie üblich das Fahrrad mit im Zimmer. Mache die Glotze kurz an: in Nigeria gabs gerade einen Bombenanschlag, in den USA ist Wahlkampf, im Sport die üblichen Skandale.

Einkauf für die nächsten Tage im Shoprite, kaufe auch Rizla-Zigarettenpapier und werde gelegentlich den Tabak aus Malawi probieren.

   

Mazabuka, Bahnhof (mehr Details hier):

Lasse mir vom Bahnhofsvorstehers einen Stationsstempel geben. Der Mann ist eine eindrucksvolle Persönlichkeit, ihn selbst und im Büro darf leider nicht fotografiert werden.

                                                                                                             

Reiße mir leider auf dem Bahngelände zuletzt einen Zeh auf, es blutet mächtig. Stecke den Fuß erstmal in eine Plastiktüte damit nicht die Fliegen rankommen, doch es nützt nichts - es dauert Wochen bis es verheilen wird.

Morgen solls schon wieder regnen wie mir ein paar Leute erzählen, keine guten Aussichten voran zu kommen. Sehe unterwegs zwei Rennradfahrer. Um Mazabuka starker Verkehr, viele LKWs auf der ab hier nun in besserem Zustand befindlichen Straße T1. Unterwegs grüßt ein Paar die mich bereits in Lusaka gesehen haben.

   

Monze:

       

Monze, Bahnhof (mehr Details hier):

                                                       

       

Muzoka, in einer Bar raste ich bei Fanta und Cola, man erzählt daß Muzoka "Schlange" bedeutet. Beim Bahnübergang frage ich zwei Typen nach dem Bahnhof - die mich natürlich in die falsche Richtung schicken was mich schon kaum noch wundert. Man weiß immer nicht - machen die das mit Absicht oder sind die einfach nur zu dumm?

Muzoka, Bahnhof (mehr Details hier):

Die meisten Betonschwellen sind stark angeschlagen, teils liegt die Armierung frei. Und das über zig Kilometer wie ich bereits feststellen konnte. Da ist wohl ein Zug durchs Land gefahren bei dem irgendein schweres Eisenteil herunterhing...

                                 

Batoka:

         

Batoka, Bahnhof (mehr Details hier):

               

Höre aus einem Hause Gesang, es klingt sehr professionell. Mache durch die offene Tür eine Tonaufnahme. Leider quatschen mich gleich irgendwelche Gören von hinten voll - und die Tonaufnahme ist hin! Stinksauer schwinge ich mich aufs Rad und fahre weiter.

Etwas später ein horribles Erlebnis als ein großer Bus aus dem Gegenverkehr heraus überholt, mich mittels wildem Lichthupen, ohne die Geschwindigkeit zu verringern, gnadenlos von der Straße drängt! Kann dieser Vollidiot nicht die paar Sekunden warten???

Einige Kilometer weiter habe ich hinten den zweiten Platten dieser Tour! Also: alles absatteln und Schlauch wechseln. Ziehe einen etwa 4 cm langen, dünnen Nagel ohne Kopf aus dem Reifen. Wie der wohl da hinein geraten ist? Sowas liegt ja kaum hochkant auf der Straße.

Für eine "kleine" Melone zahle ich zwei Kwacha, für zwei Avocados noch einmal vier. Die Melone verdrücke ich gleich an Ort und Stelle...

Choma, Bahnhof (mehr Details hier):

Frage zwei junge Männer nach dem Bahnhof, doch wie üblich werde ich mal wieder falsch gewiesen. Als ich wieder an der Hauptstraße bin rast ein weißer Radfernfahrer vorbei - ohne mich zu beachten. Hat es wohl verdammt eilig.

Dem Gleis folgend finde ich dann den Bahnhof, fotografiere ausgiebig das Umfeld. Auf den Gleisanlagen buntes Markttreiben. Als ich mich später dem Bahnhofsgebäude nähere, den kleinen Wagen fotografiere kommt ein Mann schreiend heraus gestürmt, spielt sich auf und verbietet das Fotografieren. So ein Wichtigtuer, möchte wetten daß der mindestens den ganzen Tag im Schatten vor sich hingefaulenzt hat - und nun mal seine "Macht" zeigen will. Gibt mir nicht mal Gelegenheit zu einem smalltalk oder ihm den Bauchnabel zu pinseln. Dabei hat der Typ noch nicht mal eine Uniform, keine Ahnung was der hier überhaupt macht. Es gibt einen heftigen Wortwechsel in dessen Folge ich mich zu argen Beschimpfungen hinreißen lasse - und ich staune mal wieder was sich solche Leute bieten lassen!

                                 

Bekanntlich haben die Afrikaner ja selbst nicht viel zustande gebracht, die Eisenbahn in Zambia bauten jedenfalls die Briten. Bei Beginn der Unabhängigkeit war die Bahn noch in gutem Zustand, seitdem ist alles völlig herunter gekommen wie man sich leicht überzeigen kann...

Da es oft auch keinerlei Schwierigkeiten beim Fotografieren von Bahnanlagen gibt scheint eine Erlaubnis ausschließlich vom Ermessen des jeweiligen Stationsvorstehers abzuhängen.

Vor Kalomo steht die alte Locomobile als technisches Denkmal einfach am Straßenrand, hier zu fotografieren braucht man kein Permit.

                     

Kalomo, früher die Hauptstadt von Nordrhodesien, ist heute ein eher unbedeutender Ort. Die "Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit" (GTZ) sowie die deutsche evangelischen Kirche leisten hier massiv "Entwicklungshilfe". Viel ist nicht los: eine Tankstelle, paar Hütten, ein Markt. Den Bahnhof hab ich nicht gefunden.

   

Raste wegen Regen lange in dem Ort, schreibe derweil einen Brief. Als das Wetter nach Mittag etwas aufklart gehts weiter, komme jedoch nur bis zum Post Office da es erneut stark zu regnen beginnt. Schaffe es noch bis zu einem Restaurant wo ich mich mit anderen Leuten unterstelle. Hier gibt es sogar ein Internetcafe (ohne Kaffee, ebenso im Restaurant), doch wegen des in der Ferne grummelnden Gewitters gibts einen der häufigen Stromausfälle und es geht gar nichts. Kann mal wieder nicht das Telefon laden.

Mag nicht den Rest des Tages hier verweilen und fahre irgendwann los, komme natürlich mehrfach wieder in langanhaltenden Regen, stelle mich wenn möglich irgendwo unter. Treffe später einen der seltenen Fahrrad-Fernreisenden. Es ist eine kurze, sehr schöne Begegnung mit dem Spanier Manuel, wir tauschen unsere Elebnisse aus, geben einander Tipps. Von Gabarone, der Hauptstadt Botswanas, ist er nach Ägypten unterwegs. Man beachte seine vorderen, wasserdichten Packtaschen: Plastik-Kanister! Hoffe ich konnte ihm Malawi ausreden und er fährt nördlich um den Malawisee wie ich ursprünglich vorhatte.

   

Die von der Straße aus zu sehenden Wasserläufe sind stark angeschwollen, einige Flächen überschwemmt. Ein unangenehmer Tag heute, keine Chance den Regen hinter mir zu lassen und einigermaßen zu trocknen. Als es wieder einmal richtig losgeht baue ich schon 16.45 Uhr neben der Straße schnell mein Zelt. Längst dunkel schnürt etwas durchs nasse, hohe Gras - keine Ahnung was das ist. Mache laut "Ksch-Ksch", klatsche mehrfach in die Hände, wie immer liegt mein Walther-Messer griffbereit. Doch hab ich dann die Nacht über Ruhe, es regnet und regnet...

Am Morgen schüttet es wieder, habe dann lange Zeit bis alles einigermaßen trocken zum Verpacken ist.

Zimba. Aus dem "District Council Civic Centre" kommt gleich ein Mann heraus als ich das Foto mache, habe keine Lust auf erneute Diskussionen wegen eines Permits und fahre lieber weiter. Möglicherweise hatte der Mann, sicherlich ein Beamter, gar nicht die Absicht irgendetwas untersagen zu wollen sondern eher Interesse an einer Unterhaltung? Soweit ist man mittlerweile daß man schon überall Unannehmlichkeiten erwartet...

Zumal ein notorischer Wichtigtuer dann bei der ehemaligen Tankstelle angescheißert kommt und ein Permit sehen will.

       

Vor den verwilderten Hunden Afrikas wird oft gewarnt, hab mich vorab ja auch gegen Tollwut impfen lassen - doch machte ich selbst bisher keine schlechten Erfahrungen. Man braucht sie nur scharf anzusehen - dann verschwinden die im Normalfall sofort. Bei den meisten holt man sich wohl eher Würmer oder die Räude, sicher jedoch Flöhe...

Anders als in Deutschland kommt von den Schwarzafrikanern jedenfalls wohl niemand auf die Idee einen Hund mit ins Bett zu nehmen!

         

Einige "Restaurants", das Angebot allerdings mehr als bescheiden. Die Betreiber langweilen sich statt sich ums Essen oder gar um die Gäste zu kümmern. Erst als ich einen Laden verlasse fragt man was ich essen will, erwidere darauf nur: Schlaf weiter! Im grünen "Chipos" gibts immerhin ein paar verschrumpelte Hühnerstückchen in der Wärmetheke. Frage was das kosten soll - 10 Kwacha, ich nehme eine Portion. Beim Bezahlen heißt es dann allerdings: 20 Kwacha!

               

Zimba, Bahnhof (mehr Details hier):

                                                                                       

Am Rande der T1 ein Stand an dem Bauern ihre Melonen anbieten. Auf die Frage was eine kosten soll meint eine Frau: 4 Kwacha, doch ein Mann sagt 10! Frage: was jetzt, 4 oder 10? Darauf die Frau: Was der Mann sagt. Lasse die beiden stehen und schiebe die 30 Meter zum nächsten Stand, kümmere mich nicht darum was die mir noch hinterher rufen, die Frau noch widerlich lacht.

Am andern Stand soll die Melone 5 Kwacha kosten, der Typ will mir natürlich die größte geben! Wo soll ich damit hin? Ist es doch schon ein Kampf überhaupt eine kleine auf einen Ritt zu schaffen. Die Melone die ich dann bekomme soll reif sein wie der Mann versichert, will mir gleich noch eine zweite aufschwatzen. Wo soll ich damit auf dem Fahrrad hin? Nach dem Anschneiden stellt sich - wie üblich - heraus daß die Melone gerade mal halbreif und kein Genuß ist! Am liebsten schmisse ich dem Idioten das Ding vor die Füße...

   

Ein paar Hütten, es gibt auch einen kleinen Laden, eher eine Bretterbude. Drinnen niemand zu sehen, erst als ich über den Tresen blicke liegt da der Verkäufer und schläft, ist allerdings gleich hellwach. Kaufe zwei kleine Flachmänner "Bols" Whisky-Ersatz für je 7 Kwacha sowie 4 kleine Weißbrötchen, die kosten 3. Beim Zusammenrechnen von 14 und 3 hat der Mann wie gewöhnlich Schwierigkeiten, muß dazu umständlich einen Taschenrechner in Gang setzen. Man fragt sich was die Leute in der Schule lernen wenn sie nicht mal in der Lage sind zwei glatte Zahlen zu addieren! So viele Bildungseinrichtungen in Afrika, man quält die Kinder jahrelang die Schulbank zu drücken - doch offensichtlich kommt da meist nicht viel bei raus. Immerhin scheint das zu reichen um ein Geschäft zu betreiben...

Da es wieder mal rundherum komplett bewölkt ist und stark zu regnen beginnt flüchte ich mich mitsamt Rad unter einen Baum, hocke mich unter meine NVA-Plane. Der Whisky-Ersatz soll angeblich 43% Alkohol enthalten, doch ist das wohl ein Witz und keinerlei Wirkung zu verspüren.
Es dauert nicht lange und 4 junge Mädels kommen zu mir, wollen alles mögliche wissen: woher und wohin, so etwa ob ich immer in die Kirche gehe und ihnen ein Lied singen kann usw. Habe so nette Unterhaltung. Meine Wunden an den Füßen werden ausgiebig kommentiert und bedauert. Ein Junge kommt auch noch hinzu, die Mädchen meinen der wäre nicht ganz richtig im Kopf, beginnen ihn zu ärgern. Doch ich untersage das, meine sie sollten nett zueinander sein. Zuletzt fragen sie ob ich ihnen Donuts kaufe, gebe ihnen 5 Kwacha und sie sind glücklich, bedanken sich mit einem "God bless you"! Ihre schwer aussprechlichen Namen kann ich mir leider nicht merken. Als der Regen aufhört ziehen sie los - und ich weiter.

   

Inyatsi ist der Name eines großen afrikanischen Bauunternehmens mit Firmen in Zambia, Swasiland, Südafrika, Namibia und Mosambik. Spezialisiert auf Straßen-, Tief- und Hochbau, Brückenbau, Regenwasserentwässerung, Wassernetze, Kläranlagen, Kanalarbeiten, Dämme und Stausseen. An dem Schild selbst hat mich eher der einst weiße Hintergrund interessiert auf dem der Ochsenkopf prangt - wie eine Landschaft sehen die Rost- und Schmutzspuren aus.

Der Himmel verfinstert sich - sehe also zu einen Lagerplatz zu finden.

 

Livingstone ist endlich erreicht, ein recht ansehnlicher Ort. Trinke erst mal einen sehr guten Kaffee den man nur selten bekommt, der zweite taugt dann allerdings nichts. Internet Fehlanzeige, obwohl das Restaurant groß damit wirbt. Erst in einem anderen Laden geht w-lan, allerdings spielt das in Malawi gekaufte smartphone verrückt, macht was es will. Immerhin kann ich mal wieder die Akkus laden.

                                 

David Livingstone wird in Afrika hoch verehrt und vieles trägt seinen Namen. Wenn er Deutscher gewesen wäre hätte man ihn von deutscher Seite längst demontiert und ihm irgendwelche Gräueltaten angehängt. Es ist anscheinend zwanghaft alles Deutsche vor allem nur kritisch zu betrachten - speziell von Leuten die selbst nicht viel mehr zustande bringen als die Leistungen anderer madig zu machen...

Allerdings muß auch gesagt werden daß Forschungsreisende wie Livingstone erst den späteren Drang zur kolonialen "Eroberung" Afrikas auslösten.

Am David-Livingstone-Museum ein großes Cafe, frage ob ich hier einen Kaffee bekommen kann - haben sie jedoch nicht! Nur Instant-Kaffee - und ich verzichte.

   

       

Livingstone, Bahnhof (mehr Details hier):

Fotografiere ausgiebig Bahnhof und das Umfeld - niemand macht Streß oder verlangt ein Permit zu sehen. Es gibt zwei verlassene Wachttürme, wohl aus Zeiten als man den Bahnbetrieb noch für strategisch wichtig und für bewachenswert hielt. Um auf die andere Seite zu kommen muß ich auf die Fußgängerbrücke die ich, da es vom Bahngelände aus keinen Zugang gibt, einfach hochklettere. Mache einige Aufnahmen von der schon recht maroden Brücke, Bretter liegen locker und unregelmäßig, mit vielen Lücken quer. Eine Frau geht so daß die ganze Brücke schwingt und wackelt! Sage ihr daß sie wie ein alter Elefant latscht, wohl noch die Brücke zum Einsturz bringen wird! Erschrocken geht sie nun etwas vorsichtiger.

                                                                                 

Höre einen starken Dieselmotor und sehe wie der Traditionszug langsam angefahren kommt! Der ist in Südafrika gerade frisch überholt worden.

                                             

Livingstone, Royal Livingstone Express (mehr Details hier):

                         

Verlasse Livingstone auf einen Abstecher zu den Victoriafällen. Obwohl das Gebiet um die Fälle als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen ist werfen die Leute ihren Müll einfach in die Büsche, egal ob da eine Abfalltonne steht oder nicht! Besichtige die Victoriafälle, von der großen Brücke aus ist allerdings vor lauter Gischt nicht viel zu sehen, trotzdem ist das alles recht eindrucksvoll. Fahre noch weiter bis zum Grenzübergang nach Simbabwe, nehme nur mal kurz einen Blick und fahre gleich wieder zurück. Habe keine Lust dieses Land zu besuchen nach allem was da in den letzten Jahren geschehen. Der Wikipedia-Artikel zeichnet die Verhältnisse dort recht deutlich!

                               

Die Straße ist jetzt allerdings mit einem Schlagbaum geschlossen, für die Fußgänger gibt es einen schmalen Durchlass. Dort mag ich mit den breiten Packtaschen nicht durch, der Mann am Schlagbaum will den nicht öffnen, meint ich solle dort lang wo die Kraftfahrzeuge fahren. Also an den Autos vorbei, ein Posten will meinen Pass sehen. Kein Problem, doch fragt der Mann auch nach einem "Brückenstempel". Was soll denn das auf einmal? Wo soll ich denn den jetzt hernehmen? Erzähle den Uniformierten daß ich gerade vor 20 Minuten hier durchgefahren bin, gar nicht in Simbabwe war und auch keinen Brückenstempel hab. Die wollens natürlich jetzt ganz genau wissen, es sieht schon wieder nach Ärger aus woran ich gar keinen Bedarf habe, lasse also die Typen einfach stehen und fahre einfach davon, kümmere mich nicht weiter um die Rufe hinter mir. Hinterher rennen werden die mir bestimmt nicht!

         

Fahre also nach Livingstone zurück und nehme etwa in Höhe des Bahnhofs den Abzweig zur M10 nach Westen. Am Stadtrand großes Markttreiben, besuche noch eine Bar, ein fettes Weib steht so im Eingang daß ich nur mit Mühe an ihr vorbei komme, die dabei natürlich ordentlich anremple. Die Bar selbst ist nicht sehr einladend, also gleich wieder raus - den Durchgang blockiert immer noch diese Fettel, macht keinen Millimeter Platz. Nun bekommt die allerdings von mir was zu hören! Auch die nächste Bar ist recht muchtig, auch dort stehen irgendwelche Typen im Wege, es scheint hier nur Chibuku zu geben und ich verzichte darauf mir den Eingang zu erzwingen. Bei der dritten Bar gehen die Leute wenigstens beiseite als ich eintreten will, hier ist keine furchtbar laute "Musik" und ich verweile nun einige Zeit. Bewundere die alte Registrierkasse. Hab nur noch ungefähr 90 Kwacha einstecken, hoffe damit bis Botswana zu kommen.

             

Nachtlager im Busch etwa 1 km hinter dem checkpoint und 200 m abseits der Straße. Das Bahngleis ist nicht weit, in der Dämmerung höre ich sogar einen Zug langsam vorbei fahren. Nahe der Stadt fühle ich mich doch etwas sicherer als mitten in der Pampa, laut dem Mann am Check Point soll die Gegend wegen wilder Tiere recht gefährlich sein. Ganz geheuer ist mir hier nicht. Nachdem das Zelt aufgebaut sammle ich einen ansehnlichen Haufen Steine zusammen - damit kann ich im Ernstfall schmeißen.

Hatte 2 Liter sogenanntes Ginger-"Beer" (0% Alkohol) ganz schnell alle gemacht, es ist extrem heiß 20.30 Uhr im Zelt, das Wasser läuft an mir herunter. In der Nacht verstummen die meisten Geräusche, nur die Grillen zirpen - und in der Ferne das Tosen der Fälle!

Nächsten Morgen besehe ich die nahe Bahnstrecke, mache ein paar Fundstücke bei Kilometer 5. Das ist sicherlich mehr als ein Kilo was ich wieder mehr mit mir herumschleppe. Finde hinterher im Busch den Lagerplatz kaum wieder. Zwei Paraglider knattern durch den Morgenhimmel.
Ein Stück weiter ein Bahnübergang zum Touristen-Betrieb Wilderness Safaris Toka Leya, es kommt gerade ein überdachter Jeep der zwei sonnenbrillenbeschirmte junge Leute durch die Gegend kutschiert. Die haben wohl Entertainment gebucht - und das bekommen sie auch. Keinen Schritt zuviel, ohne eigene Initiative lassen die sich von vorn bis hinten rundum sorglos bespaßen.

                                 

Bei Klimbim, einem deutschen Barbetrieb an der M10, ist leider niemand anwesend. Auf welche Weise der alte Trabbi hierher gekommen ist - keine Ahnung. War hier vielleicht das Ende einer Weltreise damit?

Die Station Simonga (auch: Simoonga) bei Kilometer 16, es gibt keine weiteren Bahnanlagen. Auch hier wieder die angeschlagenen Betonschwellen über die ich zig Kilometer vorher bereits berichtete.

               

In Kasungula ruhe ich hinterm Abzweig zur Fähre bei einem Bier in einem Laden aus, kaufe 5 Reisklöße auf Vorrat. Dann gehts ein Stück zurück und an den vielen parkenden LKWs vorbei zur Fähre. Davor belabert mich schon wieder jemand, will mir anscheinend irgendwas andrehen. Zwänge mich mit dem Rad durch den schmalen Fußgängerzugang zum Fährgelände, schon wieder quatschen mich einige Typen voll. Keine Ahnung was die wollen, schiebe einfach weiter Richtung Fähranleger - da fangen die Typen mit grimmen Gesichtern wild an am Fahrrad zu zerren! Frage was das soll, wer sie denn seien - erst nach einer Weile stellt sich heraus daß das hier die zambischen Grenzbeamten sind. Die lassen mein Rad noch nicht mal los damit ich es irgendwo parken kann. Dafür lasse ich jetzt los, nun müssen sie die Karre auffangen und halten. Ich meine daß sie in Uniform viel besser kenntlich seien und es auch angebracht wäre wenn sie sich einfach vorstellten. Darauf sie: das bräuchten sie nicht! Jedenfalls beruhige ich mich schnell wieder, nicht so die Beamten. Fühlen sich wohl nicht genügend respektiert und nun findet an Ort und Stelle, im Passantenstrom, eine umfangreiche Zollkontrolle statt. Nachdem mein Paß visitiert werden meine Packtaschen ausgeleert bzw. in ihnen herumgewühlt, der Inhalt entsprechend kommentiert. Die NVA-Plane findet ihr Mißfallen, erst als ich entgegne daß es diese Armee seit fast 30 Jahren nicht mehr gibt ist das Thema erledigt. Als nächstes erregt der malawische Tabak ihr Mißtrauen, danach der Metalldetektor. Ebenso die verschiedenen Eisenbahn-Fundstücke. Die wollen mir fast noch Diebstahl anhängen, doch als ich meine das Zeug liegt an der Bahnstrecke herum ist das Problem auch erledigt. Als sie sich an die Fototasche heranmachen, die erste große Optik auswickeln werden sie plötzlich zurückhaltender, fragen ob ich als Fotograf für "National Geographic" unterwegs sei. Dazu sage ich nichts, darf alles wieder einpacken - und bin entlassen.

               

Das Ticket für die Überfahrt über den Sambesi kostet bloß 2 Kwacha! Die beiden Fähren fahren in schnellem Wechsel, halten nur ganz kurz um jeweils einen LKW aufzunehmen, wenn man nicht aufpasst ist die gleich wieder weg bevor man aufgesprungen ist. So gelingt es erst die dritte Fähre zu entern.

Botswana:

Kaum von der Fähre runter kommt als ich ein Foto machen will auch hier wieder jemand an und verlangt ein Permit!

Am Grenzübergang müssen alle durch eine Desinfektionslösung fahren - es heißt die Maul- und Klauenseuche wäre ausgebrochen. Da ich selbst dran vorbei gefahren war sollen nun meine Räder per Handspritze desinfiziert werden. Der Beamte probiert lange das Ding in Gang zu setzen, ziehlt zwischendurch mit der Düse versehentlich nach mir worauf ich meine er solle nicht mich sondern die Räder abspritzen! Da die Spritze nicht funktionieren will werde ich einfach weiter gewunken, muß nur meine Schuhe auf einer Matte abstreifen.

       

Vom Fähranleger ist es nicht weit bis Kasane, dort frage ich in der "Thebe River Safaris Lodge" nach einem Stellplatz für mein Zelt. Auf den dicht am Fluss Cuando (auch als Chobe genannt) der sich bei Kazungula mit dem Sambesi vereint gelegenen Plätzen 2 und 3 die ich zur Auswahl bekomme steht das Gras unter Wasser. An der Rezeption bietet man an ich könne mit auf Platz Nr. 8 wo ein ebenfalls allein reisender Mann sein Zelt hat - wir könnten uns den Platz teilen. Der junge Mann ist jedenfalls abwesend, als es dunkelt baue ich mein Lager ohne das mit ihm abzusprechen.

Der Betrieb hier ist recht groß. Auch eine Bar gibt es - mit üppigen Preisen. Zahle für einen Gin-Tonic und eine Cola 9 US-Dollar. Es gibt noch nicht mal einen Beleg. Auf die Frage nach w-lan sagt mir der Angestellte daß es ausgerechnet heute nicht funktioniert. Darauf ich: "Das höre ich jeden Tag!".

Ziehe danach nochmal mit dem Fahrrad los in den Ort, es ist längst finster als ich neben einem Store in einem Privathaus zwei kalte Flaschen Carling-Beer für US-Dollars erwerbe, als Wechselgeld bekomme ich meinen einzigen botswanischen Geldschein dieser Tour. Zurück im Quartier stellt sich dann allerdings heraus daß eine Flasche nicht ganz geschlossen war, somit das Bier in die Packtasche ausgelaufen ist!

Der junge Mann ist immer noch nicht zurück, mache mir fast Sorgen da seine Latschen den ganzen Tag vorm Zelt stehen. Dafür ist auf Platz 7 großer Betrieb nachdem die mit ihrem schweren Diesel angekommen - die halbe Nacht machen sie sowas wie eine Art Generalrevision und es geht laut her mit Ausräumen, Umräumen, Töpfe klappern, Autotüren schlagen, Holz kleinbrechen, Wasser laufen lassen, mehrfach Druckluft ablassen etc. Die Hauptstraße ist nicht weit und der Verkehrslärm dringt ebenfalls herüber.

Mein Nachbar kam spätnachts zurück. Frühmorgens mit der Dämmerung packe ich zusammen, da kommt er aus seinem Zelt und wir schwatzen eine Weile. Der Niederländer war den ganzen Tag auf einer feucht-fröhlichen Bootsfahrt, später noch bis nach Mitternacht in der Bar.

Mit Sonnenaufgang bin ich wieder auf der Piste, aus Kasane heraus an der Mülldeponie vorbei auf der A33 nach Ngoma/Namibia. Überall auf der Straße liegt Elefanten-Dung, bis zur Grenze sind es 57 km. Am Eingang zum Chobe National Park unterhalte ich mich mit dem Officer - es ist nicht erlaubt mit dem Rad durch den Wildpark zu fahren, nicht nur gab es hier gestern eine große Ansammlung von Löwen sondern gibts auch jede Menge Elefanten, wilde Büffeln, Hyänen etc. Muß also warten bis ich jemanden finde der mich mitnimmt. Das gestaltet sich allerdings schwieriger als gedacht, hier ist wenig Verkehr, ein paar Baufahrzeuge oder Touristen mit Wohnmobilen. Der Fahrer eines LKW mit großer Ladefläche meint es wäre kein Problem - nur eine Frage des Geldes! So dauert es eine ganze Weile bis ich dann auf einem Pick Up einen Platz finde, es geht mit bestimmt 100 km/h durch den Park. Viel zu sehen ist nicht, nur als eine Herde Büffel die Straße quert wird die von den wild hupenden Kraftfahrern rücksichtslos getrennt und von der Straße gedrängt...

Da der Caprivi-Zipfel mehrere hundert Kilometer lang, wenig abwechslungsreich ist, es mehr oder weniger nur geradeaus geht und ich keine Lust habe hier bei mehreren Übernachtungen Bekanntschaft mit den Wild- und Raubtieren zu machen - in den Flußgebieten kommen noch Krokodile und Flusspferde hinzu - entschließe ich mich am Grenzübergang einen Lift (sagt man hier zu einer Mitfahrgelegenheit) zu nehmen. Spare so sicherlich eine Woche Strampelei und habe dann noch genug Zeit für Namibia, brauche meinen Rückflug nicht umbuchen. Spreche einen Trucker an als ich sehe daß sein Container leer ist, frage ob ich bis Grootfontain mit kann - ich kann! Das Fahrrad hinten rein zu wuchten kein leichtes Unterfangen, muß absatteln und kriege alles nacheinander hochgestemmt.

Der Walfisbayer Willy ist zwar anfangs etwas maulfaul, doch später taut er auf und wir unterhalten uns angeregt die ganze Fahrt. Er war 5 Jahre bei der südafrikanischen Airforce als Transportflieger tätig (flog u.a. die Transall), ist heute noch Hobbyflieger - flog Mustang, Spitfire usw.

       

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ungefähre Route

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